ich habe mich in meinem Leben noch nie gefragt, ob ich rassistisch sein könnte. Denn die Antwort ist für mich selbstverständlich. Mich fragt aber auch keiner. Würde mich jemand fragen, würde ich jedem gern erzählen: »Nein, natürlich bin ich nicht rassistisch«. Ich bin für Einwanderung, ich habe Freunde, die eine andere Hautfarbe, eine andere Religion und einen anderen Pass haben. Doch wo fängt eigentlich Rassismus an?
Die Frage sollten wir alle uns stellen. Dafür müssen wir nicht einmal in der Wahlkabine die AfD ankreuzen.
Die Kollegen von ZEIT Campus Online Amna Franzke, Vanessa Vu und Hasan Gökkaya haben
33 Fragen veröffentlicht und werfen damit vor allem Fragen bei mir selbst auf. Denn die Fragen gehen so: »Wischst du bei Dating-Apps tendenziell weiter, wenn die angezeigte Person nicht weiß ist?« oder »Wie oft wurdest du schon von der Polizei angehalten und kontrolliert?« oder »Wie oft wirst du auf einer Party gefragt: Wo kommst du wirklich her?«
Ich habe keinen Account bei einer Dating-App, aber meine Freunde waren immer weiß. Die Polizei hält mich nie an und ich komme aus Herford. Danach fragt mich aber kaum jemand.
Rassismus ist für mich im Alltag nicht zu sehen, weil ich davon nicht betroffen bin. Aber nicht alle kommen in Clubs, nicht alle werden von der Polizei in Ruhe gelassen. Und das sollte eben nicht selbstverständlich sein.
Im nächsten Text geben die Kollegen
zwanzig Empfehlungen, wie man weniger rassistisch sein kann.
Der letzte Punkt ist besonders wichtig: Es geht bei der Rassismus-Diskussion nicht um Schuld, sondern darum, Verantwortung zu übernehmen. Ich fange damit sofort an.
Liebe Grüße
Martina Kix
Stellv. Chefredakteurin ZEIT CAMPUS