Laureaten in Lindau | Beuth-Hochschule hadert mit Namensgeber | Seismometer zum Hochschulpakt | 3 ½ Fragen an Bernd Klöver

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
die Welt muss gerettet werden. Wenn sich in dieser Woche 39 Laureaten und 600 junge Forscher aus 84 Nationen versammeln, dann könnten die doch... Weitere Projekte in der Pipeline: Die Beuth-Hochschule will von ihrem (antisemitischen) Namensgeber abrücken. Das Tauziehen zum nächsten Hochschulpakt geht munter weiter. Bernd Klöver zeigt sich im Fragebogen ziemlich genervt von der Kleinstaaterei im Bildungswesen. Und ein junger Koreaner rockt mit den wahrscheinlich kontemplativsten Lernfilmen der Welt (c.t.).
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
39 – 600 – 84
Gestern war Eröffnung, heute geht es ans Arbeiten. 39 Nobelpreisträger treffen bei der diesjährigen Laureaten-Tagung in Lindau auf 600 Nachwuchswissenschaftler aus 84 Nationen. Das legendäre Bodensee-Labor (ZEIT) versucht sich bis Freitag gar an neuen Formaten. Neben Vorträgen, Podiumsdiskussionen, Poster Sessions und Master Classes sind Agora Talks, Science Walks, eine Life Lecture und Laureate Lunches geplant. Einen Hashtag gibt es natürlich auch. Die Nobelpreisträger, die in diesem Jahr vorwiegend aus den Bereichen Medizin, Physiologie und Chemie kommen, befassen sich mit wissenschaftlichen Fragen zur inneren Uhr, der personalisierten Medizin und der Gentechnik. Diskutiert wird aber auch über Wissenschaftskommunikation, Fake news und die wissenschaftliche Publikationspraxis. Zum Programm geht es hier entlang.
  
 
 
Beuth-Hochschule hadert mit ihrem Namensgeber
Sie haben jahrelang miteinander gerungen, sich die Köpfe heiß und den Mund fusselig geredet, am Ende aber stand eine neue Ordnung (PDF), mit der nicht nur an der Uni Greifswald alle leben können. Der Greifswalder Abschied vom antisemitischen Namensgeber Ernst Moritz Arndt (ZEIT) soll nun an der Berliner Beuth-Hochschule zum Modell der Auseinandersetzung mit deren Namensgeber werden. Seit 2009 ist die Fachhochschule nach dem Reformer der handwerklich-technischen Ausbildung Christian Peter Beuth benannt. Der war – wie sein Zeitgenosse Arndt – ein Antisemit. Die Beuth-Hochschule wolle „das Beispiel Greifswald aufgreifen“ zitiert der Tagesspiegel Präsidentin Monika Gross. Anders als in Greifswald soll sich die im Internet offen dokumentierte Debatte allerdings nicht über Jahre hinziehen, sondern 2019 beendet sein. Fortsetzung folgt.
  
 
 
Seismometer zum Hochschulpakt
Entwickelt da draußen eigentlich irgendjemand ein Seismometer für die Wissenschaftspolitik? Der Markt dafür ist definitiv vorhanden, und in diesen Wochen sind die Absatzchancen mal wieder exzellent. Beispiel Hochschulpakt: Am Freitag tagt die GWK und will dabei nicht über die Fortsetzung des Milliarden-Programms für Hochschulen sprechen. Offiziell steht der Punkt nicht auf der Tagesordnung. Doch natürlich wird – inoffiziell – über das Topthema des Jahres gesprochen werden (müssen). Die jüngste Steilvorlage in der Debatte gab Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach im Interview mit Jan-Martin Wiarda. Krach schlägt eine Selbstverpflichtung der Bundesländer zu jährlichen Budgetsteigerungen für Hochschulen vor, wenn der Bund beim Hochschulpakt im Gegenzug jedes Jahr eine Schippe Geld drauflegt. Die rot-rot-grüne Regierung in Thüringen schritt prompt zur Tat. Für 2020 kündigte sie ein Plus von 18 Millionen Euro für die Hochschulen an. "Thüringen ist bereit, die Entwicklung der Hochschullandschaft mit steigenden Landesmitteln zu unterstützen", sagte der wissenschaftspolitische Sprecher der Linke-Fraktion, Christian Schaft. Er erwarte, dass nun auch der Bund mehr Geld in die Hochschulen investiere (Thüringer Allgemeine). Das ist umso erstaunlicher als Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) zu einer derartigen „Dynamisierung“ erst kürzlich ein kristallklares Njet (Antwort auf eine Kleine Anfrage im Bundestag) verlauten ließ. Das wissenschaftspolitische Tauziehen um Geld, Einfluss und die Vorherrschaft geht weiter. Wir bleiben dran.
  
   
 
 
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
63.211
Bewerbungen sind im Jahr 2016 auf exakt 2711 Professuren eingegangen. Die Berufungsquote lag bei 4,3 Prozent. Bei Männern war sie mit 4,0 Prozent etwas niedriger als bei den Frauen (5,2 Prozent). Im Jahr 2012 betrug die Berufungsquote knapp fünf Prozent (4,9).
   
 
   
   
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Bernd Klöver

Geschäftsführer CHE Consult GmbH

Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Durchhaltevermögen und Vertrauen zu sich und Freunden bei sehr widrigen Umständen von meiner Tochter. Trotz erheblicher gesundheitlicher Schwierigkeiten und mehrerer familiärer Trauerfälle in kurzer Zeit hat sie sich ihrer 1. Juristischen Staatsprüfung gestellt und erfolgreich bestanden. Sie musste dafür ein erhebliches Selbstvertrauen in kurzer Zeit aufbauen und Mut aufbringen, die Hilfe ihrer Freunde anzunehmen und darauf zu vertrauen.
 
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Die Kleinstaaterei im Bildungswesen und Deregulierung der kleinteiligen Normenflut, speziell im Bereich der deutschen Hochschulen, durch verbindliche Rahmenordnungen. Die Eindämmung der negativen Folgen der wichtigen föderalen Struktur der Bundesrepublik würde nicht nur kein Geld kosten, es würde erhebliche Mittel für die Umschichtung in die Qualität der Bildung freisetzen.
 
Lektüre muss sein. Welche?
Robert Menasse, Die Hauptstadt. Eine wunderbare Beschreibung der Brüsseler Bürokratie, der handelnden Charaktere und ihrer Verstrickungen. Höchst real und übertragbar auch auf die Berliner Republik.
 
Und sonst so?
Zunehmend genervt vom Trumpismus und seiner Nachahmer in Europa. Wünsche mir mehr Personen und Institutionen, die nicht auf deren Niveau des Handelns und der Verhandlungen absteigen...
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Dürfen Lehrer ihre Meinung sagen? Die AfD beschwert sich über Pädagogen – sie verstießen gegen das Neutralitätsgebot, heißt es 
 
Ohne Signal Hundert Tage Anja Karliczek. Und was kommt jetzt? »Was ist bloß mit den Vätern los?« Von wegen Vereinbarkeit! Sich um die Kinder zu kümmern macht Männer unzufrieden, sagt der Soziologe Martin Schröder Sie spielen sich selbst Jung, gut ausgebildet, arbeitslos: Am Athener Nationaltheater lässt sich beobachten, wie sich in Griechenland eine ganze Generation in der Krise einrichtet


Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
Zuschauen, entspannen, nachmachen: Ein junger Mensch sitzt am Schreibtisch und lernt. Stunde um Stunde vergeht, ein halber Tag zieht vorbei, es wird Abend und es passiert – nichts. Kein Räuspern, kein Seufzen, kein Naserümpfen. Damit ist der Plot dieser kontemplativen Filme auch schon erzählt. Auf Youtube zieht das mehr als 500.000 Zuschauer in den Bann. „Bot-No-Jam“, ein ernster Roboter,  nennt sich der strebsame Koreaner, der die Filme von sich beim Lernen macht. Seine Live-Übertragungen überschreibt er mit „Study with me“. Absolut sehenswert!
 
 
 
 
 
 
   
Eine kontemplative Woche wünscht

Ihr CHANCEN-Team


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