| Mikroplastik: Weg mit der Pest!
Wir sehen es nicht, wir hören es nicht, und trotzdem nimmt es immer mehr zu: Mikroplastik ist (bald) überall, im Meer, auf den Äckern, in unserer Nahrung. Gestern hat auch Hamburg Wasser Alarm geschlagen: Der Anteil der Schadstoffe, die herausgefiltert werden müssen, steigt. Im Wasser ist nicht nur tonnenweise Plastikmüll wie Tampons, Kondome oder Q-tips (besonders fatal, so Hamburg-Wasser-Sprecher Ole Braukmann: »Ein kleiner Q-tip kann eine ganze Pumpe zum Verstopfen bringen!«). Auch der Anteil von kleinsten Plastikpartikeln etwa aus Duschgel (damit es schön schäumt) oder Kosmetik nimmt zu. Da könne man nichts machen, sagen manche von Ihnen nun, ES ist überall. Oh doch!, findet man bei Hamburg Wasser: Mikroplastik ist nicht unersetzlich. »Wenn die Verbraucher wüssten, was sie sich ins Gesicht schmieren, würden sie das gar nicht tun«, ist Braukmann überzeugt. Das Problem ist nur: Man kann es meist gar nicht erkennen. Das Unternehmen fordert deshalb eine Kennzeichnungspflicht von solchen Stoffen auf Verpackungen. Denkbar sei auch, die Erzeuger an den Kosten zu beteiligen, die es verursacht, die Stoffe wieder aus dem Wasser zu filtern. Die Bundesregierung (hat man dort längst Mikroplastik in der Blutbahn?) tut dagegen indes – hm … Vorbildlich dagegen ist Schweden, wo zum 1. Juli der Verkauf von Kosmetika mit Mikroplastik verboten wird. »Uns ist schon klar, dass wir ein regionaler Versorger sind. Natürlich haben wir keine direkte Möglichkeit, hier in Hamburg Verbote einzuführen, aber wir möchten unsere Stimme erheben, um das Thema auf die Agenda zu bringen«, sagt Braukmann. Den, wie hat es die Geschäftsführerin von Hamburg Wasser, Nathalie Leroy, ausgedrückt: »Wasserwerke und Kläranlagen sind kein Reparaturbetrieb für gesellschaftliches und wirtschaftliches Fehlverhalten.« Und apropos Bundespolitik: Nehmen wir nur mal an, noch ein paar mehr Wasserversorger machten mit …
»Wenig Geld, viel Tod« – Waffenhandel in Hamburgs Hafen
Zwei Jahre lang war der Hamburger Jan van Aken Waffeninspekteur der Vereinten Nationen, saß später für die Linke im Bundestag, um deutsche Rüstungsexporte zu stoppen – »die zum Großteil über den Hamburger Hafen laufen«, so der Experte für chemische und biologische Kampfstoffe. Wie meint er das? Elbvertiefung: Waffenhandel in Hamburg – das klingt eher nach Hollywood-Thrillern denn nach deutschem Alltag. Mischt unsere Stadt wirklich mit beim Deal mit der Knarre? Jan van Aken: Ja, leider. Wir reden nicht von illegalem Waffenhandel und Al Capone, sondern von legalem Export. In und um Hamburg gibt es 90 Firmen, die Rüstungsgüter herstellen. Allein 1000 Container voller Munition verlassen im Jahr den Hamburger Hafen. Darunter sind Bomben, Granaten, Software für Panzer und Torpedoaufzüge für U-Boote. EV: Das klingt gruselig. Wohin gelangen deutsche Waffen von hier aus – auch in Krisengebiete? Van Aken: Wohin denn sonst? Wenn jemand Munition kauft, dann, weil er sie verbraucht. Aber der Senat verweigert die Antwort auf Anfragen zu den Zielländern. Die Bundesregierung und Hamburg haben kein Interesse daran, diese Informationen offenzulegen. Fest steht: Deutschland vergibt jährlich Genehmigungen für den Waffenexport in 130 Länder. EV: Immerhin aber kontrolliert der Staat seit Kurzem, ob diese Waffen beim Käufer bleiben, der sie also nicht weiterverkauft – etwa in Bürgerkriegsgebiete. Reicht das nicht aus? Van Aken: Das ist ein Stück Papier. Der Käufer unterschreibt eine Verpflichtung – fertig. Bis jetzt hat ein einziges Mal eine Kontrolle stattgefunden, dabei gibt es 12.000 Exportanträge jährlich. EV: Deutschland ist nach den USA, Russland und China Waffenexportmeister. Könnte eine vergleichsweise kleine Stadt wie Hamburg daran überhaupt etwas ändern? Van Aken: Genehmigungen für den Export sind natürlich Bundessache. Aber ein politisches Zeichen könnte Hamburg durchaus setzen: Der Senat müsste der Hamburger Hafen und Logistik AG schlicht verbieten, Waffen zu transportieren. EV: … und den Zusammenbruch eines so wichtigen Wirtschaftszweigs hinnehmen? Van Aken: Ach was, am gesamten deutschen Export hat der Waffenhandel gerade mal einen Anteil von 0,1 Prozent! So ein Sturmgewehr kostet ja nur 1000 Euro – wenig Geld, viel Tod. EV: Warum exportiert Deutschland dann überhaupt Waffen? Van Aken: Vor allem zur außenpolitischen Beziehungspflege. Da wird viel geschachert – Deutschland liefert zum Beispiel Waffen, erhält dafür in anderen Branchen Aufträge. EV: Manche sagen sogar: Deutschland liefert Waffen und erhält dafür Flüchtlinge. Van Aken: Da wäre ich vorsichtig. Natürlich flüchten Menschen mitunter vor deutschen Waffen – nach Deutschland. Flucht aber hat 1000 Gründe. Es gäbe sie auch ohne deutschen Waffenexport. Diskussion mit Jan van Aken heute bei den Ottenser Gesprächen zu Flucht und Migration: »Wer Rüstung sät, erntet Krieg! Wie Hamburgs Waffenhandel Menschen zu Flüchtlingen macht«. Grundschule Rothestraße, Rothestraße 22, 19 Uhr |
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