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nun steht es also fest: Hamburg bekommt einen neuen Feiertag, vermutlich noch in diesem Jahr. Der 31. Oktober soll es werden, also jener Tag, der schon seit Monaten durch sämtliche Debatten zum Thema geistert. 66 Abgeordnete von SPD, CDU und Grünen haben sich einem entsprechenden Antrag angeschlossen, der gestern vorgestellt wurde. Am 28. Februar wird die Bürgerschaft darüber abstimmen – was, bei insgesamt 121 Sitzen im Parlament, wohl reine Formsache ist. Wir reden hier übrigens nicht vom »Reformationstag«, sondern vom »Tag der Reformation«, wie SPD-Fraktionschef Andreas Dressel gestern betonte. Das klingt weniger religiös und soll die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Tages verdeutlichen, dem Pronomen sei Dank. Was nun mit den anderen Vorschlägen geschieht, dem 8. Mai etwa, der das Ende des Zweiten Weltkriegs markiert, dem 23. Mai als Tag des Grundgesetzes, dem Weltfrauentag am 8. März? Die sind zwar nicht gänzlich vom Tisch, haben aber vermutlich schlechte Karten. Über das Pro und Contra dieser und jener Termine haben wir schon zur Genüge geschrieben, dass ich den Feiertag viel lieber im Mai auf meinem imaginären Balkon verbringen würde, als mich in der Wohnung vor krakeelenden Halloweengeistern zu verstecken, interessiert auch keinen. Das Schöne ist doch: Wir sind tatsächlich so verrückt, uns noch einen freien Tag zu gönnen, einfach so. Und das ist schon eine kleine Errungenschaft, in Zeiten, in denen wir uns selbst und anderen nur zu gern und nicht ohne Stolz versichern, wie beschäftigt wir doch sind, wie lange und hart wir arbeiten – im Büro, an der Beziehung, am eigenen Körper. Man will ja nicht den Eindruck erwecken, irgendwie zu verloddern...! Und wenn wir neue Bekanntschaften knüpfen, fragen wir zum Einstieg schon lange nicht mehr »Wer bist du?«, sondern: »Was machst du?«. Arbeit kann Spaß bringen und Sinn stiften, doch sie ist nicht alles. Theoretisch wissen wir das, klar. Und im Alltag? Machen Sie am Wochenende doch mal den Praxistest: Nehmen Sie sich nichts vor, üben Sie sich in Müßiggang. Verrückte Idee? An die Arbeit: Füße hoch!
Streit um katholische Schulen: Ein Schritt vor, einer zurück
Ziemlich verschnupft klang die gestrige Absage des Erzbistums Hamburg an den Schulausschuss der Bürgerschaft. Eigentlich hätten die Kirchenvertreter dort Rede und Antwort zu den drohenden Schulschließungen stehen sollen – doch es sei »nicht gelungen, die Bedingungen für eine Teilnahme zu klären«, sagte Sprecher Manfred Nielen. Über die Verhandlungen mit der Genossenschaftsinitiative könne man nur im nicht öffentlichen Teil der Sitzung sprechen. »Wir bedauern zutiefst, dass das Erzbistum diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen lässt«, vermeldete indes die Initiative. Auch die Ausschussvorsitzende Stefanie von Berg (Grüne) wirkte überrumpelt, zumal die Anhörung doch dazu beitragen sollte, »offene Fragen zu klären und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.« Das dachten wir auch. Doch gerade wirkt es eher so, als verhärteten sich die Fronten. Die Linken sprechen von einem »Kommunikationsdesaster«, die FDP bemüht sich um Schlichtung, man dürfe die Absage »nicht überdramatisieren«, sagte die Fraktionsvorsitzende Anna von Treuenfels-Frowein. Tatsächlich ist die Lage schon dramatisch genug. Eine symbolische Ohrfeige bekam das Erzbistum bereits am Mittwoch vom apostolischen Nuntius Erzbischof Dr. Nikola Eterović, der sich spontan mit Initiativenvertretern in Berlin getroffen hatte. »Er ist positiv gegenüber der Initiative eingestellt, befürwortet und unterstützt das Vorhaben, weiter Gespräche zu führen«, sagte uns Ex-Staatsrat Nikolas Hill. Wie das Erzbistum diese Nachricht aufnahm? Wüssten wir auch gern, doch gestern war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Immerhin: Nun lädt das Erzbistum Schulausschuss und Schulgenossenschaft ins Bischofshaus ein – aber getrennt voneinander. Ein kleiner Fortschritt, glaubt Hill. Ja, vielleicht. Wenn nichts dazwischenkommt. |
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