| Guten Morgen, | | |
im vergangenen Jahr suchte der Nordseeort Wremen bei Cuxhaven einen ehrenamtlichen Wärter für den Leuchtturm »Kleiner Preuße« am Eingang des Kutterhafens. Die Bedingungen: Interesse an der Seefahrt, die Fähigkeit, Urlaubern und Tagesbesuchern Ebbe und Flut zu erklären, und Erfahrung im Umgang mit Wind und Wetter. Das Echo war schier überwältigend. 120 Menschen, unter anderem aus Hamburg, dem Allgäu und Australien, bewarben sich für den undotierten Job. Nun teilen sich zehn Leute den Dienst, darunter eine Frau, drei Berufstätige und sieben Rentner, die zuvor unter anderem als Unternehmensberater, Handwerker oder Meteorologe arbeiteten – nein, nicht was Sie jetzt denken: Unser Meteorologe wird aller Voraussicht nach von seiner »Fortbildung« zurückkehren. So lange macht Kollegin Neudecker das Wetter.
Zurückkommen wird auch die Studentin Julia Pie. Sie hat am Montag mit einem Koffer voller Bücher eine zweiwöchige Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Lübeck angetreten. Die 23-Jährige hatte die AfD-Politikerin Beatrix von Storch im November 2016 in Kiel mit einer Torte beworfen und war deshalb zu einer Geldstrafe von 150 Euro verurteilt worden. Sie weigerte sich, die Strafe zu bezahlen, und entschied sich für die »Ersatzfreiheitsstrafe«. Die Zeit wolle sie nutzen, um sich auf eine Klausur vorzubereiten. Rund 20 Unterstützer begleiteten Pie mit Transparenten und einer »Tortenwurfmaschine«. Laut Polizei gab es keine besonderen Vorkommnisse. Wir sind nun gespannt auf das Ergebnis der Klausur.
Und Olaf Scholz hat einen Traum. Unser Erster Bürgermeister würde, allem Abstiegskampf zum Trotz, die Spieler des HSV so gern in absehbarer Zeit zu einer Titelfeier empfangen. «Ich hoffe wirklich«, sagte Scholz der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung«, »dass ich nicht ewig im Amt bleiben muss, um das noch einmal zu erleben.«
»Es braucht eine Lösung, die zu Hamburg passt« Wie wir gestern berichteten, will ein Initiativkreis von vier Personen eine Genossenschaft gründen, um alle katholischen Schulen in Hamburg zu übernehmen. Wir haben mit Christian Bernzen gesprochen, Rechtsanwalt, Schatzmeister der SPD und seit seiner Jugend in der katholischen Kirche engagiert. Elbvertiefung: Herr Professor Bernzen, wieso wollen Sie die katholischen Schulen retten? Christian Bernzen: Ich finde es unangemessen, dass wenige Menschen über ein Projekt für alle entscheiden. Wir wollen deshalb eine Struktur schaffen, die offen und demokratisch ist. Also eine Genossenschaft, in der Kinder, Jugendliche und Erwachsene gemeinsam entscheiden. EV: Wie soll das rechtlich ablaufen? Wem gehören Schulen und Grundstücke dann? Bernzen: Ein neuer Schulträger muss die Immobilien nutzen können, in Miete oder Pacht oder mittels Eigentumsübertragung. Die Lehrerinnen und Lehrer gehören zu den Schulen, sie könnten aber einen neuen Arbeitgeber bekommen. Der können sie auch selbst mit sein, wenn sie Teil der Genossenschaft werden. EV: Wieso glauben Sie, dass Sie die Schulen besser führen können als das Erzbistum? Bernzen: Wenn eine so große Zahl an Menschen zusammenkommt, entstehen eine ganz andere Initiativkraft, andere Ideen, größeres Engagement. Das merken wir bereits jetzt. Viele haben sich bereits angeboten, ehrenamtlich mitzuhelfen, darunter auch Immobilien- und Organisationsexperten. EV: Und dieses Engagement vermissen Sie beim derzeitigen Schulträger? Bernzen: Eine solche amtlich verfasste Struktur hat immer den Nachteil, dass sie den Impuls auslöst: »Da wird sich schon jemand anderer drum kümmern.« Wenn sich Menschen gesehen fühlen, setzen sie sich auch viel stärker für etwas ein. Das aktuelle Schulsystem des Erzbistums ist hier weniger chancenreich. Es braucht zudem eine Lösung, die zu Hamburg und seinem Stil passt. Ordentlich gerechnet und mit ein bisschen Wagemut. EV: Wer muss sich in Ihrem Konzept um die notwendige Sanierung der Gebäude kümmern? Bernzen: Wir wollen erst einmal die Zahlen und die Bewertungsgrundlagen kennen. Es könnte sein, dass eine Mensa oder eine Turnhalle gebraucht werden, für die auch auf öffentliche Gelder zurückgegriffen werden kann. EV: Aber dass Sanierungsbedarf herrscht, darüber sind sich doch alle einig? Bernzen: Es gibt immer einen Investitionsbedarf, das ist klar. Wir werden versuchen, dafür Modelle zu entwickeln. Eines könnte sein, dass sich Fremde an den Kosten einer Sanierung beteiligen und wir ihnen dafür Miete zahlen. Mit dem Satz »Wir haben Sanierungsbedarf« bin ich jedenfalls noch nicht ausreichend zu beeindrucken. EV: Würden Sie mehr Schulgeld verlangen? Bernzen: Das glaube ich nicht. Die katholischen Schulen in Hamburg sind durch die Eltern vernünftig mitfinanziert. Es kommt darauf an, dass ein stimmiges Finanzkonzept erstellt wird. EV: Eines der anderen Probleme der Kirche sind die Pensionsrückstellungen; wie gehen Sie damit um? Bernzen: Wer Pensionsrückstellungen so rechnet, als ob sie aus dem aktuellen Ertrag der Schulen zu finanzieren sind, macht einen Fehler. Ich glaube, dass die Pensionslasten für die Vergangenheit am besten von den Strukturen getragen werden, die diese Pensionsverpflichtungen eingegangen sind. Hier sehe ich auch einen Raum für überdiözesane Solidarität. EV: Hatten Sie vor der Pressekonferenz am Freitag schon Kontakt zum Erzbistum? Bernzen: Wir haben mit dem Generalvikar geredet und sind weiterhin in einem ganz freundlichen Gespräch. Uns geht es einfach darum herauszukriegen, wie man diese Geschichte wieder vom Kopf auf die Füße stellen kann. Bis zum Ende der Woche werden wir bereits 500 Unterstützer haben. Ganz offenkundig ist das ein Anliegen vieler Menschen, die an solidarischer Gestaltung interessiert sind und nicht mehr alles Amtsträgern überlassen wollen. Uns geht es darum, Eigenverantwortung in den Blickpunkt zu rücken. Man könnte sagen: So geht Kirche vielleicht auch. |
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