Prof. Dr. Ulrich von Alemann
Professor für Politikwissenschaft an der Universität Düsseldorf und Geschäftsführer der "Wissensregion Düsseldorf"Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen? Grenzen im Kopf sind fast immer Hirngespinste. Ich habe alle Arten von Hochschulen kennengelernt: studiert und promoviert an der klassischen Universität Bonn, einen Master in Kanada erworben, Professuren an einer Pädagogischen Hochschule, einer Gesamthochschule, einer Fernuniversität und schließlich an der jungen Uni Düsseldorf. Daneben habe ich immer Politikberatung und Publizistik praktiziert – aber nie alles zugleich verknüpfen können. Genau das scheint jetzt, nach meiner Emeritierung, zu gelingen: Wir haben einen Verein gegründet, Wissensregion Düsseldorf e. V., der gemeinsam mit anderen Hochschulen in Düsseldorf, mit der Stadt, der Industrie- und der Handwerkskammer die Schwellen zwischen den Hochschulen und der dualen und akademischen Bildung überwinden soll.
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen? Der Geist kostet nix. Den muss man fördern. Der „Spirit“ bei den Studierenden muss geweckt werden: für den Studiengang, für die Wissenschaft, für die Weiterbildung. Ja, man muss auch den Stolz wecken, in diesem besonderen Studiengang lernen zu dürfen. Der Geist bei den Dozenten ist genauso wichtig, denn er strahlt aus. Das Kollegium muss zusammenstehen und sich mit der Aufgabe identifizieren. Leider ist das nicht selbstverständlich. Es bestimmen Eifersüchteleien, Intrigen oder mindestens Ignoranz den akademischen Alltag. Reißt euch zusammen, kann man da nur rufen! Es nutzt euch selbst, in einem netten Kollegium zu arbeiten, und es nutzt der Qualität der Lehre immens.
Lektüre muss sein. Welche? Ich selbst lese zwei Tageszeitungen (eine regional, eine international), drei Wochenzeitungen und natürlich mehrmals täglich online sowie Fachliteratur. Junge Menschen werden das nicht schaffen. Umso mehr kann ich nur raten: lesen, lesen, lesen.
Und sonst so? Leider werden die Studierenden immer dümmer und schlechter ausgebildet, lesen nicht und lernen kaum. Das hat schon Sokrates vor 2500 Jahren beklagt. Also kann es nicht stimmen. Sie sind immer wieder anders und immer noch neugierig und in der Lage, sich zu wundern. Genau darum ist alles nicht so schlimm: Mit dem Sich-Wundern hat alles erhellende Nachdenken über die Welt angefangen. |
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