AfD will Gendersprache abschaffen

 
+ Parken auf St. Pauli bald leichter – für Anwohner + Rechnungshof rügt fehlende Fachkompetenz und zu viel Friedhofsfläche + »Mein Wunsch für Hamburg« vom Meteorologen + Sturm auf die SPD-Zentrale + Vom Nähprojekt zum Jungdesigner +
 

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Verbreitet sonnig. Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Das ist es, was uns an diesem Dienstag aller Voraussicht nach erwartet. Und das, obwohl Ihre Annahme, das Wintersonnenkontingent für Hamburg habe sich bereits in der vergangenen Woche erschöpft, durchaus nachvollziehbar ist. Dazu gibt’s knackige 3 Grad und schwachen Wind. Falls nicht: #ungerührtdemWintertrotzen
   
 
Guten Morgen,
 
Annika Lasarzik / Foto: Gretje Treiber
 
falls Ihnen in diesen Tagen ein paar schräg gekleidete Spinner in der City auffallen, keine Sorge: Es handelt sich höchstwahrscheinlich um Jecken. Und auch wenn sich »Jeck« gefährlich anhört, die meisten sind ganz harmlos, denn sie wollen nur eins: feiern. Nämlich den Karneval (der in Hamburg nicht so heißt). Oder den Fasching (den es hier nicht gibt). Schon daran erkennt man: In Hamburg hat man es als Narr nicht so leicht. Die Kostümparty LiLaBe war akut in Gefahr, findet jetzt zwar statt, aber erst in knapp zwei Wochen. In Trittau gibt es den Lumpenball, allerdings erst am 3. März – wer also gestern, am Rosenmontag, mit Gleichgesinnten feiern wollte, dem blieb entweder der Pappnasen-Express nach Düsseldorf und Köln mit Partywagen, DJs, Bars, Begrüßungsgetränk und sechs Stunden Aufenthalt im närrischen Rheinland. Oder der Straßenumzug in Marne.

Marne? Ein kleiner Ort an der Nordsee, der jeden Rosenmontag über sich selbst hinauswächst. Auch gestern war hier wieder die Hochburg des norddeutschen Karnevals: Mit Samba-Rhythmen, Schlagern und Marschmusik feierten rund 20.000 Menschen zwischen Kohlfeldern und Weideflächen das »närrische Finale«, zum Dithmarscher Narrenruf »Marn hol fast« flog nicht Kohl, nein, flogen Kamelle und Konfetti durch die Luft. Narren stürmten das Rathaus. Kurz: Es war es ein rauschendes Fest. Wer einen Schirm dabeihatte, musste nur immer wieder entscheiden, ob er sich damit vor Regen und Hagel schützen oder Bonbons und Weingummis fangen wollte. Und da sage einer noch was vom freudlosen Norden ...

 


Fehlende Fachkompetenz – und zu viel Friedhofsfläche

Der Hamburger Rechnungshof hat der Hansestadt für 2016 zwar redliche Bemühungen, aber zugleich viel Nachholbedarf attestiert. Bei der Vorstellung des Jahresberichts monierte Rechnungshofpräsident Stefan Schulz etwa überhöhte Abrechnungen von Hilfsorganisationen und Dienstleistern bei der Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen, die fälschlichweise beglichen worden seien. Immerhin: Die Innenbehörde habe nachträgliche Kontrollen zugesichert und prüfe Rückforderungsansprüche. Im Falle der HSH Portfoliomanagement AöR, der Abwicklungsgesellschaft für die HSH Nordbank, kritisierte der Rechnungshof: Im Verwaltungsrat mangele es an Mitgliedern mit der notwendigen Fachkompetenz (!). So erklären sich die Prüfer, dass der Wert des Portfolios binnen eines halben Jahres von 2,4 Milliarden Euro auf 1,9 Milliarden Euro sank. »Wir sind dankbar, dass nun auch der Rechnungshof den Finger in die Wunde legt«, sagte dazu Sabine Glawe vom Bund der Steuerzahler Hamburg und ergänzte: »Wenn der Staat seiner Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler gerecht werden will, hat er dafür Sorge zu tragen, dass das verantwortliche Personal auch über die notwendigen Kompetenzen verfügt.« Etwas überraschend kam die Erkenntnis des Rechnungshofs daher, dass Hamburg etwa 660 Hektar überflüssige Friedhofsflächen vorhalte. Es sei zu prüfen, ob diese nicht anderen Nutzungen zugeführt werden könnten (wie wäre es mit Parks oder Hundeauslaufflächen?). Weniger unerwartet fiel dagegen die Feststellung aus, dass das Prinzip des kostenstabilen Bauens nicht immer greift. Das Beispiel: Die Erneuerung der Harburger Hafenschleuse habe statt der veranschlagten knapp 11,8 Millionen Euro rund 31 Millionen Euro verschlungen. Das Urteil des Rechnungshofs: »Oberflächliche Bestandsaufnahme« zog »unzureichende Planung« nach sich und schließlich »mangelhafte Leistungsbeschreibung«. Sechs, setzen!
 
   
   
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Gendersprache für AfD nur »Spielerei«

Ring frei für die nächste Runde in der Genderdebatte! Die Hamburger AfD schwingt verbal die Fäuste und entfacht den Diskurs neu, den Antonia Niecke, Vorsitzende der Jungen Union in Hamburg, schon im Oktober lostrat und für den sie heftig gerügt wurde. Die AfD fordert: zurück zur Männlichkeit, zum generischen Maskulinum in der Verwaltungssprache. In allen öffentlichen Angelegenheiten solle fortan das große Binnen-I (wie bei SportlerInnen), das *-Zeichen (wie bei Sportler*innen), das x-Suffix (Studierx, Professx) keine Verwendung mehr finden, insistiert die AfD in ihrem Bürgerschaftsantrag. »Die abstruse und ideologiebetriebene Gendersprache ist bevormundend, unverständlich und häufig albern. Deshalb lehnen wir diese behördlich verordnete ›Zwangsbeglückung‹ als Eingriff in die natürlich gewachsene Kultur und Tradition unserer Sprache ab«, meint AfD-Vorsitzender Alexander Wolf. »Welche Tradition der Sprache?«, fragt hingegen Almut von Woedke, die in Hannover die Vernetzungsstelle für Gleichberechtigung, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte leitet. »Sprache lebt und verändert sich, das zeigt jede Neufassung des Duden. Wir werden uns sprachlich in die Richtung Gendergenauigkeit bewegen.« Sie verweist auf die Debatten der Einführung eines dritten Geschlechts und die Notwendigkeit, auch dort eine sprachlich genaue Bezeichnung zu finden. Die Rückkehr zum generischen Maskulinum empfände sie als rückwärtsgewandt: »Da will jemand die Welt haben, wie sie nicht mehr ist.« Die pauschalisierte  Ansprache mache die anderen Geschlechter unsichtbar. Die AfD sieht das anders. Es leuchte nicht ein, dass das Gebot der rechtlichen Gleichbehandlung von Frauen und Männern das grammatikalisch richtige generische Maskulinum entsorgen soll. Sie fordert vom Senat, »die Spielereien mit Geschlechtern und Zeichen im internen und externen Schriftausdruck der Verwaltung zu beenden«.
 
 


Parken auf St. Pauli bald leichter – für Anwohner

Parken auf St. Pauli soll noch in diesem Frühjahr sehr viel leichter werden – zumindest für Anwohner. Das Parkplatzangebot für Menschen, die im Stadtteil leben, wird laut Landesbetrieb Verkehr (LBV) extrem vergrößert: von derzeit 800 auf 4100. Während St. Paulianer die Stellplätze künftig für eine Jahresgebühr von etwa 30 Euro nutzen dürfen, wird es für Besucher eine Neuerung geben: kostenpflichtiges Parken – und zwar überall im Stadtteil. Künftig soll dort die größte Anwohnerparkzone Hamburgs entstehen. Dazu will der LBV 90 Automaten aufstellen, welche die Parkwilligen mit zwei Euro pro Stunde füttern müssen. Und nach drei Stunden gilt es, den Platz wieder zu räumen. Das sorge dafür, dass Bewohner und Kurzzeitparker wieder leichter einen Parkplatz finden, ist der LBV überzeugt und hofft, mit dieser Maßnahme der Verknappung des Parkraums auf St. Pauli durch Touristen und Besucher angemessen zu begegnen. Wo genau der Parkraum besonders knapp ist, ermittelt die Behörde aktuell in einer Umfrage unter Bewohnern. Beim ADAC Hansa begrüßt man die Pläne. »Der Parkdruck kann so reduziert werden«, sagte uns Sprecher Christian Hieff, »allerdings darf das keine Einzelmaßnahme sein, sondern muss eingebettet werden in ein Gesamtkonzept mit einem Parkleitsystem und einem Park-and-Ride-Angebot.« Man müsse die Planungen im Detail abwarten. Ähnliche Parkzonen sind geplant für das Gebiet um den Flughafen sowie für Karo- und Schanzenviertel, Billstedt und Ottensen.
 
   
   
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Sturm auf die SPD-Zentrale

Wieder Bambule bei der SPD. Diesmal kam der Stress nicht aus dem Inneren der Partei selbst, es waren auch keine verirrten Marner Rosenmontagsnarren unterwegs: Linke Aktivisten besetzten gestern Nachmittag kurzzeitig die Hamburger SPD-Zentrale. Mit bengalischen Feuern und einem Transparent äußerten sie ihren Protest. Der richtete sich aber nicht – man könnte es ja durchaus meinen – gegen den aktuellen Personal-Hickhack der Partei, sondern gegen die deutsche Kriegsbeteiligung durch Rüstungsexporte. Eine Hundertschaft der Polizei beendete die Aktion. Und nein – den Streit innerhalb der SPD muss man anders lösen.

 


Vom Nähprojekt zum Jungdesigner

An die Nähmaschine, fertig, Pop-up-Store! Wenn sich am Freitag für zwei Tage die Türen zur Kollektionsausstellung mit Verkauf (die Preise bestimmen die Käufer selbst) in Altona öffnen, werden ein paar Jugendliche mächtig stolz sein. Sie haben im vergangenen Jahr, unterstützt von Pädagogen, Schneiderinnen und einer Modedesignerin, 30 Einzelstücke entworfen und angefertigt – von T-Shirts mit sozialkritischen Statements à la »Your Dream is my Life, Bitch«, Strickpullovern, Blusen und Denim-Artikeln. Strippenzieher hinter dem Social-Fashion-Label Vagabunt.Hamburg ist der Verein Basis & Woge, der Jugendliche und junge Erwachsene in prekären Lebensverhältnissen mit sozialen Angeboten unterstützt. Die Jungdesigner, zwischen 15 und 21 Jahre alt, haben alle eine ganz eigene, nicht einfache Lebensgeschichte, sind ehemalige Straßenkinder, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Mädchen mit familiären Gewalterfahrungen. »In dem Projekt lernen sie, etwas nicht nur anzufangen, sondern auch fertigzubringen, Kontinuität. Und das gemeinsam mit Menschen, mit denen sie sich außerhalb des Projekts wohl eher nicht anfreunden würden«, erzählt Suzanne Darouiche, Modedesignerin und Mitglied des Projektteams. Die 30 jungen Hamburger wollen zeigen, was sie entwickelt haben – und damit auch sich selbst. »Die Jugendlichen werden oft nur als problematisch wahrgenommen. Die Defizite stehen im Fokus. In der Ausstellung können sie jetzt zeigen, dass sie Talente haben, kreativ sind, etwas auf die Beine stellen können«, sagt Darouiche.
   
   
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»Mein Wunsch für Hamburg«
 
 
 
vom Meteorologen
 
»Ich wünsche den Hamburgern ein Jahr lang genau das richtige Wetter – und falls es anders kommt, den Langmut und den Humor, das zu ertragen. Meinen Kollegen bei der ZEIT:Elbvertiefung dagegen wünsche ich genau das Wetter, das sie verdienen!«

Der Meteorologe, seit 1999 im Job, ist noch auf Fortbildung an der Nordsee. Er möchte nicht, dass derzeit ein Foto von ihm erscheint.
Mit diesem Beitrag endet unsere Serie »Mein Wunsch für Hamburg«
 
 
Kaffeepause
 
 
Kaffee mit Hafermilch

Eigentlich kommt der Mann hinter dem Tresen des Playground nur ins Schwärmen, wenn er über seine eigenen Produkte, seinen Kaffee also, spricht. Vor einiger Zeit aber hat er eine Hafermilch entdeckt, die die perfekte Ergänzung dazu ist: die aus Schweden stammende »Oatly«. Wer Hafermilch schon einmal probiert hat, denkt wahrscheinlich eher an ein dünnflüssiges, ein wenig zum Säuerlichen neigende Erzeugnis und nicht an eine sämige, konturenreiche Angelegenheit von beeindruckender Süße. »Oatly« stammt aus Schweden und wird schon seit den 90er Jahren aus Biohafer erzeugt. Und sie passt, nicht zu heiß aufgeschäumt, perfekt zu dem im Playground aus eigener Röstung angebotenen Kaffee der sogenannten dritten Generation: Nicht zu dunkel geröstet finden sich in ihm fruchtige Komponenten. Als Cappuccino mit Hafermilch für 3,40 Euro oder auch mit herkömmlicher Kuhmilch. Der Kuchen ist am Testtag noch nicht eingetroffen, da er aber von dem bekannten Cafe Il Quarto Stato aus Othmarschen stammt, besteht kein Zweifel daran, dass er köstlich ist.

St. Pauli, Playground Coffee, Detlev-Bremer-Straße 21, Mo–Fr 9–18 Uhr, Sa+So 10–18 Uhr
 

Elisabeth Knoblauch

 
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Was geht
 
 
 
»Wie einst im Mai: Operettenhits lauschen und dabei den ganzen Abend lang seufzend in den Sternenhimmel blicken – viel zu kalt? Nicht in den weichen Sesseln unter der Kuppel des Planetariums, wo der Engelsaal zur Sternennacht einlädt. Bei »Schlösser, die im Monde liegen« wird es garantiert warm ums Herz.
Planetarium, Linnering 1 (Stadtpark), 20 Uhr, 28 Euro VVK
»Fremde Familie: Schicksalhafte Begegnungen von Eigenbrötlern, damit hat Nina Sahm als Schriftstellerin schon gute Erfahrungen gemacht. Jetzt hat sie wieder so einen Fall und stellt ihren dritten Roman »Das Alphabet meiner Familie« vor.
Stories!, Straßenbahnring 17, 19.30 Uhr, 5 Euro
»Ach, du Schande: Wer »Unzucht« betrieb, wurde kahl rasiert und mit einem Schild behängt. Freche Schulkinder mussten in der Ecke stehen. Heute feiert der Pranger sein digitales Comeback. Das Buch »Die Politik der Demütigung – Schauplätze von Macht und Ohnmacht« erzählt aus 250 Jahren gesellschaftlicher Ächtung. Im Philosophischen Salon erklärt Autorin Ute Frevert, wie beschämend aktuell das ist.
Literaturhaus, Schwanenwik 38, 19 Uhr, 12 Euro VVK
»Koalition und Kultur: Eine neue Groko schickt sich an, Deutschland zu besseren Chancen zu verhelfen. Was springt dabei für die kreativen Szenen raus? Das Kulturforum Hamburg wirft einen kritischen Blick auf die Sondierungsergebnisse und stellt dar, welche Wünsche zwischen Willkommenskultur und »Leitkultur« noch offen bleiben.
Kampnagel, Jarrestraße 20, 19 Uhr, Eintritt frei
 
 
 
 
 
   
   
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Hamburger Schnack
 
 
Vor einer Anwaltskanzlei in der Nähe des Jungfernstiegs unterhalten sich drei Herren. Die Einschätzung des einen, »in München wär das aber echt besser gelaufen«, quittiert eine ältere Dame im Vorbeigehen nur mit einem: »So ’n Tüddel, was soll denn an München wohl besser sein!«.

Gehört von Gabriele Schmidt
 
 
 
 
Meine Stadt
 
 
 
 
Hat Stephan Balkenhol auch am Övelgönner Elbstrand seine Skulpturen aufgestellt?

Foto: Karl-Heinz Kuke
 

Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Morgen lesen wir uns wieder, wenn Sie mögen!

Ihr
Mark Spörrle
 
 
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