Nahverkehr: Kostenlos - oder sicher, sauber und gut getaktet?

 
+ SPD auf Groko-Werbetour + Zwei neue Grundschulen für Eimsbüttel + HSV: Hoffmann neuer Vereinspräsident + Parkausweise: Antrag vom Sofa aus +
 

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Wir hoffen, Sie haben gestern genug Sonne getankt. Heute gibt es eine dichte Wolkendecke, am Nachmittag stellt sich dann leichter Schneeregen ein – Temperaturen um fünf Grad.
   
 
Guten Morgen,
 
Mark Spörrle
 
obwohl die Bundesregierung ihren Vorstoß schon wieder relativiert hat, ist das Thema kostenfreier Nahverkehr immer noch ein Thema. Völlig zu Recht. Anlass für die Idee aus Berlin war die Belastung unserer Städte durch Stickoxide und die drohende Klage der EU-Kommission wegen Nichteinhaltung der Luftreinhalterichtlinien. Und die meisten Experten halten es nun zwar für eine prima Idee, Busse und Bahnen zu bevorzugen. Aber die Leute umsonst fahren zu lassen, das sei doch viel zu teuer. Zumal: Wenn mehr Menschen öffentlich fahren würden, wäre das Nahverkehrsnetz überall quasi sofort überlastet und müsste wie wild ausgebaut werden.
 
Doch Antworten, woher das zusätzlich benötigte Geld kommen könnte, gibt es längst. Während Kommunalpolitiker sich »Freibusabgaben« für alle Einwohner vorstellen (wodurch die Busse dann eben nicht mehr »frei« wären) oder eine Finanzierung durch den Bundeshaushalt, also durch alle von uns, die Steuern zahlen, fordert etwa Greenpeace, die Subventionen für Dieselkraftstoff abzuschaffen. Margret Hucko verlangte auf »Spiegel Online« den Wegfall des Dienstwagenprivilegs. Und höchst fraglich ist auch, ob man die Verursacher des ganzen Schlamassels, die Hersteller von Dieselfahrzeugen, wirklich so billig davonkommen lassen will. Allein schon für den knallschotigen Vorschlag einiger Lobbyisten – pardon: Experten! –, für das Umrüsten der Dieselautos sollten nun die Steuerzahler aufkommen und nicht die Autohersteller, müsste man Letzteren sämtliche in den letzten 30 Jahren gebaute Autobahnen in Rechnung stellen. Plus Zinsen.
 
Beispiele, wo und wie es funktioniert mit dem kostenlosen Nahverkehr, gibt es auch. In der estnischen Hauptstadt Tallinn dürfen (gemeldete) Bürger kostenlos Bus und Bahn fahren. Aus der Innenstadt sind die meisten Staus verschwunden, und laut Stadtverwaltung werden die fehlenden Einnahmen für Fahrkarten durch die Steuern der neu gemeldeten Einwohner nicht nur kompensiert; es bleibe sogar Geld übrig. Im Zentrum der australischen Stadt Melbourne ist das Fahren mit der Straßenbahn gratis. Die Stadt sagt, so spare man Geld: Es führen Zehntausende Autos weniger durchs Zentrum, die Straßen müssten weniger oft repariert werden, die Luft sei deutlich besser, man benötige keine Fahrkartenautomaten, Fahrkartenkontrolleure und Verfahren gegen Schwarzfahrer, und es kämen mehr Touristen.

Doch wenn auch Sie jetzt sagen: Der öffentliche Nahverkehr muss aus meiner Sicht gar nicht mal umsonst sein, nur zuverlässig, sauber, sicher und viel besser ausgebaut: Sie sind nicht allein. Schauen Sie mal auf die Ergebnisse der Umfrage von ZEIT ONLINE.  

 


SPD auf Groko-Werbetour in Hamburg
 
Genossen, jetzt seid ihr gefragt! Ab morgen stimmt die SPD-Basis per Briefwahl über den Koalitionsvertrag mit der Union ab. Die Parteispitze wirbt nun eifrig um Zustimmung für eine neue große Koalition – auch in Hamburg: 700 Sozialdemokraten aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Nordniedersachsen pilgerten am Samstag zur ersten von sieben »Regionalkonferenzen« in die Messehallen. Ein Heimspiel für die designierte SPD-Chefin Andrea Nahles und Olaf Scholz, kommissarischer Vorsitzender und Bald-schon-Finanzminister? Schließlich gilt die Hamburger SPD als konservativ und einer Groko-Neuauflage nicht abgeneigt. Redebedarf gab es trotzdem: Drei Stunden lang sprachen die Parteioberen zu und mit den Besuchern und appellierten an deren Kämpfergeist (Nahles: »Wir sind eine Zukunftspartei!«). Diskutiert wurde an Stehtischen, Themen waren »Die Arbeitswelt von morgen« oder »Eine neue Europapolitik«, über allem schwebte aber auch eine Frage: Wie kann sich die SPD erneuern, wenn sie wieder mitregieren muss? Kritik habe man »auf jeden Fall auch gehört«, versicherte Nahles später – dass Juso-Chef Kevin Kühnert, derzeit wohl prominentester Groko-Kritiker, nicht beim Treffen dabei war (sondern auf No-Groko-Werbetour), störte aber vermutlich auch nicht. Scholz gab sich indes optimistisch: Nach seinem Eindruck fänden »die allermeisten«, es liege ein sehr guter Koalitionsvertrag auf dem Tisch, der viele Chancen für Deutschland eröffne. Denken die Genossen wirklich so? Journalisten durften in die Messehallen zwar nicht rein, die Kollegen von ZEIT ONLINE haben sich vor dem Gebäude aber mal unter den Parteimitgliedern umgehört.
 
   
   
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Zwei neue Grundschulen für Eimsbüttel
 
Es gibt Neues zur Lage der Schulen in Hamburg – keine Sorge, diesmal keine Hiobsbotschaft: Während das Erzbistum acht katholische Schulen schließen will, gründet die Stadt zwei neue Grundschulen für insgesamt 700 Schüler in Eimsbüttel. Im August 2019 startet die Wolfgang-Borchert-Schule in der Schwenkestraße ins erste Schuljahr, die Grundschule Telemannstraße nimmt zwei Jahre später den Betrieb auf. Neu gebaut wird nicht; zwei 100 Jahre alte, leer stehende Schulgebäude sollen saniert und modernisiert werden. Hintergrund sind steigende Schülerzahlen, was sich offenbar besonders in Eimsbüttel abzeichnet: Wurden 2012 dort noch 550 Erstklässler eingeschult, waren es in diesem Jahr 700. Junge Familien mit Kindern zögen eben nicht mehr an den Stadtrand, dies liege auch am verstärkten Wohnungsbau, erklärte Schulsenator Ties Rabe – und bei zwei neuen Schulen werde es wohl nicht bleiben: 2017 besuchten 195.176 Schüler die allgemeinbildenden Schulen der Stadt, das sind über 2000 mehr als im Vorjahr. Das Wachstum ist auch auf Geflüchtete, Zuwanderer und Gastschüler aus Schleswig-Holstein zurückzuführen. Kritik kam von der CDU, die den »großen Wurf in der Bildungspolitik« vermisst: »Die katholischen Schulen sollen zum Teil geschlossen werden, den bestehenden Schulen in der Nachbarschaft droht damit der Kollaps«, so Birgit Stöver. Doch Rabe gibt sich entspannt: Da von den Schließungen betroffene Schüler nördlich der Elbe lange Schulwege in Kauf nähmen, könne das staatliche Schulsystem sie schon auffangen. Südlich der Elbe sei das anders, innerhalb der nächsten drei Monate wolle man dort »die Schulbauplanung anpassen«. Allerdings: die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen stehen noch aus.

 


HSV: Hoffmann neuer Vereinspräsident
 
Es ist lange her, dass sich der HSV mit Konkurrenten ein Kopf-an-Kopf-Rennen um eine Spitzenposition liefern konnte – doch gestern stand nicht der Kampf um einen Tabellenplatz an, sondern der ums Präsidentenamt. Ex-Vorstandsboss Bernd Hoffmann forderte den Amtsinhaber Jens Meier heraus. Mit Erfolg: Bei der Mitgliederversammlung setzte er sich mit 585 zu 560 Stimmen gegen Meier durch. Der Personalwechsel ist ein Richtungsentscheid: Hoffmann steht für Veränderung, Meier für Kontinuität. Und so lobte Letzterer sich erst einmal selbst – der HSV sei auf einem guten Weg, denn seit vier Jahren schreibe der Verein schwarze Zahlen. »Ein Weiter-so kann es nicht geben. Wir brauchen eine Umkehr!«, forderte indes Hoffmann. Er könne nicht erkennen, dass die Kontinuität der letzten Jahre den Verein »irgendwie nach vorne oder nach oben« gebracht habe. So oder so: Beide Kandidaten polarisierten. Als das Ergebnis verkündet wurde, mischten sich Pfiffe und Buhrufe unter den Jubel im Saal. Von 78.000 Mitgliedern kamen allerdings auch nur 1252 zur Abstimmung – nicht mal das Profiteam schaute vorbei.
Vielleicht mussten sich die Spieler noch von der 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen vom Samstag erholen, dem zehnten sieglosen Spiel in Folge, das nicht nur aus sportlicher Sicht blamabel war: Während des Spiels hatten einige Fans versucht, den Platz zu stürmen, andere hängten ein Banner auf mit den Worten: »Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt.« Sportchef Jens Todt fand dafür klare Worte: »Hier wurde eine Grenze überschritten. Das dürfen wir nicht tolerieren.« Allerdings.
 
   
   
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Parkausweise: Antrag vom Sofa aus

Parken in der Stadt soll für Anwohner leichter werden. Den Anfang macht St. Pauli mit der Ausweitung des Anwohnerparkbereichs (wir berichteten). Weitere Anwohnerparkzonen, etwa um den Flughafen oder in Eimsbüttel, sollen in absehbarer Zeit dazukommen. Wird jetzt für Anwohner also alles gut – vorausgesetzt, es wird endlich ordentlich kontrolliert, zügig abgeschleppt und man ist bei der Parkplatzsuche schneller als seine Nachbarn? »Nicht hinzunehmen finde ich die unsägliche vorsintflutliche und überhaupt nicht kundenfreundliche Ausgabe der Parkausweise«, beschwert sich ein Leser. Besonders perfide sei dabei, dass man den alten Parkausweis mitbringen und mit den Öffentlichen kommen solle, während das Auto ausweislos herumstehe. Dass die fünf Ausweisausgabestellen des Landesbetriebs für Verkehr (LBV) nicht gerade zentral liegen, schürt den Unmut noch mehr. Unser Leser fordert die Digitalisierung: »In anderen Städten geht das doch schon, da werden die Ausweise zugesandt!« Überraschung: In Hamburg geht das jetzt auch! Seit Anfang Januar können alle Anwohnerparkausweise online beantragt und bezahlt werden. Sie werden dann nach Hause geschickt. »Bislang ist das eher online light«, verrät der stellvertretende LBV-Geschäftsführer Andreas Schorling. »In absehbarer Zeit soll alles so automatisiert sein, dass das Selbstausdrucken möglich ist.« Pinneberger, macht euch keine Hoffnungen: Die Daten werden natürlich überprüft.
   
   
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Mittagstisch
 
 
Von langen Nudeln und Stäbchen
 

Gar nicht so einfach, die langen Nudeln mit den Stäbchen aus der Suppe zu fischen und in den Mund zu befördern. Beim ersten Mal sollte man vielleicht nicht seine Lieblingsbluse tragen. Seit einem guten halben Jahr kann man in dem von zwei Deutschen betriebenen Kokomo Noodle Club mittags japanische Nudelsuppe schlürfen. »Wow, intense«, ruft eine Frau am Nebentisch nach dem ersten Löffel, und in der Tat: Die Ramen sind hocharomatisch und schmackhaft. Spannend, wie die einzelnen Zutaten nebeneinander ihren Platz finden, ohne vermengt und verkocht zu sein. Bei der veganen »Green Machine« (10 Euro) sind es frittierter Tofu, Mais, Umami-Tomate in einem Shoyu-Fond, beim »Tokyo Chicken« (10 Euro) Biohähnchen, gebratene Shiitake-Pilze und Sprossen in einem Miso-Fond. Mittags kommen für einen Aufpreis von 3 Euro wahlweise scharfer Kimchi oder Wakame-Gurken-Salat und ein Glas Eistee dazu (viel Eis, wenig Tee). Von der Decke des renovierten Altbaus baumeln rote und weiße Lampions; kontraproduktiv ist allein die Musik, lässt sie doch den Fuß zucken, anstatt ihn zur Ruhe kommen zu lassen.
 
St. Pauli, Kokomo Noodle Club, Clemens-Schultz-Str. 41, So–Do 12–22 Uhr, Fr, Sa 12–23 Uhr
 
Elisabeth Knoblauch
 
Alle Mittagstische im ZEIT Gastroführer
 
Gastro-Karte
 
   
   
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Was geht
 
 
 
»Kammermusik mit Kontrabass: In der Kammermusik ist der Kontrabass eine echte Rarität. Außerhalb des Orchesters ignorieren die meisten Komponisten das tiefste Streichinstrument, obwohl einige vorgemacht haben, wie grandios es klingt; zum Beispiel Antonín Dvořák mit seinem Streichquintett in F-Dur. Unbekannte und kaum gespielte Werke mit Kontrabass erweckt das fabergé-quintett zum Leben, das 2014 den Echo Klassik in der Kategorie »Kammermusikeinspielung des Jahres« gewann.
Kulturkirche Altona, Bei der Johanniskirche 22, 19.30 Uhr, 20 Euro
»Helfer im Hospiz: Wer kümmert sich um schwerkranke und sterbende Menschen in Hamburg? Was macht ein ambulanter Hospizdienst? Wäre diese ehrenamtliche Arbeit etwas für Sie? Sterbebegleiter berichten von ihren Erfahrungen: »Einblicke in die Hospizarbeit«.
Goldbekhaus, Bühne zum Hof, Moorfuhrtweg 9, 19.30 Uhr, Eintritt frei
»Künstler-Herz: Hinter die Kulissen der Kunst und in sich hinein schauen – schlägt dort ein Künstlerherz? Beim Workshop »Artists Little Helper« greift der Nachwuchs (16–26 Jahre) zu optischen Hilfsmitteln bei der Bildproduktion. Alte und neue Techniken stehen im Fokus: von der Camera obscura über die Camera lucida bis zur App.
Haus der Photographie, Dunkelkammer, Deichtorstraße 1–2, Di/Mi, 16–19 Uhr, 20 Euro
»Kabarett-Wahnsinn: »Rein ins Theater, raus aus den Schuldgefühlen!«, fordert Lars Reichow. Mit seiner Kabarettshow »Lust« will er den Bauch auf den Kopf setzen. Die Hoffnung verkauft die Tickets. Die Vernunft hat reserviert. Die Liebe hat noch zu tun, will aber im zweiten Teil mit Wahnsinn dazustoßen. Und dann …
Alma Hoppes Lustspielhaus, Do, 20 Uhr, Tickets online und unter 040/55 56 55 56
»Klabauter-Theater: In der zwanzigjährigen Geschichte des Klabauter Theaters ist dies etwas ganz Besonderes – zum ersten Mal kommt ein Stück aus der Dramenliteratur im Originaltext auf die Bühne; »Endspiel« von Samuel Beckett. »Auch um mit Vorurteilen aufzuräumen, Theater mit Darstellern mit Behinderungen sei grundsätzlich anders als das, was auf den renommierten Sprechtheaterbühnen läuft«, erklären die Macher.
Klabauter Theater, Jungestraße 7a, Premiere am Sa, 20 Uhr, Tickets unter 040/253 04 63 13
 
 
 
   
   
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ZEIT für die Schule
   
   
 
 
Hamburger Schnack
 
 
Drei etwa 16-jährige Jungs spazieren durch den Lohmühlenpark zum Bahnhof Berliner Tor. »Ich hab ’ne Vier in Mathe«, sagt einer von ihnen. »Aber das stört mich nicht – die Vier ist die Eins des kleinen Mannes.«

Gehört von Michael Reese
 
 
   
   
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Edition
   
   
 
 
Meine Stadt
 
 
 
 
Hamburg ist eine Stadt des Wassers #ungerührtdemWintertrotzen

Foto: Paul Dietrich
 

Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de
 
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Morgen lesen wir uns wieder, wenn Sie mögen!

Ihr
Mark Spörrle
 
 
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