ExStra | DAAD-Werbung | 3½ Fragen an Ramona Fels | Gastkommentar Hans-Jochen Schiewer: Ein Modell für eine EU-Uni

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
heute mal wieder im Programm: das Dauerbrennerthema ExIni. Äh, ExStra. Außerdem: Im Fragebogen sagt Ramona Fels, Geschäftsführerin der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft, dass NRW eine Art lokale DFG vertragen könnte. Und wer nicht über Exzellenz, sondern über Europa nachdenken will, sollte den Gastkommentar lesen. Hans-Jochen Schwiewer, Rektor der Uni Freiburg, wirbt für eine Europäische Universität – die es längst gebe. (Siehe auch ZEIT 6/2018.) 
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
ExStra: Nächste Antrags- (und Kritik-)Runde
Vermutlich haben einige unter Ihnen durchwachte Nächte hinter sich. Wir hoffen, Sie haben die Deadline nicht gerissen und der DFG gestern, Punkt 12 Uhr, ordnungsgemäß Ihre Anträge zur Bewilligung Ihres Exzellenzclusters übermittelt. Nächster Termin, den man sich im Kalender rot einkringeln kann, ist der 27. September, da wird die Expertenkommission über Wohl und Wehe der Anträge entscheiden. Man kann das mit dem Einkringeln aber auch lassen und nochmal grundsätzlich über die ExStra nachdenken. Zu diesem Zwecke empfehlen wir einen Abstecher in den Blog von Jan-Martin Wiarda – dort schreibt Mannheims Uni-Rektor Ernst-Ludwig von Thadden: „Das Ergebnis der Exzellenzstrategie, wie sie momentan aufgestellt ist, ist nicht die Enthüllung der Wahrheit über das wissenschaftliche Deutschland, es ist ein momentaner Schnappschuss mit viel Unschärfe.“ Und Dieter Imboden, ExIni-Evaluator, kommentiert ebenfalls in einem Gastbeitrag: „ich bedaure die Mitglieder der Evaluationskommission, welche dereinst aus all den stromlinienförmigen Anträgen eine (nicht politische?) Rangordnung zu erstellen haben.“
  
 
 
Behält der Kramp-Karrenberg-Nachfolger die Zuständigkeit für Wissenschaft?
Was beim Trubel um den geplanten Wechsel der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in das Amt der CDU-Generalsekretärin untergegangen ist: Sie ist in ihrer Regierung auch für Wissenschaft und Forschung, für die Universität und die Hochschulen zuständig. Unklar ist, ob ihr designierter Nachfolger Tobias Hans diese Zuständigkeit behalten wird, denn er kann keinen akademischen Abschluss vorweisen. Der ist für diese Aufgabe zwar nicht zwingend vorgeschrieben, aber wird doch gemeinhin erwartet. Tobias Hans leugnet den fehlenden Abschluss nicht. In seinem offiziellen Lebenslauf unterschlägt er ihn aber elegant. Dort heißt es: „Studium der Informationswissenschaft, Wirtschaftsinformatik und Anglistik“. Als erste Berufsstation folgt dann „Wissenschaftlicher Mitarbeiter Psychosomatische Fachklinik Münchwies“. Auf Anfrage der ZEIT bestätigt die Klinikleitung seine Mitarbeit und betont, dass sie ihn sehr schätze. Die Frage aber, ob es ihren Qualitätsstandards entspreche, wissenschaftliche Mitarbeiter ohne akademischen Abschluss zu beschäftigen, bleibt unbeantwortet. Vermutlich sind wir bald schlauer. Laut Auskunft von Tobias Hans’ Pressesprecherin trifft sich heute der Koalitionsausschuss, um unter anderem über die Ressortzuschnitte zu reden.
  
 
 
Tierversuche: Strafbefehl gegen Tübinger MPG-Mitarbeiter
Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat Strafbefehl gegen drei Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Kybernetik in Tübingen beantragt (hier als pdf). Dem Bereichsleiter, Versuchsleiter und stellvertretenden Tierhalter wird vorgeworfen, zwischen 2013 bis 2015 drei Affen „länger andauerndes Leiden“ zugefügt zu haben, weil die Versuche zur Hirnforschung nicht schnell genug beendet worden seien. Die Staatsanwaltschaft wertet die Taten als „Tiermisshandlung durch Unterlassen, für die das Tierschutzgesetz einen Strafrahmen von Geldstrafe bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe vorsieht“. (Welt; SWR) Die Max-Planck-Gesellschaft reagierte mit einer Stellungnahme: Der beschuldigte Wissenschaftler habe Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt; der Verwaltungsrat der MPG habe allerdings beschlossen, dass er vorerst keine weiteren Tierversuche durchführen oder anleiten dürfe. Die MPG wies außerdem auf das kürzlich verabschiedete Grundsatzpapier hin, von der man erwarte, dass die Forscherinnen und Forscher ihm „gerecht werden“.
  
 
 
Kleiner Werbeblock
Der DAAD hat einen neuen Imagefilm produziert, um für ein Studium in Deutschland zu werben. Sehr instagramig, das ganze!
  
 
 
Wisskomm: Wohin geht die Reise?
Die Wissenschaftskommunikation gehört zu den wachsenden Feldern an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Transfer, Öffnung, raus aus dem Elfenbeinturm, all das ist längst Mainstream. Aber wie genau sollten die Institutionen das Ganze angehen? Das Portal wissenschaftskommunikation.de hat unter dem Stichwort „Blick nach vorn“ eine kleine Reihe gestartet, in der Pressesprecher, Forscherinnen, Autoren und Kommunikatorinnen in kleinen Statements überlegen, wie die Wissenschaftskommunikation der Zukunft aussehen sollte – hier Teil 1, Teil 2, Teil 3. Apropos. Noch-BMBF-Chefin Johanna Wanka eröffnete gerade das neue Wissenschaftsjahr zum Thema „Arbeitswelten der Zukunft“. Eine lesens- bzw. hörenswerte Kritik an diesem Format finden Sie im Deutschlandfunk: der Journalismus-Professor Holger Wormer von der TU Dortmund sagt im Gespräch, die „Zieldefinition der Wissenschaftsjahre“ sei „bis heute, aus meiner Sicht, sehr unklar.“ 
  
   
   
   
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Lequy bleibt Rektorin
Anne Lequy, seit 2014 Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, bleibt im Amt. Die Professorin für Fachkommunikation Französiosch wurde für weitere vier Jahre wiedergewählt. In unbeschwerter Feierlaune dürfte Lequy wohl eher nicht sein; sie liegt im Clinch mit dem Rechnungshof, wie die Volksstimme ausführlich berichtet.

EU-Bildungsreferate
Das Referat „Bildung und Forschung“ der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der EU hat einen neuen Leiter: Michael Vorländer. Seine Vorgängerin wiederum – Dorothea Fohrbeck – leitet nun das Referat „Übergreifende Fragen und Bildungspolitik der EU“ im BMBF. (via politik & kommunikation)

Job: Grenzgänger
Heute mal ein interessantes Stellengesuch aus unserem ZEIT Stellenmarkt: Da sucht ein „Stv. Institutsleiter (m/39)“, der Professor an einer Schweizer Universität ist und „umfassende Fertigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen“ mitbringt, nach einer „neuen Herausforderung im deutschsprachigen Raum, gemäß der Devise: Wissen kennt keine Grenzen“. Klingt sympathisch! Headhunter schreiben bitte unter dem Verweis ZA 126776 an DIE ZEIT, 20079 Hamburg.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Ramona Fels

Geschäftsführerin der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Dass es jenseits aller politischen Unterschiede einen breiten Konsens im Landtag von links bis rechts darüber geben kann, dass ein großes Bundesland wie NRW vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen eine eigene Forschungsgemeinschaft benötigt.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Die Anerkennung für anwendungsorientierte Forschung erhöhen! Dazu müssen sich alle Akteure der Wissenschaftscommunity die Bedeutung praxisnaher Forschung ins Bewusstsein rufen. In Zeiten „alternativer Fakten“ (Unwort des Jahres 2017) brauchen wir aktuelle Forschung zu gesellschaftlich und wirtschaftlich relevanten Themen. Wissenschaft kann mehr als klassische Grundlagenforschung. Sie kann nah an Menschen und Märkten sein, ohne dass sie ihre „Exzellenz“ verliert. Hier braucht es ein Umdenken. Der erfolgreiche Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sollte neben anderen etablierten Kriterien ein wichtiges Qualitätsmerkmal für Projekte und wissenschaftliche Einrichtungen sein.

Lektüre muss sein. Welche?
In Zeiten „alternativer Fakten“ und „Fake News“ ein Klassiker, der über die Jahrzehnte nicht an Aktualität eingebüßt hat: „1984“ von George Orwell. Ein aktueller, faszinierender und gleichzeitig besorgniserregender Roman, der das Verhältnis von Mensch und Natur thematisiert, ist „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde.

Und sonst so?
Obwohl ich mich als Digital Native bezeichne (Jahrgang 1986), muss ich feststellen, dass die Mediennutzung nur zehn Jahre jüngerer Menschen eine deutlich andere ist. Wozu neben Facebook, Twitter und WhatsApp auch noch Flickr, Snapchat und Instagram? Die Bereitschaft, noch größere Teile der eigenen Privatsphäre aufzugeben, teile ich nicht.
   
   
 
 
   
Sie stehen woanders? Schreiben Sie uns! chancen-brief@zeit.de
– oder twittern Sie unter #ChancenBrief
   
 
 
   
 
 
   
 
   
   
 
Gastkommentar
 
 
   
   
von Hans-Jochen Schiewer
   
   
Vielstimmige Einheit: Ein Modellvorschlag für die Europäische Universität
Europäische Universitäten sind als Reaktion auf eine Krise des europäischen Projekts zur Diskussion gestellt worden. Die Zusammenarbeit mit Partnern in ganz Europa ist jedoch gerade für forschungsstarke europäische Universitäten seit Jahrzehnten selbstverständlich. Auch die Themen, die in der laufenden Diskussion für die Europäischen Universitäten vorgeschlagen werden (seien es die großen gesellschaftlichen Herausforderungen, die zwischenstaatliche Zusammenarbeit oder die Digitalisierung), werden an den Universitäten Europas schon seit Jahren bearbeitet.
Wenn die Europäischen Universitäten mehr sein sollen als alter Wein in neuen Schläuchen, dann müssen sie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Forschung und Lehre in einer neuen Qualität ermöglichen: Eine ambitionierte, aber realistische Vision für Europäische Universitäten sind Universitätsverbünde, die für ihre Mitgliedsuniversitäten mehr sind als eine vergleichsweise lose Kooperation. Die europäische Perspektive muss die gesamte universitäre Kultur des Verbunds prägen. Gleichzeitig muss die Vielfalt, die sich aus den nationalen Besonderheiten mit ihren jeweiligen historischen Hintergründen und aus den unterschiedlichen Wissenschaftssystemen, -traditionen und -kulturen ergibt, produktiv gemacht werden. Nur so wird sich aus Verflechtung und Mobilität ein erheblicher wissenschaftlicher Mehrwert, eine gesteigerte Sichtbarkeit für Forschung und Lehre an allen beteiligten Standorten und letztlich auch für das europäische Wissenschaftssystem ergeben. Und so werden die Universitäten ihrer Verantwortung für die Zukunft des europäischen Wohlstands und der europäischen Demokratie in neuer Weise gerecht: Sie bilden und prägen eine neue Generation junger Europäerinnen und Europäer, für die das europäische Projekt gelebter Alltag ist.
Im Herzen Europas setzen wir dieses ambitionierte Vorhaben um: Die Universitäten Basel, Freiburg, Haute-Alsace und Strasbourg sowie das Karlsruher Institut für Technologie sind nach langen Jahren der Zusammenarbeit seit dem Jahr 2015 eine europäische Rechtsperson, genannt „Eucor – The European Campus“. Ziel ist es, einen klar profilierten Wissenschafts- und Forschungsraum ohne Mauern und Grenzen aufzubauen – als eine europäische Universität.
Konkret bedeutet das: Grenzüberschreitende Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern werden zur alltäglichen Erfahrung. Die Planungen und Strategien der Universitäten des Verbunds werden aufeinander abgestimmt. Es soll gemeinsame Professuren, ein gemeinsames Lehrangebot mit gemeinsamen Abschlüssen und gemeinsame Servicestellen geben. So prägt die europäische Perspektive die beteiligten Universitäten in ihrer Gesamtheit – in Forschung, Lehre, Verwaltung – und füllt die Europäische Universität und das europäische Projekt mit Leben.

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer
 ist Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
 und Präsident von Eucor – The European Campus
   
   
 
 
   
 
   
   
 
Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Wenn niemand eingreift Nur zögerlich entwickeln deutsche Schulen Schutzkonzepte gegen sexuellen Missbrauch. Was hindert sie daran? 

»Das flößt Angst ein« Johannes-Wilhelm Rörig über sein zähes Ringen mit Kultusministern und Rektoren um die Prävention an Schulen Macht die Festanstellung faul? Jeder zehnte Arbeitnehmer ist befristet angestellt, bei den Nachwuchswissenschaftlern sind es sogar über 90 Prozent. Die große Koalition will die Befristungen nun einschränken. Vielleicht aber bringen gerade befristete Jobs das Beste in uns hervor – Kreativität, Ehrgeiz, Ideen. Vielleicht lehnt sich zurück, wer keinen Druck mehr hat. Oder? Zu kurz gedacht Die OECD gehe falsch mit ihren Pisa-Daten um, schrieb der Bildungsforscher Eckhard Klieme. Nun antwortet Andreas Schleicher

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
   
   
 
c.t.
 
 
   
 
Gelegentlich bekommen auch wir im CHANCEN-Ressort kulturpessimistische Anwandlungen. Zum Beispiel, wenn wir so etwas sehen. (Veranstaltungsankündigung auf der Startseite der Universität Witten-Herdecke.)

Quelle: www.uni-wh.de
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Leibniz lebt! Hofft:

Ihr CHANCEN-Team


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