ExStra-Überraschung aus Hannover I Lawrence Bacow neuer Harvard-Präsident I Bildungsökonomin Katharina Spieß beantwortet 3 1/2 Fragen I Gastkommentar von HU-Vize Eva Inés Obergfell

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
wer wird denn nun neuer Chef oder neue Chefin des BMBF? Erst war Hubertus Heil im Gespräch, dann Hermann Gröhe, nun auch Jens Spahn ... Wir warten jetzt erst einmal ab, wen die Bundestrainerin wirklich aufstellt, und ob die SPD-Mitglieder dem Koalitionsvertrag zustimmen. Ganz sicher: Es wird sich jemand finden. Einen neuen Chef gefunden hat die berühmteste Uni der Welt. Lawrence Bacow wird neuer Präsident der Harvard University. Die Bildungsökonomin Katharina Spieß hat unsere 3 ½ Fragen beantwortet, und Eva Inés Obergfell, die Vize-Präsidentin der Humboldt-Universität, meldet sich im Gastkommentar zu Wort.
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
ExStra-Überraschung aus Hannover
Nächsten Mittwoch wird es ernst: Dann müssen die Universitäten ihre Vollanträge in der Exzellenzstrategie einreichen. 41 Hochschulen mit 88 Antragsskizzen hatte das internationale Expertengremium Ende September für die Endrunde zugelassen. Ebenfalls nächste Woche fällig: die Absichtserklärungen für die zweite Förderlinie. 29 der 41 Universitäten könnten sich theoretisch noch um den Exzellenzstatus bewerben. Jan-Martin Wiarda hat sich umgehört und schreibt in seinem Blog, wer an den Start geht – und wer nicht. Die größte Überraschung: Neben den Berliner Universitäten wird es, so am Ende die bewilligten Cluster reichen, einen zweite Verbundbewerbung geben: Hannover (Uni plus MHH). 
  
 
 
Mehr minderjährige Studenten
Die Zahl der Minderjährigen unter den Studenten in Sachsen-Anhalt ist gestiegen, wie die Mitteldeutsche Zeitung berichtet, aber noch immer extrem niedrig. Im Wintersemester 2016/17 waren demnach 40 minderjährige Studenten eingeschrieben. Im Jahr 2006 vor der Einführung des Abiturs nach zwölf Schuljahren in den westdeutschen Ländern studierte lediglich ein 17-Jähriger in Sachsen-Anhalt. Der Anteil Minderjähriger an den über 54.000 Studenten bleibt mit rund 0,07 Prozent aber marginal. Auch deutschlandweit steigt die Zahl der nicht volljährigen Studenten. Seit 2004 hat sich ihre Zahl mehr als verzehnfacht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren im Wintersemester 2016/17 mehr als 4200 Minderjährige für ein Studium eingeschrieben, das sind aber nur knapp 0,15 Prozent aller Studenten.
  
 
 
Solidarische Philosophinnen und Philosophen
Wie TVSTUD berichtet, eine Website der Gewerkschaften GEW und ver.di, haben sich die Professorinnen und Professoren des Instituts für Philosophie in einem Brief an Sabine Kunst, die Präsidentin der Humboldt-Universität, mit dem Streik der Tutorinnen und Tutoren für mehr Geld und kleinere Tutoriengruppen solidarisch erklärt.
  
 
 
HRK fordert Aufhebung der Todesstrafe für iranischen Wissenschaftler 
Das oberste Gericht des Iran hat den Antrag abgewiesen, die gegen den seit fast zwei Jahren inhaftierten Wissenschaftler Ahmadreza Djalali verhängte Todesstrafe zu überprüfen. Der Präsident der HRK Horst Hippler hat daraufhin abermals die sofortige Aufhebung der Todesstrafe sowie die bedingungslose Freilassung des Wissenschaftlers gefordert. „Zweifelsohne bieten die Wissenschaftsbeziehungen zum Iran großes Potential“, so Hippler. „Die Wahrung der akademischen Freiheiten und der Schutz der Menschenrechte sind jedoch Grundbedingungen der Kooperation.“
  
 
 
Wissenschaft tickt anders als Politik
Dass in der Politik und der Wissenschaft unterschiedliche Spielregeln gelten, darauf weist der Kölner Philosophieprofessor Thomas Grundmann in einem lesenswerten Gastkommentar für die DUZ hin (nachzulesen im bildungsklick). Es sei falsch, Strukturen der Wissensgesellschaft an demokratischen Idealen messen zu wollen. Wissenschaft sei nicht an Mehrheitsprinzipien und allgemeinverständlichen Diskursen mit dem Laien auszurichten. Vielmehr sei dessen Vertrauen in das fachliche Urteil der Experten zu stärken, fordert Grundmann.
  
   
   
   
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Lawrence Bacow neuer Harvard-Präsident
Lawrence S. Bacow, vormals Kanzler am MIT und Präsident der Tufts-Universität, wurde am vergangenen Sonntag zum 29. Präsidenten der Harvard- Universität ernannt. Darüber berichten unter anderem die jüdische Wochenzeitung Tachles und The Harvard Crimson, die Tageszeitung der Harvard-Studenten. Er wird Drew Faust folgen, die nach elf Jahren Amtszeit im Sommer ihren Rücktritt angekündigt hatte.  Bacow wird im Juli seine Tätigkeit als Präsident aufnehmen. Er selbst hat drei Abschlüsse von Harvard, einschließlich eines Ph.D. in öffentlicher Politik. Er gilt als Experte für die Beilegung von Umweltstreitigkeiten. In jüngster Zeit hat er seinen akademischen Schwerpunkt auf Probleme in der Hochschulbildung verlagert. Bacow ist Sohn jüdischer Einwanderer. Seine Eltern kamen als Flüchtlinge in die Vereinigten Staaten. Sein Vater war aus Minsk und floh mit seinen Eltern vor den Pogromen in Osteuropa. Seine Mutter überlebte als einzige ihrer Familie Auschwitz.

Wissenschaftshistorikerin erhält Dan-David-Preis
Die Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston vom Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin erhält den international angesehenen israelischen Dan-David-Preis, wie die MPG berichtet. Daston erhält die mit einer Million US-Dollar dotierte Auszeichnung für ihre „bahnbrechende historische Arbeit zu Ideen und Praktiken von Rationalität“, mit der sie unter anderem gezeigt hat, wie sich vermeintlich universelle Begriffe wie „Fakt” oder „Beweis” seit dem 17. Jahrhundert entwickelt haben, teilte die Jury mit.

Digitalexpertin Sylvia Thun kommt ans BIH in Berlin
Die IT-Spezialistin für Medizin Sylvia Thun wird laut idw Direktorin für eHealth und Interoperabilitität am Berliner Institut für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIH). Die Ärztin und Diplomingenieurin ist Expertin für nationale und internationale IT-Standards im Gesundheitswesen. Sie lehrt seit 2011 als Professorin für Informations- und Kommunikationstechnologie im Gesundheitswesen an der Hochschule Niederrhein. Dort ist sie zugleich Direktorin des 2014 gegründeten eHealth Kompetenzzentrums.

Karriere, ahoi!
Das altehrwürdige Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven mausert sich zu einem modernen Forschungsmuseum. Als Restaurator/in, Referent/in Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit oder Projektmanager/in Ausstellungswesen können Sie dabei sein. Näheres finden Sie im Stellenmarkt der aktuellen ZEIT.
 
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Prof. Dr. C. Katharina Spieß

Leiterin der Abteilung Bildung und Familie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und Professorin für Bildungs- und Familienökonomie an der Freien Universität Berlin
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Zurzeit arbeite ich unter anderem zu den Auswirkungen der deutschen Elterngeldreform auf die Entwicklung von Kindern und zum Thema Kita-Beiträge. Bei beiden Forschungsthemen hat sich für mich eine alte Erkenntnis jüngst wieder bestätigt: Wenn Familien- und Bildungspolitik öfter gemeinsam betrachtet und miteinander verknüpft würden, wären beide Bereiche effektiver und effizienter – und dies nicht nur im Bereich der frühen Bildung und Betreuung, sondern auch in vielen anderen Bereichen. Dazu zählt etwa die Weiterbildung von Erwerbstätigen, die familiäre Verpflichtungen haben. Wann also haben wir endlich ein Ministerium, das für Bildungs- und Familienpolitik zuständig ist?

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Bekanntermaßen trauen sich viele sehr begabte Frauen eine wissenschaftliche Karriere nicht zu. Dies hat unterschiedliche Gründe. In jedem Fall sollten diese exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen von den bereits etablierten Forscherinnen und Forschern noch mehr darin bestärkt werden, weiterzumachen, damit sie der Forschung erhalten bleiben. Dabei geht es um Unterstützung im Forschungsalltag und insbesondere um den Erfahrungsaustausch in wichtigen Phasen, in denen junge Frauen Entscheidungen treffen müssen. Allerdings darf ein solches verstärktes „Alltags-Mentoring“ entsprechende finanzielle Programme zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft nicht überflüssig machen, sondern sollte sie ergänzen!

Lektüre muss sein. Welche?
Das Buch von Per Olov Enquist „Großvater und die Wölfe“ ist wunderbar geeignet, um mit Kindern gemeinsam zu lesen. Es handelt vom Generationenpakt, einer Idee, Kindern Ängste zu nehmen, von den Wundern der Tierwelt und der Rücksicht zwischen Tier und Mensch.

Und sonst so?
Ich frage mich, ob meine Enkel und Urenkel – die ich hoffentlich haben werde – die heutige Forschung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf rückblickend als historisch betrachten werden.
   
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Gastkommentar
 
 
   
   
von Eva Inés Obergfell
   
   
Keine Sonntagsrede
Bildung ist ein beliebtes Thema für politische Sonntagsreden. Doch nun haben sich die Koalitionspartner in ihren Verhandlungen darauf geeinigt, rund 11 Milliarden zusätzlich in Bildung zu investieren. Das klingt nicht schlecht. Die neue Regierung sollte dieser vollmundigen Ankündigung handfeste und nachhaltige Taten folgen lassen. Was bedeutet das für die universitäre Bildung? Wie sollte das Finanzpaket aus universitärer Perspektive mit Inhalt gefüllt werden?
Erstens sollte zügig für eine angemessene Finanzierung der universitären Bildung gesorgt werden. Die universitäre Lehre ist seit Jahrzehnten dramatisch unterfinanziert. Die Betreuungsrelationen in deutschen Universitäten sind vergleichsweise schlecht. Daher ist es zu begrüßen, dass die Koalitionäre ihren Willen bekundet haben, sowohl den Hochschulpakt und den Qualitätspakt Lehre als auch die Qualitätsoffensive Lehrerbildung fortzuführen. Entscheidend ist dabei sicherzustellen, dass die von der Politik für die Lehre bereitgestellten finanziellen Mittel auch tatsächlich in den Universitäten der Qualitätsentwicklung und Profilierung der Lehre in der Breite zugute kommen. Das bedeutet vor allem, dass dauerhaft zusätzliche Stellen für Lehrende geschaffen und Entfristungen gerade auch im lehr- und wissenschaftsunterstützenden Bereich ermöglicht werden. Nachhaltige Anstrengungen z.B. zur Steigerung der Erfolgsquote gibt es nicht gratis.  
Zweitens gehört zur angemessenen Finanzierung grundsätzlich auch, Innovationen in der Lehre – wenigstens zum Teil – aus dem engen Korsett der kompetitiven Drittmittelfinanzierung zu befreien. Innovationen sind der Lehre ebenso wesensimmanent wie Innovationen in der Forschung. Das Humboldt’sche Ideal hat als konzeptionelle Idee keineswegs ausgedient. Forschendes Lernen und forschungsorientierte Lehre – um nur ein Beispiel zu nennen – darf nicht allein ein auf begrenzte Zeit drittmittelfinanzierter Luxus für einige wenige Studierende bleiben. Neue didaktische Lehransätze zu entwickeln und in die Breite zu tragen, gehört zum Kern der universitären Lehre. 
Drittens sollte eine realistische Gewichtung von Forschung und Lehre erkannt und anerkannt werden. Eine Anerkennung der notwendigen zeitlichen Ressourcen für eine qualitativ hochwertige universitäre Lehre führt zwangsläufig zur Anpassung des Kapazitätsrechts. Im Rahmen einer Überarbeitung der kapazitätsrechtlichen Vorgaben ist insbesondere der reguläre Deputatsumfang zu überdenken. Die Bemessung der Lehrkapazität einer Universität muss dabei auch angemessenen Raum für Innovationen in der Lehre schaffen. So sollten die kapazitätsrechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass selbstverständlich auch ein Experimentiersemester zur Entwicklung und Erprobung innovativer Lehrmethoden genutzt werden kann. 

Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Vizepräsidentin für Lehre und Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin, Mitinitiatorin eines bundesweiten Netzwerks der Vizepräsident*innen für Lehre der deutschen Universitäten
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Mehr Kabel? Mehr Bildung!
Ein »Chancenland« soll die Republik werden, heißt es im Koalitionsvertrag. Elf Thesen zur digitalen Zukunft

Medienkompetenz Fake-News bedrohen die Demokratie. Die Gesellschaft muss lernen, mit ihren Medien anders umzugehen   »Es wird mir eine Freude sein, die Entsiffung des Kulturbetriebs in Angriff zu nehmen«
Dieser Satz stammt vom AfD-Politiker Marc Jongen. Dabei hat er sich in diesem Kulturbetrieb selbst bequem eingerichtet, erinnert sich sein ehemaliger Kollege Daniel Hornuff von der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
   
   
 
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Messias an Markschies ;-)
Quelle: Twitter
 
 
 
 
 
 
 
 
   
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