Lieber job, | | | | © Evgeny Makarov | | überall in Deutschland laden Kunstunis gerade zu sogenannten Rundgängen ein, bei denen sie Arbeiten ihrer Studenten ausstellen. Donnerstagabend war ich deshalb an der HGB, der Kunsthochschule in Leipzig. Und am Donnerstag davor an der HfbK in Hamburg. Die Rundgänge zählen für mich zu den Höhepunkten des Wintersemesters.
Im Grunde funktionieren sie wie Sneak Previews im Kino: Man hat vorher keine Ahnung, was man zu sehen bekommt. Aber man kann sich darauf verlassen, dass es trotzdem ein netter Abend wird. Auch für Leute, die mit Kunst nicht so viel anfangen können.
Anders als im Museum gibt es keinen Eintrittspreis, das Publikum ist jung, die Räume sind voll, man holt sich ein Bier, schlendert von Gemälde zu Skulptur zu ultrakryptischer Videoarbeit und schaut, wo es einem gefällt. Irgendwo spielt eine Band, es fährt einer auf einem Skateboard vorbei und an der Bar lehnt die dramatischste Dragqueen diesseits von St. Pauli.
Kunstunis sind besondere Institutionen. An Jura-Fakultäten sind die Wände der Flure und Badezimmer nicht so vollgetaggt wie hier und an TUs sieht man deutlich weniger Leute mit selbstgeschnittenen Haaren und ironischen Brillengestellen. Trotzdem stehen die Rundgänge für etwas, das wohl typisch ist für viele große deutsche Unis: mangelnde zentrale Steuerung, Hyperspezialisierung, Unübersichtlichkeit.
Oft wird das beklagt. Aber wie man gerade überall im Land an den Kunsthochschulen sehen kann: Der Wildwuchs treibt manchmal die schönsten Blüten.
Herzliche Grüße, Oskar Piegsa Chefredakteur ZEIT CAMPUS |
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