| Guten Morgen, | | |
was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an den G20-Gipfel in Hamburg denken? Weltbewegende, zukunftsorientierte Beschlüsse? Spitzenpolitiker, die sich nach dem Treffen herzlich verabschieden und sich auf eine fürderhin viel intensivere, freundschaftlichere Zusammenarbeit zum Wohle aller freuen?
Nein, uns auch nicht.
Aber hey, dafür haben sich die 72,2 Millionen Euro, die allein der Bund für die ganze Chose ausgegeben hat, doch gelohnt! Im Gegensatz zum Hamburger Senat hat die Bundesregierung nämlich mittlerweile fertig gerechnet und konnte eine entsprechende Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion einigermaßen detailgenau beantworten. So kostete der Einsatz von Bundespolizei, Bundeskriminalamt, Technischem Hilfswerk und Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik 27,7 Millionen Euro, für die Betreuung von 5100 Medienvertretern und für die eigene Kommunikation kamen noch einmal 22,1 Millionen hinzu. Und die organisatorische und logistische Vorbereitung des Gipfeltreffens schlug mit weiteren 21,7 Millionen zu Buche.
Zusätzlich überweist der Bund der Stadt Hamburg bekanntlich 50 Millionen Euro, die deren Kosten decken können – oder auch nicht. In Hamburg rechnet man nämlich immer noch, was vielleicht kein gutes Zeichen ist.
Der G20-Gipfel und die ihn begleitenden Ausschreitungen kommen auch in der neuesten Hamburger Kriminalstatistik vor, die am Freitag präsentiert wurde. Allerdings nur zum Teil. Denn von den rund 3000 Ermittlungsverfahren, die seit dem Sommer eingeleitet wurden, sind in lediglich 600 Fällen die Nachforschungen so weit fortgeschritten, dass sie in die Statistik aufgenommen werden konnten.
Trotzdem (oder deshalb?) klangen Innensenator Andy Grote, Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und der Leiter des Landeskriminalamtes, Frank-Martin Heise, fast schon wie der aktuelle US-Präsident, als sie stolz verkündeten, in Hamburg sei das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, »so niedrig wie zuletzt vor 37 Jahren«. So gingen Fahrraddiebstähle um 17,2 Prozent, Wohnungseinbruchdiebstähle um 23,2 Prozent und der »Diebstahl aus Büroräumen« – ja, das wird extra ausgewiesen – sogar um 27,1 Prozent zurück.
Angestiegen sind lediglich der »sonstige Betrug«, zu dem alles vom Enkeltrick bis hin zum Auftreten als falscher Polizeibeamter gehört, sowie der sonstige Warenkreditbetrug. Gegen den allgemeinen Abwärtstrend geht die Entwicklung allerdings auch bei Verstößen von »Tatverdächtigen mit Flüchtlingsstatus«, wie es offiziell heißt, gegen das Betäubungsmittelgesetz. Bei allen anderen Delikten gibt es bei ihnen laut Polizei jedoch »deutliche Rückgänge bei Anzahl und Anteil an allen Tatverdächtigen«.
Insgesamt wurden 2017 in Hamburg 225.947 Straftaten verzeichnet, 13.283 weniger als 2016. Für Polizeipräsident Meyer waren diese Zahlen sowohl »ein kleines Erntedankfest« als auch »großes Kino«. Verständlich. Der hatte im vergangenen Jahr auch nicht wirklich viel zu lachen.
Apropos Lachen: Morgen begrüßt Sie hier wieder Mark Spörrle.
Was tun, wenn’s brennt? Fünf Hamburger sind in diesem Jahr bereits bei Wohnungsbränden gestorben – allein in der vergangenen Woche kamen zwei Frauen in Eilbek und Marmstorf sowie ein Mann in Dulsberg ums Leben. Brennt es derzeit häufiger in der Stadt? Und wie verhält man sich richtig, wenn ein Feuer ausbricht? Werner Nölken, Sprecher der Hamburger Feuerwehr, gibt Tipps für den Notfall. Elbvertiefung: Herr Nölken, 2017 gab es insgesamt fünf Brandtote in Hamburg, diese Zahl ist in diesem Jahr jetzt schon erreicht … Werner Nölken: Die Häufung der Todesfälle ist ungewöhnlich, ein Trend lässt sich aber noch nicht erkennen. Dass in der dunklen Jahreszeit mehr Wohnungen brennen, ist ganz normal. Mehr Brände als in der vergangenen Wintersaison sind es bisher aber nicht. Viele Leute bringen eben den Adventskranz oder Tannenbaum nicht rechtzeitig raus. Sehr oft wird das Essen im Kochtopf zur Brandquelle, auch das Rauchen im Bett führt häufiger zu Einsätzen. EV: Wann kann ich selbst löschen, wann muss ich flüchten? Nölken: Löschen Sie immer nur, wenn Sie sich selbst nicht gefährden. Brennt der Herd oder der Papierkorb und haben Sie einen Feuerlöscher zur Hand, können Sie das Feuer selbst bekämpfen. Doch spätestens wenn Sie nicht mehr gut atmen können, heißt es: Tür zu, raus aus der Wohnung, Nachbarn alarmieren, Feuerwehr rufen, auf die Straße gehen und sich dort bemerkbar machen. Und schnell sein! Schon zwei bis drei Atemzüge in Brandluft können zur Bewusstlosigkeit führen. EV: Warum sollte ich die Türen schließen? Nölken: Durch Sauerstoffentzug breitet sich das Feuer nicht so schnell weiter aus, auch die Rauchentwicklung wird vermindert. Türen mit nassen Handtüchern abzudichten hilft aber nur minimal und hält Sie im Ernstfall nur auf. EV: Was mache ich, wenn alle Rettungswege versperrt sind? Nölken: Krabbeln. Auf dem Boden ist es kühler, und die Sicht ist besser, da Hitze und Rauch nach oben steigen. Ein Tuch vorm Mund hilft nur bedingt, die toxischen Stoffe kommen trotzdem durch. Suchen Sie einen nicht vom Feuer erfassten Raum auf, öffnen Sie das Fenster, um Hilfe zu rufen. Wenn Sie die Feuerwehr anrufen: Machen Sie genaue Angaben zu Ihrem Standort, bleiben Sie am Telefon. Ein Mitarbeiter der Rettungsleitstelle bleibt in der Leitung und beruhigt Sie, bis die Feuerwehr vor Ort ist. Machen Sie am Fenster auf sich aufmerksam. EV: Und wenn ich im Haus einen piependen Rauchmelder höre? Nölken: Klopfen Sie nicht zuerst beim Nachbarn, rufen Sie uns direkt an! Viele Hamburger machen das schon richtig: Seitdem Rauchmelder in jeder Wohnung Pflicht sind, gehen täglich viele Anrufe von aufmerksamen Nachbarn bei uns ein, und die Zahl der Brandtoten hat sich von 20 im Jahr 2008 auf 10 in 2016 reduziert. Selbst wenn es nur ein falscher Alarm war: Vorsicht ist immer besser. EV: Wie kann ich mich für den Notfall wappnen? Nölken: Gehen Sie mal durch die eigene Wohnung: Sind alle Kerzenständer und Leuchten sicher? Liegen irgendwo defekte Kabel rum, sind elektrische Geräte intakt? Gerade Wasserkocher oder Mikrowellen neigen zu Kurzschlüssen. Auch ein Feuerlöscher lohnt sich, ich empfehle Feuerlöschsprays. Die sehen aus wie Haarspraydosen und passen in jedes Regal. Bei größeren Bränden gilt aber: Rennen! Rufen Sie die Feuerwehr, warnen Sie die Nachbarn. Und retten Sie Ihr Leben. |
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