| Wie der Kiez gegen den Kiosk-Wildwuchs kämpft
Erst einmal eine gute Nachricht vom Kiez: Es geht weiter fürs »Home of Burlesque« (wir berichteten, – zwar nicht in einem eigenen Laden, sondern erst einmal für zwei Shows heute und morgen im St. Pauli Museum, aber immerhin. Nun zu den schlechten Nachrichten: Gegen den Mietwucher und den Kiosk-Wildwuchs, zwei Gründe für das verbreitete Bar- und Clubsterben, ist immer noch kein Kraut gewachsen. Immerhin scheint das Problem in der Politik angekommen zu sein. Wie gestern bekannt wurde, will Rot-Grün Möglichkeiten prüfen, um den Verkauf von billigem Alkohol an Kiosken zu beschränken. Vielleicht ist das auch nur eine vorauseilende Aktion, um der Demonstration »Save St. Pauli« am Sonnabendabend zuvorzukommen. Wir sprachen mit der Quartiersmanagerin Julia Staron, die die Demo angemeldet hat und als Betreiberin des Kukuun und Kiez-Bewohnerin die Problemlage kennt. Elbvertiefung: Frau Staron, Sie organisieren morgen zusammen mit dem Autor Michel Ruge die Demo »Save St. Pauli«. Warum? Julia Staron: Die Energie dafür geht eigentlich von den Anwohnern und Gewerbetreibenden auf St. Pauli aus. Ich habe die ganzen Wünsche nur gebündelt und die Demo angemeldet. Als Privatperson, aber eben auch in meiner Rolle als Quartiersmanagerin. EV: Was erhoffen sich die Leute von der Demo? Staron: Wir wollen Aufmerksamkeit – und den Druck auf die Politik erhöhen. Nur eine Gesetzesänderung kann Abhilfe schaffen und für Gerechtigkeit sorgen. Das Kiosk-Phänomen ist komplett aus den Fugen geraten. Die Zahl hat sich rund um die Reeperbahn in den vergangenen zehn Jahren grob verfünffacht. Zuletzt haben wir um die 50 Kioske gezählt. Und es werden immer mehr. Wenn inzwischen irgendwo ein Geschäft leer steht, haben die Leute Schiss, dass da ein Kiosk einzieht. EV: Was ist denn so schlecht an den Kiosken? Staron: Die Probleme, die man sonst aus Kneipen kennt, verlagern sich in den öffentlichen Raum, zum Teil in Wohnstraßen. Der Lärm, der Müll, das Wildpinkeln – um nur einige zu nennen. Das stört die Menschen, die dort leben! EV: Die Bar- und Clubbetreiber stört vor allem der billige Alkohol, den die Kioske verkaufen, und der dann nicht bei ihnen fließt, oder? Staron: Es geht um eine Ungleichbehandlung, die ausgeglichen werden muss. Kioske, die abends Alkohol verkaufen und zum Teil direkt Drinks mixen, sollten die gleichen Auflagen haben wie Gastronomen, zum Beispiel was Toiletten, Fluchtwege und den Lärmschutz angeht. Dann würde auch dort automatisch das Bier teurer. Auf lange Sicht würde die Zahl der Kioske so sicherlich zurückgehen. EV: Sind noch weitere Aktionen geplant? Staron: Ja. Am 23. März machen wir’s wie die Kioske. Wir verkaufen den Alkohol direkt aus dem Fenster und lassen die Bars und Kneipen zu. Die Initiative kam von einigen Läden rund um dem Spielbudenplatz, aber inzwischen wollen sich auch andere Gastronomen beteiligen. Ich denke, da machen einige mit! Und keine Sorge wegen der Wildpinkler: Wir stellen selbstverständlich Dixi-Toiletten auf an diesem Abend. Die Demo startet um 19.30 Uhr auf dem Hans-Albers-Platz, führt über die Reeperbahn, macht einen Abstecher zum Hamburger Berg und endet mit einer Kundgebung auf dem Spielbudenplatz. Alle Infos hier.
Neue Stiftung fördert junge Pianisten
Mit einem Werkstattkonzert hat gestern Abend die Stiftung Flügel-Fundus ihre Gründung gefeiert. Sie will es jungen, talentierten Pianisten ermöglichen, ihre Stücke auf einem Steinway-Flügel zu üben. Hinter der Idee stecken die Sutor-Privatbank samt gleichnamiger Stiftung und die Werkstatt Klangmanufaktur, die sich auf die Restaurierung von Steinway-Flügeln spezialisiert hat und selbst auch Flügel als Wertanlage anbietet (mehr dazu hier, von den Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion). »Von diesem Anlagemodell hat die Bank erfahren und ist mit der Idee für eine Stiftung auf uns zugekommen«, berichtet Oliver Greinus, Geschäftsführer der Klangmanufaktur. »Ich finde das gut. Uns ist es ein Anliegen, dass die Flügel gespielt werden und nicht als Prestigeobjekt irgendwo rumstehen. Ein neuer Steinway ist mit 80.000 bis 100.000 Euro für die meisten Musiker schlichtweg unerschwinglich, und selbst gebraucht zahlt man meistens noch 50.000 Euro aufwärts.« Wie genau die Bewerbung abläuft und welche Voraussetzungen ein Stipendiat mitbringen soll, sei noch nicht festgelegt. »Wir stehen ja noch ganz am Anfang«, so Greinus. Das erste Instrument gibt es jedenfalls schon, ein Flügel von 1927, der als Anschauungsobjekt in einem der sechs Studios der Klangmanufaktur steht. 10 Euro kostet die Probestunde dort. Die jungen Musiker sollen künftig zum halben Preis proben können, die andere Hälfte der Miete übernimmt dann die Stiftung. | |
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