| Seelsorger am Flughafen: »Man weiß nie, auf wen man trifft«
Seit März 2009 war der Diakon Peter Meinke katholischer Seelsorger am Hamburger Flughafen. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem evangelischen Pastor Björn Kranefuß, hat er sich um Reisende und Flughafenpersonal gekümmert. Nächste Woche wird Meinke, 74, in einem ökumenischen Gottesdienst am Flughafen Hamburg verabschiedet. Und, wie war es so? Elbvertiefung: Herr Meinke, mit wem hatten Sie es denn in der Flughafenseelsorge zu tun? Peter Meinke: Die meisten waren so zwischen 35 und 65 Jahren, Männer und Frauen hielten sich die Waage. Nach der Religion habe ich nie gefragt. Es gibt keine evangelische, katholische oder muslimische Not. Es gibt nur menschliche Not. EV: Sie waren davor elf Jahre als Seelsorger bei der Polizei. Was war der Unterschied? Meinke: Bei der Polizei war viel los, ich war auch nachts mit auf Einsätzen. Am Flughafen war es ruhiger. Unsere Kapelle liegt vor der Sicherheitsschleuse, da halten sich die meisten nicht lange auf. Aber da hängt unsere Nummer, und ich bekam öfter mal Anrufe. Einmal rief die Deutsche Botschaft aus Brasilien an und sagte, am nächsten Tag würde ein älterer Herr ankommen, der wieder nach Deutschland ziehen wollte. Dem mussten wir dann erst mal eine Bleibe besorgen. EV: Zu großen Notfällen kam es nicht? Meinke: Einen Absturz mit vielen Toten hatten wir in Hamburg nie. Einmal sollten wir auf Passagiere warten, die ihre Angehörigen bei einem Flugzeugabsturz verloren hatten. Aber als sie kamen, haben sie meinen Kollegen und mich wenig in Anspruch genommen. EV: Kommen die Fluggäste auch mal zu Ihnen und wollen spontan etwas beichten? Meinke: Nein, ich bin ja mit dem Makel des Verheiratetseins behaftet. Wir Diakone können alles machen, nur den Gottesdienst mit Abendmahl halten und die Beichte abnehmen, das dürfen wir nicht. Aber Gespräche sind in dieser Hinsicht ausreichend gelaufen, nicht nur mit Katholiken. EV: Fördert der Flughafen denn so ein Beichtbedürfnis? Meinke: Man weiß nie, auf wen man am Flughafen trifft. Diese Anonymität hat den Vorteil, dass die Leute reden, weil sie wissen: Sie sehen mich wahrscheinlich nie wieder. Und weitersagen darf ich auch nichts. Es tut den Leuten offensichtlich gut, mal reden zu können und jemanden zu haben, der ihnen einfach zuhört. Ich habe schwere Ereignisse nie mit mir rumgetragen, ich konnte das gut verarbeiten. Ich habe nur mit dem lieben Gott gemeckert, dass er das zugelassen hat, aber das gehörte dazu. EV: Werden die Leute vor dem Fliegen abergläubisch? Meinke: Es gibt eine ganze Reihe von Leute, die sagen: Wenn ich fliege, hole ich mir vom obersten Chef noch mal einen Segen. Aber niemand sagt: Wenn ich gesegnet werde, passiert nichts. Ich habe übrigens auch lange bei Airbus Flugzeuge gesegnet. EV: Wieso das denn? Meinke: Eine philippinische Airline hat sie nur abgenommen, wenn sie gesegnet waren. Also hat man mich angerufen, weil man gesagt hat, als Flughafenseelsorger bist du auch für Flugzeuge zuständig. Ich habe eine kurze Andacht gehalten, und die Crew war glücklich. Es geht aber nicht darum, dass die Maschine heilig wird oder nicht mehr abstürzt, sondern dass die Leute daran erinnert werden, vorsichtig damit umzugehen. EV: Helfen Sie auch bei Flugangst? Meinke: Einmal kriegte ich einen Anruf von einer Frau, die sagte: Ich will bald fliegen, aber ich habe eine unheimliche Flugangst. Was kann ich machen? Ich sagte: Wenn der liebe Gott beschlossen hat, dass sie mit dem Flugzeug abstürzen, können sie nichts machen. Und wenn er beschlossen hat, dass sie nicht abstürzen, auch nicht. Schweigen am anderen Ende. Dann sagte sie: Da haben Sie eigentlich recht. Nach ihrer Reise rief sie mich an und sagte: Es hat hervorragend geklappt.
Ein Storch kommt selten allein
Gute Zeiten, schlechte Zeiten in den Vier- und Marschlanden. Hoch oben in Hamburgs berühmtesten Storchennest wurden im Frühjahr die ersten Kapitel einer neuen Familiensaga geschrieben. Erna und Fiete, die neuen Internetstars auf dem Hof, deren Namen Sie ausgewählt haben, liebe Elbvertiefungsleser, haben fleißig für Nachwuchs gesorgt. Und drum kam dann gestern Bürgermeister Peter Tschentscher auf eine Stippvisite vorbei. Er gab den zwei kleinsten Berühmtheiten des Webcam-Klans gestern ihre Namen – Renate und Ingo. Nein, die Namen wurden nicht ausgewählt von Renate Künast und Ingolf Lück, Namensvorbilder sind die Eheleute Grundmann, auf deren Hof der wohl meistbeobachtete Storchenhorst Norddeutschlands sein Zuhause hat. Renate und Ingo gehören zu insgesamt 59 Jungtieren, die Storchenbetreuer Jürgen Pelch vom Nabu Hamburg in diesem Jahr zählen konnte. Immerhin 13 mehr als im Vorjahr, es hätten aber noch viel mehr werden können. Denn gebrütet wurde in 32 Nestern, bei neun Storchenpaaren blieb der »Bruterfolg« (Fachsprache) allerdings aus. Nicht nur die Hitze, Starkregen und Trockenheit hätten den Gefiederten zu schaffen gemacht, sondern auch heftige Revierkämpfe. Mehrere Eier sind dabei zu Bruch gegangen. Und (Vorsicht, jetzt wird es unangenehm!) einige Jungtiere wurden von den Storcheneltern selbst aus dem Nest geworfen – die hatten sie nicht ausreichend versorgen können. So läuft das in der Tierwelt. Wie die Stimmung bei Erna, Fiete, Renate und Ingo aktuell ist? Schauen Sie ihnen doch selbst ins Nest. | |
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