| Guten Morgen, | | |
zwei Demos am Sonnabend in Hamburg – und welch ein Unterschied! Gerade mal 350 Frauen und Männer gingen in St. Pauli auf die Straße und protestierten gegen den zunehmenden Verkauf von Alkohol an Kiosken und den Wandel des Viertels von der Kiezkultur- zur Saufen-im-Stehen-Meile, ihrerseits begafft von cornernden Sauftouristen. Auf den Gänsemarkt dagegen kamen um die 5000 Menschen, um sich für die acht katholischen Schulen einzusetzen, die das in wirtschaftlicher Schieflage befindliche Erzbistum schließen will. Aufgerufen zu dem Protest hatten die Gesamtelternvertretung katholischer Schulen und die Initiative »Rettet 21«. Lehrer, Eltern und Schüler waren unter den Demonstranten und viele Unterstützer. Klar wurde wieder einmal: Auch wenn längst nicht nur Katholiken die katholischen Schulen in Hamburg besuchen, so hat sich an vielen von ihnen offenbar eine Gemeinschaft entwickelt, die etwas Besonderes ist, getragen vom Geist der Teilhabe und Solidarität, vom Gefühl der Geborgenheit, ja Herzenswärme – Schule, wie sie trotz (oder: wegen!) aller Unzulänglichkeiten unseres Schulsystems sein sollte. Ganz offensichtlich hat die von Wirtschaftsprüfern beratene Führung des katholischen Erzbistums nicht nur glatt vergessen, dass sie mit der Schließung dieser Schulen das Band zum eigenen Nachwuchs kappt – wie nannte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, diese Schulen noch gleich? »Kernstück kirchlichen Lebens« (!). Die Bistumsführung hat auch den Rebellionsgeist des Kirchenvolks schmählich unterschätzt, jenen der Hamburger Eltern und all derer, die von Kirche etwas Sinnstiftenderes erwarten als das Abarbeiten eines Immobilien- und Stellenstreichplans. Möglicherweise hat das Erzbistum nun endlich doch etwas von der (Aufbruch-)Stimmung mitbekommen. Erzbischof Stefan Heße und Generalvikar Ansgar Thim verständigten sich mit den Vertretern der Schulgenossenschaftsinitiative, die alle 21 katholischen Schulen übernehmen will. Man habe »verabredet, eine neue Form gemeinsamer Verantwortung für das katholische Schulwesen in Hamburg zu finden«, steht in einer gemeinsamen Erklärung; »alle wesentlichen Fragen« sollten bis zum Beginn der Sommerferien geklärt sein. Erzbistum und Schulgenossenschaft planten »eine gemeinsame Trägerschaft« der katholischen Schulen, heißt es. Auch wenn das zwar ein Durchbruch, aber noch keine Lösung ist, so zeigt es, dass die Kirchenführung langsam wieder eines begreift: Gemeinde, das ist Miteinander. Vielleicht beginnt hier in Hamburg gerade etwas, von dem man in der katholischen Kirche noch länger reden wird.
Fußball, Krawall, Kosten
Dunkle Zeiten für den HSV im Bundesligakeller. Im Nordderby gegen die Rivalen aus dem benachbarten Bremen handelten sich die HSV-Kicker die nächste 1:0-Schlappe ein. Der Abstand zum Relegationsplatz beträgt sieben Punkte. Eine kleine Welt für die Mannschaft, die in den letzten elf Spielen nicht einen Sieg vom Feld mitgenommen hat. Der Frust wächst, auch abseits des Spielfelds. Schon vor der Partie war das Aufeinandertreffen der Vereine von der Polizei als Hochrisikospiel eingestuft worden. Schiedsrichter Felix Zwayer musste das Spiel dann mehrmals unterbrechen, weil HSV-Anhänger auf der Tribüne Bengalos und Feuerwerk zündeten. Wie die Polizei mitteilte, kam es durch Fankrawalle im und außerhalb des Weserstadions zu Sachbeschädigungen, Körperverletzungen, Beleidigungen sowie Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und das Waffengesetz. Der Stadtstaat Bremen hat schon lange die Nase voll von den Kosten, die solche Einsätze bei Hochrisikospielen mit sich bringen und will daher die Deutsche Fußball Liga (DFL) zur Kasse bitten – und die Steuerzahler entlasten. Erst am Mittwoch hatte das Oberverwaltungsgericht Bremen entsprechende Gebührenbescheide gebilligt. Ob allerdings der Profifußball für die Mehrkosten, die durch Polizeieinsätze entstehen, tatsächlich blechen muss, ist noch nicht in letzter Instanz geklärt. Der DFL will beim Bundesverwaltungsgericht in die nächste Runde gehen. In Hamburg wartet man derweil erst einmal ab, »eine Beteiligung der Sportvereine oder der DFL an den Sicherheitskosten bei Polizeieinsätzen«, sei derzeit nicht geplant, hieß es dazu aus der Innenbehörde. Auf Habachtstellung gingen die Polizeikräfte aber auch gestern beim Aufeinandertreffen der Zweitligisten St. Pauli und Holstein Kiel – Endstand: 3:2; allein zwei Tore schoss Neudecker (woher kennen wir diesen Namen noch...?). |
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