Kiyaks Deutschstunde: Isch mach jetz' Innen-Abi

 
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Kiyaks Deutschstunde
21.06.2018
 
 
 
 
Was meinen Politiker, wenn sie sagen, was sie sagen? Und: Was meinen sie wirklich? Mely Kiyak sagt’s Ihnen!


Isch mach jetz' Innen-Abi
 
Auch in den allerehrenwertesten Familien fragt man sich nun: Wer hat die Richtlinienkompetenz für Almanistan? Seehofah oder Seehofah?
VON MELY KIYAK


Was soll er denn machen, der Ärmste? Ständig entscheidet sie, ohne ihn vorher zu fragen. Selbst in den allerehrenwertesten Familien läuft es so, dass die kleine Schwester erst zum Abi geht und fragt: "Abi, isch hol mir Ayran aus dem Späti, willst du auch?" Dann kann Horst Abi antworten: "Bring Prringels mit." Oder: "Halt die Fresse, setz dich hin."
 
Sie fragt ihn aber nicht. Sie geht alleine in den Späti und überhaupt überall hin. Er kriegt es nur über die Fotos in der Zeitung mit. Auch das damals, 2015. Da stand sie an der Grenze und winkte alles durch: "Hier, bitte schön, komm rein, du auch, und du auch, vallah, kommt alle." Er rief sie an und sagte: "Kızım, bist du verrückt geworden? Bist du jetzt Lady Angela, oder was? Erst Sachleistung, dann Piccolo oder was, tövbe tövbe?!"
 
Es ist ihm ohne Ende peinlich. Wem wäre das nicht peinlich? Man steht mit seinen Kumpels rum und irgendeiner dieser Idioten fängt natürlich immer an: "Horst, was los, dasdies, reinraus!?" Er nimmt sie einmal in Schutz, zweimal, aber wie oft noch? Beim ersten Mal kann man noch antworten: "Ein Wort gegen meine Schwestah, ich steck Gulasch in dein Gulasch, Viktor, vallah, ich schwör auf mein' Ader!!" Sie reden über ihn. Familie im Inland, Familie im Ausland, alle. Sogar der aus Polen. Wirklich alle.
 
Man kann einem Menschen nur einmal sagen: "Ich mach yufka aus dein' Gesicht", beim zweiten Mal muss man das Nudelholz mitbringen, sonst macht man sich lächerlich. So steht er mit dem oklava in der Hand vor ihr und versucht es im Guten: "Bis Obergrenze und keinen Schritt weiter! Vallah, ich brech dein' Fuß."
 
Der Horst Abi ist hartherzig
 
Sie aber steht immer noch im fırrfırr-Kleidchen an der Tür und winkt durch. Sie macht weiter, was sie will. Was soll er noch versuchen? Entweder sie spurt, oder er holt sie eigenhändig von der Straße. Daraufhin alle: Der Horst Abi ist hartherzig, der Horst Abi sei unnachgiebig. Aber das Gegenteil ist richtig. Der Horst Abi war grenzenlos geduldig, aber es hat eben auch alles seine Grenzen.
 
Es gibt noch ein Problem. Die ganze Verantwortung liegt auf ihm. Normalerweise läuft das so: Man berät sich mit den Brüdern, Alexander, Andi, Markus, spricht sich ab und nimmt die Schwester in die Mangel. Wenn man die Nerven besitzt, löst man das natürlich auf klassische Weise, und der Jüngste nimmt die Schuld auf sich. Aber die drei taugen nichts. Sind von Ehrgeiz zerfressen, typisch für ihr Alter, ständig neues Hemd, neuer Schal. Wie will man mit solchen Brüdern praktisch und unkompliziert handeln?
 
Er tat das einzig Richtige. Er nahm seinen terlik in die Hand, damit sie begriff, dass das jetzt wirklich kein Spaß mehr ist: "Vierzehn Tage, keine Minute länger." Sie kann überlegen. Entweder sie gibt ihm die Schlüssel freiwillig oder er nimmt sich den Schlüsselbund. Dann wird er von Tür zu Tür gehen und Deutschland abschließen. Er wird eigenhändig alles dichtmachen. Und was macht sie? Sie sagt: "Abi, isch hab Richtlinienkompetenz."

Er hat noch ganz klassisch einen Kamm hinten in der Hosentasche

"Lan!!", ihm ist fast die Sicherung durchgebrannt, "was Rischtlinienkompetenz, lan, was Rischtlinienkompetenz? Ist deine Laber falsch eingestellt? Ich habe dich was gefragt – ob was mit deiner Laber nicht stimmt?" Er hat Türen und Fenster fest verschlossen, weil seit es die Grünen gibt, ruft ja immer irgendwer in der Frauenbehörde an und petzt. Drinnen hat er den terlik nach ihr geworfen, sie musste den Filzschuh jedes Mal zurückbringen und er schmiss wieder nach ihr. "Hör zu, Mäddschän", hat er ihr gesagt: "Du hast Rischtlinienkompetenz für Thermomix, aber nischt für Almanistan." Das hat er ihr gesagt, und recht hat er. Richtig laut ist er geworden. Alle haben es mitbekommen. Später ist ihm zu Ohren gekommen, dass der Lindner seitdem nachts wieder nicht durchschläft. Am nächsten Tag kam er wohl und sagte: "Abi, wir machen mit, aber bitte nicht wieder so laut schimpfen."

Mit den anderen Schwestern hatte er nicht solche Probleme. Die Aigner, die Hassel, die Bär. Er hat einfach nur gesagt: "Mach Börek, mach Menopause, egal, aber nerv nisch!" Sie aber war von Anfang an irgendwie anders. Er kann es nicht direkt ins Mikrofon sagen, ist klar, aber es ist schon was dran: Überall, wo die Weiber Babos sind, läuft's scheiße. Selbst wenn sie noch hundertmal vorne in der Spielothek steht und die Wechselgeldkasse bedient, am Morgen kommt immer einer wie er und trägt die Nachteinnahmen raus. So ist die Welt, Mann, das war so, das bleibt so. Wie ging noch dieses persische Sprichwort? Weil Gott nicht alles alleine machen kann, schuf er die Mutti. So. Das heißt, sie darf helfen, aber sie kann nicht die Einnahmen zählen und bunkern und so.

Wehe, sie antwortet!

Tausendmal lieber hätte er Rente gemacht. Aber er hat sich angeschaut, und gefragt: "Bin isch Seehofah oda bin isch Seehofah?"
 
Die alten amcas, Weigel, Stoiber, Huber, die haben nur noch Ehrenvorsitz. Ist doch peinlich so was, echt jetzt, einfach nur haram. Die sitzen im Fernsehsessel – ZDF ist Tag und Nacht eingeschaltet –, schauen irgendeinen Film mit einem der beiden Wepper-Brüder und lachen sich kaputt. Den ganzen Tag. Erst lachen, dann abhusten. Er ist nicht so. Er hat gesagt: "Isch mach weiter, lan, isch mach Innen-Abi."
 
Was der größte Unterschied zwischen CDU und CSU ist? Die Klöckner, die Karrendingsbums, der Laschet, die föhnen alle über Rundbürste. Er hat noch ganz klassisch einen Kamm hinten in der Hosentasche. Das ist der Unterschied.
 
Er hat sie gefragt: "Was willst du eigentlich? Willst du misch fertigmachen?" Es geht nicht darum, was sie will oder wer sie ist. Wehe, sie antwortet! Er hat sich nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal wie ein Mensch verhalten, sondern durchgängig. Seit drei Jahren macht er das jetzt mit. Es wäre leichter gewesen, zu sagen: "Du bist in meinen Augen eine unbegleitete Kanzlerin. Ich kann dich zum Röntgen schicken und der wird mir deine komplette Abschiebefähigkeit medizinisch bestätigen." Aber so wollte er das nicht. Er wollte das wie in ordentlichen Familien regeln. Persönlich, von Mensch zu Mensch, von disch zu misch, und jetzt sind es schon nur noch zwölf Tage. Er kann warten, yarabbim, Allah ist groß, er kann warten.
 

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