| Guten Morgen, | | |
gestern bei Redaktionsschluss sah es in der Türkei zwar nach einem wie auch immer errungenen Wahlsieg für Recep Tayyip Erdoğan aus. Aber zumindest am Sonnabend hatte sich noch einmal das Grundgefühl bestätigt, mit dem viele von uns leben, ungefähr seit dem Beginn der US-Präsidentschaft von Donald Trump. Ein Gefühl, das man beschreiben kann mit: Puh – gerade noch mal gut gegangen. Diesmal war das, als beim WM-Spiel Deutschland – Schweden Toni Kroos den Ball kein bisschen früher als in der fünften Minute der Nachspielzeit in den Winkel des gegnerischen Tores bugsierte; mehr zum Fußball unten in der »11verftiefung«. Beim Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld lagen sich 10.000 erleichterte Fußballfans in den Armen, ähnlich beim Public Viewing bei uns in der ZEIT (mehr dazu unter »Meine Stadt«). Bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg konnten sich die Zuschauer von diesem Moment an endlich wieder ganz auf »Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg« konzentrieren. Zwar hatte Festspiel-Geschäftsführerin Ute Thienel die 7000 Zuschauer anfangs gebeten, auf das Zücken der Smartphones zu verzichten, dennoch aber war im ersten Teil der Aufführung nicht jedes Seufzen, Stöhnen und »Arghhh!« aus dem Publikum auf das Agieren von Winnetou (Darsteller Jan Sosniok) oder Old Shatterhand (Joshy Peters) zurückzuführen.
Letzterer nahm den Karl-May-Fans den Seitenblick zum Fußball nicht krumm, im Gegenteil, zur passenden Zeit erwiderte er im Stück auf die Frage, ob alles in Ordnung sei: »Das kann man sagen, Deutschland hat gerade das 1:1 geschafft!« Und nachdem Kroos die sperrigen Schweden überwunden hatte, schaffte Winnetou dann auch den Schurken Harry Melton (Jochen Horst) und die fiesen Yumas.
Apropos: Die »Harley Days« lockten diesmal an allen drei Veranstaltungstagen eine viertel Million Menschen an. Klingt viel, aber die Veranstalter hatten zum Event der US-Kultmarke mit doppelt so vielen Fans gerechnet. 5000 Biker hätten an der Abschlussparade teilgenommen, hier will die Polizei nur 2500 Motorräder gezählt haben; früher waren so etwa um die 8000 Kerle (und Kerlinnen) in Leder am Start. Woran es lag, an der Fußball-WM, am Wetter (nass), am Gegenwind der lärm- und emissionsempfindlichen Bevölkerung – wer weiß. Viel diskutiertes Thema auf den »Harley Days« war indes Donald Trump. Genauer die als Vergeltungsmaßnahme der EU hinsichtlich seiner Strafzölle angekündigten Zölle auf eine Reihe von Produkten; darunter auch Motorräder aus den USA. Nein, bevor Sie das jetzt denken: Das heißt nicht, dass die Teile, die jetzt schon bei uns herumknattern, zurückgegeben werden müssen ...
Eins, zwei, Polizei
Sollen Polizisten in sogenannten geschlossenen Einheiten, also beispielsweise bei Demonstrationen, individuell identifizierbar sein? Oder reicht es, wie CDU-Fraktionschef André Trepoll glaubt, dass auf den Uniformen einfach nur deutlich Polizei steht? »Mehr Kennzeichnung«, findet Trepoll, »braucht es nicht.« Bereits vor gut einer Woche war diese Frage im Innenausschuss der Bürgerschaft diskutiert worden, vergangenen Freitag entschloss sich dann Innensenator Andy Grote (SPD), Fakten zu schaffen. Spätestens Mitte nächsten Jahres sollen auch Hamburgs Polizisten eindeutig bezeichnet werden, vermutlich mittels einer sechsstelligen Zahlenfolge, wie Hartmut Dudde, Chef der Schutzpolizei, erklärte. Mit der Kennzeichnung sei kein Misstrauen den Beamten gegenüber verbunden, betonte der Innensenator: »Wir haben hier nichts zu verbergen, wir handeln rechtsstaatlich, und wir lassen uns auch überprüfen.« Obwohl eine solche Kennzeichnungspflicht bereits in acht deutschen Bundesländern existiert und sie selbst Knud Dietrich von der Hochschule der Polizei für »einfach zeitgemäß« hält, sind vor allem CDU und Polizeigewerkschaften dagegen. »Hier wird eine ganze Berufsgruppe unter den Generalverdacht gestellt, potenzielle Straftäter zu sein«, wetterte André Trepoll. Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, findet die geplante Kennzeichnung unverhältnismäßig, weil unnötig: »Beamte halten sich grundsätzlich an Vorschriften.« Nun, dann haben sie ja auch nichts zu verbergen. Nach der Einführung soll eine zweijährige Probezeit starten. Grotes Vorstoß gilt auch als Reaktion auf die G20-Krawalle. |
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