Landarztquote | Arabische Wissenschaftler | Dr. acad. Sommer: Arbeitsmanagement | Fußnote: Am Telefon

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
falls Sie zur Zunft der Pressesprecherinnen und -sprecher gehören, können Sie Anna-Lena Scholz vielleicht ein paar Antworten geben (Fußnote). Pflichtlektüre für alle Chefs, Chefinnen und Angestellten ist unser heutiger Dr. acad. Sommer zum Thema Arbeitsmanagement. Und wer findet, dass seine Forschung besonders innovativ ist, darf sich von Anja Karliczek beglückwünscht fühlen.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Innovationsbericht beschlossen
Die Bundesregierung hat gestern den „Bundesbericht Forschung und Innovation 2018“ beschlossen – einen zweijährig erscheinenden Bericht, mit dem sie zugleich auch auf das Expertengutachten der EFI reagiert. Deutschland „forsche sich an die Weltspitze“ und sei weltweit ein „Innovationsführer“, heißt es aus dem BMBF. Doch die Konkurrenz schläft nicht; daher mahnte Forschungsministerin Anja Karliczek: „Wir [brauchen] mehr Tempo, besonders bei der Anwendung, und auch die Zusammenarbeit in Europa, um gegenüber China und den USA mithalten zu können. Daran arbeiten wir gerade mit einer neuen Forschungs- und Innovationsstrategie“. Die F&E-Ausgaben lagen 2016 bei 92,2 Milliarden Euro; rund zwei Drittel davon kamen aus der Wirtschaft. Den Bundesbericht als pdf finden Sie hier.
  
 
 
Medizinstudium: Landarztquote in NRW
Die Idee schwirrt schon lange durch die Bundesrepublik, jetzt soll sie Gesetz werden – und zwar in NRW. Dort verkündete Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) jetzt seine konkreten Pläne für eine Haus- bzw. Landarztquote. Locken möchte er damit all jene, die kein Spitzenabitur haben und, angesichts des hohen Andrangs auf die Medizinstudienplätze, lange Wartezeiten hinnehmen müssen. Die Quote soll erstmals zum Wintersemester 2019/20 gelten; 7,6 Prozent der Studienanfängerinnen bekommen durch sie einen Studienplatz. Interessant: Nicht die Universitäten, sondern das Landeszentrum für Gesundheit entscheidet, wer die Studienplätze bekommt – denn das Land ist auch der Vertragspartner für die künftigen Ärztinnen und Ärzte. Nach Abschluss ihres Studiums verpflichten sie sich, mindestens zehn Jahre lang in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Wer seine Pläne ändert, muss Strafe zahlen – bis zu 250.000 Euro. (SpOn; SZ; Rheinische Post)  
  
 
 
Arabische Astronauten
Wer große Wissenschaftsnationen und -kulturen aufzählt, nennt meist die üblichen westlichen Verdächtigen. Arabische Länder werden meist nur mit Hinweis auf die Vergangenheit genannt – auf das Goldene Zeitalter arabischer Gelehrter und Intellektueller zwischen dem 8. und 14. Jahrhundert. Wie haben sich diese Zuschreibungen entwickelt? Warum kennen wir so wenige arabische Wissenschaftler oder Astronauten? „Most people could name an Arab terrorist, but they couldn’t name an Arab scientist, and that maybe has to do with there having been a lot more books written about Arab terrorists“, sagt Jörg Matthias Determann. Der Historiker ist Professor an der Virginia Commonwealth University School of the Arts in Katar – und hat dem Atlantic ein interessantes Interview über „The Middle East’s Growing Space Ambitions“ gegeben.
  
   
 
 
   
   
   
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Ressel bleibt Rektor
Der Bau- und Umweltingenieur Wolfgang Ressel, seit 2006 Rektor der Universität Stuttgart, geht in eine dritte Amtszeit. Ihm unterlag in der Wahl des Universitätsrats der Informatiker und Leiter des Forschungscampus Stuttgart-Vaihingen, Michael Resch. (Schwäbisches Tagblatt)

Semlinger bleibt – ungewollt – Präsident
Nicht ganz rund läuft es mit der Präsidiums-Besetzung dagegen an der HTW Berlin. Das Amt wurde soeben zum zweiten Mal ausgeschrieben. Klaus Semlinger, der die Hochschule seit 2014 leitet und aus Altersgründen nicht erneut antreten möchte, bleibt derweil im Amt.

Neuer Buchpreis für Geisteswissenschaften
Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft will die Sichtbarkeit der Geisteswissenschaften erhöhen – und lobt daher einen neuen Preis aus. Der „wbg-Buchpreis für Geisteswissenschaften“ wird ab 2019 alle zwei Jahre verliehen und ist mit 40.000 Euro dotiert; damit wird er der höchstdotierte deutsche Sachbuchpreis in Deutschland sein.

Job: Deutsch-amerikanischer Kulturaustausch
„Ich arbeite in Berlin und Los Angeles“ – wäre doch schick, das sagen zu können. Der Job zum Satz steht im neuen ZEIT Stellenmarkt ausgeschrieben: Die Villa Aurora & Thomas Mann House e.V. sucht eine neue Geschäftsführerin (m/w) mit Standort Berlin (gelegentliche Dienstreise nach L.A. vermutlich inklusive). 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
Dr. acad. Sommer
 
 
   
 
   
Lieber Dr. acad. Sommer,
ich arbeite seit einigen Monaten als persönlicher Referent im Präsidium einer Universität. Dabei komme ich mir vor wie ein Erfüllungsgehilfe für alle möglichen niederen Aufgaben, häufe Überstunden an und habe im Job wenige Gestaltungsmöglichkeiten. Ist das normal? Oder darf ich einfordern, dass ich hier wirklich als Leitungsreferent behandelt werde?

Lieber X,
da ich ja selbst ein Mitglied dieses Berufsstands bin, antworte ich Ihnen natürlich nicht ganz unvoreingenommen. Aber grundsätzlich dürfen Sie dieselben Dinge einfordern wie jeder andere Arbeitnehmer:
Ihre Arbeit sollte (halbwegs) widerspiegeln, was in der Stellenausschreibung stand oder beim Vorstellungsgespräch besprochen wurde.
Ihr Aufgabenspektrum sollte Ihrer Qualifikation angemessen sein, sich also z.B. zum Sekretariat abgrenzen. Das ist kein Standesdünkel, sondern faire Aufgabenteilung.
Wenn die Abweichungen zu groß sind, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem/r Vorgesetzten suchen und noch einmal Ihre jeweiligen Erwartungshaltungen abgleichen. Das gilt auch für exzessive Überstunden.
Ein einheitliches Berufsbild für Persönliche Referenten (P.R.) gibt es leider nicht. Meistens müssen wir ergänzen, was unsere Vorgesetzten am ehesten brauchen: Wer schnell den Überblick über den eigenen Kalender verliert, braucht jemanden zur Terminvorbereitung. Wer viel auf Reisen ist, braucht jemanden, der vor Ort die Stellung hält, usw.
Insofern: Ja, wir sind tatsächlich Erfüllungsgehilfen. Führungskräfte sind meist froh, einen P.R. zu haben, dem sie blind alles anvertrauen können – von „Bitte drucken Sie das Schaubild noch einmal im Querformat aus“ bis hin zu „Bitte entwerfen Sie mal eine Strategie für nachhaltige Forschungsbauplanung“. Kritisch ist die Frage: Dürfen Sie an wichtigen Papieren mitschreiben oder sie nur per Email versenden? Dürfen Sie Sitzungen nur vorbereiten oder auch selbst daran teilnehmen? Meine persönliche Meinung: Solange man ab und zu auch richtig spannende Projekte bekommt, muss man auch kleine Standardaufgaben akzeptieren. Das ist Teil unseres Berufs.
Jetzt noch ein offenes Geheimnis zum Thema Entwicklungsmöglichkeiten: Ob ihre Mitarbeiter noch „Luft nach oben“ haben, beurteilen Vorgesetzte auch danach, ob sie mehr Verantwortung einfordern. Wer immer nur seine Aufgaben brav ausführt, signalisiert also unbewusst: „Ich bin zufrieden und möchte gar nicht mehr erreichen.“ Sie haben also nicht nur das Recht, mehr Verantwortung einzufordern, sondern es wird auch von Ihnen erwartet.
Und wenn sich Ihre Arbeitsbedingungen dann immer noch nicht verbessern, denken Sie dran: Es gibt auch andere Arbeitgeber. Und die können Ihnen wahrscheinlich sogar einen besseren Job bieten.

Dr. Uli Rockenbauch ist Persönlicher Referent der Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft und berät die Scientific Community im ZEIT CHANCEN Brief als "Dr. acad. Sommer".
   
 
   
 
   
Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym Ihre Frage!
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
 
 
Fußnote
 
 
   
   
 
   
Ich habe viele Fragen. Ich meine nicht die großen schwerwiegenden (die habe ich auch) – sondern kleine, eilige. Fragen, die ich schnell beantwortet haben muss, um meinen Artikel schreiben, eine Recherche vorantreiben, einen Fakt überprüfen zu können. Oft drängt die Zeit, sogar bei der ZEIT. Also greife ich zum Telefonhörer, rufe die Pressestelle an – einer Universität, Stiftung, eines Ministeriums – und bitte um Antwort. Sehr häufig passiert folgendes: Noch ehe ich mein Anliegen ausformuliert habe, wird mir der Satz entgegengeworfen: „Schreiben Sie uns bitte eine Mail.“ Ganz ehrlich – ich kriege da die Krise. Komplexe Anfragen schriftlich auszuformulieren, das versteht sich von selbst und mache ich auch. Bei den kleinen, eiligen Fragen aber – wieso, liebe Pressemenschen, schreiben Sie da nicht einfach kurz mit, während wir sprechen? Wurden Papier und Stift wegrationalisiert? Haben Sie Angst, mich misszuverstehen? Wollen Sie nur gemütlich meine Mail an die richtige Person weiterleiten, statt selbst zu tippen? Wieso muss ich Ihre Arbeit machen? – fragt, mit herzlichen Grüßen (auch an jene Presseabteilungen, die es anders handhaben), und ordnungsgemäß schriftlich, Ihre
Anna-Lena Scholz
   
 
   
 
 
   
Unser Geschäftsführer Rainer Esser spendierte ob der Hitze vorgestern eine Runde Eis für alle im Haus. Unser Tipp an alle Chefs und Chefinnen: Nachahmung empfohlen. 

Ihr CHANCEN-Team


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