Berufung nach Schema F | Geplatzter Budget-Traum in Brüssel | Gaokao-Geschäfte | 3 ½ Fragen an Heinz-Dieter Quack

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
diese Woche wird digital. In Hannover ist Cebit. Der Pflichttermin für Techies geht bis Freitag. Mit Digitalisierung befassen sich heute auch die Geisteswissenschaften bei ihrem Akademientag in Berlin. Ansonsten im Programm: Bernd Kleimann und Malte Hückstädt mit einer luziden Studie zur Berufungspraxis an Unis und Fachhochschulen. Es gibt frische Zahlen zum Millionengeschäft Gaokao, dem zentralen Zulassungstest in China. Heinz-Dieter Quack erinnert im Fragebogen an die Kraft des  Wanderns und im c.t. erfahren Sie, warum Sie sich das Schreiben Ihres nächsten Buches wirklich ganz genau überlegen sollten.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Berufung nach Schema F
Vergessen Sie das Gerede, wonach die Lehre bei der Professorenauswahl an Universitäten eine größere Rolle spiele. Dessen Wahrheitsgehalt geht gegen Null. Wer den Sprung auf eine Uniprofessur schaffen will, muss weiterhin in der Forschung brillieren – nicht im Hörsaal. Das zeigt eine Studie, die Bernd Kleimann und Malte Hückstädt in der jüngsten Ausgabe der Beiträge für Hochschulforschung veröffentlichen (PDF). Die Analyse stützt sich auf eine Befragung von Vorsitzenden in Berufungskommissionen im Jahr 2015. Sind Publikationen, Forschungsprojekte und Drittmittel bei der Kandidatenauswahl die entscheidenden Kriterien an Unis, sieht es bei Fachhochschulen ganz anders aus. Dort punkten Bewerber mit exzellenten Lehrleistungen. Wenn sie als Persönlichkeit dann noch zum Kollegium passen, ist die Entscheidung klar. „Auf Quertreiber, Drückeberger oder Eigenbrötler hat man hier noch weniger gewartet als an Universitäten“, schreiben Kleimann und Hückstädt in ihrem Fazit.
  
 
 
Budget-Traum in Brüssel geplatzt
Die Zahlen sind rund und auf den ersten Blick beeindruckend: Für die Jahre 2021 bis 2027 ruft die EU-Kommission 100 Milliarden Euro für Forschung und Innovation auf. Damit ließen sich etwa 100.000 Forscherstellen finanzieren. Ist das nun viel, ausreichend oder viel zu wenig? Der Vorschlag der Brüsseler Kommission ist in jedem Fall ein Meilenstein auf dem Weg zum nächsten Forschungsrahmenprogramm und ein Dämpfer für alle, die mit 160 Milliarden Euro gerechnet hatten. Diese deutliche höhere Schlagzahl hatte eine Expertengruppe um den ehemaligen EU-Kommissar Pascal Lamy im Sommer 2017 (Lamy-Report) vorgelegt. Das hätte eine Verdopplung des aktuellen Horizon-Budgets (80 Milliarden Euro) bedeutet. Soweit dürfte es jetzt nicht mehr kommen. Während Bundesforschungsministerin Anja Karliczek in ihrem Statement nichts zur Höhe des Budgets sagte, erinnerte die SPD-Bundestagsfraktion immerhin an den Lamy-Vorschlag, um sich dann aber auch mit den angedachten 100 Milliarden Euro zufrieden zu geben. Die Reaktionen aus der Wissenschaft fallen etwas kämpferischer aus, wie THE berichtet und ein Kommentar auf den Seiten der Helmholtz-Gemeinschaft zeigt. Zeit zum Nachjustieren gibt es. In einem Jahr soll das nächste Forschungsrahmenprogramm beschlossen sein. Der aktuelle Stand zu Höhe und Aufteilung der Milliarden findet sich hier.
  
 
 
Mit Gaokao im Geschäft
Sie haben jahrelang gelernt, gepaukt und geschuftet. Rund 9,5 Millionen Chinesen stellten sich vor dem Wochenende dem Gaokao, dem Aufnahmetest für Chinas Hochschulen. Der große Tag für junge Menschen hat sich mittlerweile auch zu einem solchen für die Wirtschaft gemausert. Studien schätzen den Markt für private Repetitorien und Lernangebote auf umgerechnet 15 Milliarden Euro (CNBC). Daneben hat sich eine Merchandising-Industrie um Gaokao entwickelt, von der internationale Konzerne profitieren. Es gibt T-Shirts zu kaufen, Schilder, Schuhe. Für umgerechnet knapp 40 Euro sind zum Beispiel Nike-Shirts zu kaufen, auf deren Rückseite die chinesischen Schriftzeichen für „volle Punktzahl“ prangen (Reuters). Gaokao heißt Ausnahmezustand aber auch für die, die keinen Kandidaten in der Familie haben. In Peking werden zur Anreise Sonderbusse eingesetzt (WomenOfChina). Und für die Busfahrer auf insgesamt 381 Routen in der Nähe der 91 Prüfungshallen hieß es während der Aufnahmeprüfung: Hupen verboten! Nichts soll stören auf dem Weg zur vollen Punktzahl.
  
   
 
 
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
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Euro haben die Hochschulen in Schleswig-Holstein vergangenes Jahr aus den sogenannten BAföG-Millionen bekommen. Der Bund übernimmt seit 2015 die BAföG-Anteile aller Länder. In Schleswig-Holstein belief sich die Entlastungssumme im Jahr 2017 auf rund 1,6 Millionen Euro. Zahlen zur Mittelverwendung in den anderen Ländern finden sich beim Bundestag (PDF).
   
 
   
   
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack

Dekan der Ostfalia Hochschule und Leiter des Kompetenzzentrums Tourismus des Bundes
Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Es ist ein Privileg, täglich hinzu lernen zu dürfen. Ich lerne von meinen Kindern – und von meinem Team: der generationsbedingt andere Blick auf die Welt tut gut.
 
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Forschung, gleich in welcher Disziplin, ist grundsätzlich gesellschaftlich relevant. Die möglichen gesellschaftspolitischen Implikationen von Forschungsleistung spielen hingegen nur selten eine Rolle – sei es im Forschungsbericht selbst oder auch in der Diskussion in der Community oder im öffentlichen Diskurs. Hier brauchen wir sowohl ein stärkeres Bewusstsein bei Forschenden wie auch in der Gesellschaft: Exzellenz ergibt sich nicht allein durch Spitzenforschung an sich, sondern erst
durch deren Reflexion im gesellschaftlichen Diskurs.
 
Lektüre muss sein. Welche?
Simon Garfield: Karten! (dt. Ausgabe bei Theiss, 2017). Ein faszinierendes Buch über die Erkundung der Welt – aber auch ein Lehrstück darüber, wie stark Forschung von menschlichen Schwächen sowie politischen und ökonomischen Interessen beeinflusst sein kann.
 
Und sonst so?
Wandern hilft!
 
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Hier beginnt das Ende der Kreidezeit Deutschlands Bildung soll digital werden. Dabei gibt es weder WLAN noch Geld. Ein paar Enthusiasten lassen sich davon nicht schrecken und erfinden ihren Unterricht neu 

»Ist das typisch deutsch?« Michelle Müntefering, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, über den Boom der Deutschen Schulen im Ausland und das neue Image der Bundesrepublik »Mit Drill allein erreicht man wenig« Was macht ein Schulsystem erfolgreich? Zwanzig Jahre nach Pisa zieht der Bildungsforscher Andreas Schleicher in einem Buch Bilanz Dürfen Lehrer streiken? Das Bundesverfassungsgericht steht vor einem wegweisenden Urteil


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Ihr CHANCEN-Team


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