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Lieber Dr. acad. Sommer, ich arbeite seit einigen Monaten als persönlicher Referent im Präsidium einer Universität. Dabei komme ich mir vor wie ein Erfüllungsgehilfe für alle möglichen niederen Aufgaben, häufe Überstunden an und habe im Job wenige Gestaltungsmöglichkeiten. Ist das normal? Oder darf ich einfordern, dass ich hier wirklich als Leitungsreferent behandelt werde?
Lieber X, da ich ja selbst ein Mitglied dieses Berufsstands bin, antworte ich Ihnen natürlich nicht ganz unvoreingenommen. Aber grundsätzlich dürfen Sie dieselben Dinge einfordern wie jeder andere Arbeitnehmer: | • | | Ihre Arbeit sollte (halbwegs) widerspiegeln, was in der Stellenausschreibung stand oder beim Vorstellungsgespräch besprochen wurde. | | • | | Ihr Aufgabenspektrum sollte Ihrer Qualifikation angemessen sein, sich also z.B. zum Sekretariat abgrenzen. Das ist kein Standesdünkel, sondern faire Aufgabenteilung. | Wenn die Abweichungen zu groß sind, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem/r Vorgesetzten suchen und noch einmal Ihre jeweiligen Erwartungshaltungen abgleichen. Das gilt auch für exzessive Überstunden. Ein einheitliches Berufsbild für Persönliche Referenten (P.R.) gibt es leider nicht. Meistens müssen wir ergänzen, was unsere Vorgesetzten am ehesten brauchen: Wer schnell den Überblick über den eigenen Kalender verliert, braucht jemanden zur Terminvorbereitung. Wer viel auf Reisen ist, braucht jemanden, der vor Ort die Stellung hält, usw. Insofern: Ja, wir sind tatsächlich Erfüllungsgehilfen. Führungskräfte sind meist froh, einen P.R. zu haben, dem sie blind alles anvertrauen können – von „Bitte drucken Sie das Schaubild noch einmal im Querformat aus“ bis hin zu „Bitte entwerfen Sie mal eine Strategie für nachhaltige Forschungsbauplanung“. Kritisch ist die Frage: Dürfen Sie an wichtigen Papieren mitschreiben oder sie nur per Email versenden? Dürfen Sie Sitzungen nur vorbereiten oder auch selbst daran teilnehmen? Meine persönliche Meinung: Solange man ab und zu auch richtig spannende Projekte bekommt, muss man auch kleine Standardaufgaben akzeptieren. Das ist Teil unseres Berufs. Jetzt noch ein offenes Geheimnis zum Thema Entwicklungsmöglichkeiten: Ob ihre Mitarbeiter noch „Luft nach oben“ haben, beurteilen Vorgesetzte auch danach, ob sie mehr Verantwortung einfordern. Wer immer nur seine Aufgaben brav ausführt, signalisiert also unbewusst: „Ich bin zufrieden und möchte gar nicht mehr erreichen.“ Sie haben also nicht nur das Recht, mehr Verantwortung einzufordern, sondern es wird auch von Ihnen erwartet. Und wenn sich Ihre Arbeitsbedingungen dann immer noch nicht verbessern, denken Sie dran: Es gibt auch andere Arbeitgeber. Und die können Ihnen wahrscheinlich sogar einen besseren Job bieten.
Dr. Uli Rockenbauch ist Persönlicher Referent der Geschäftsführerin der Helmholtz-Gemeinschaft und berät die Scientific Community im ZEIT CHANCEN Brief als "Dr. acad. Sommer". | | | | |
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