| »Das größte Problem ist die Selbstüberschätzung«
Das schöne Wetter sorgt für einen Ansturm auf die Freibäder. 42.000 Besucher zählten die Bäderland-Betreiber im Mai. Im Mai 2017 waren es nur 12.000, im vergangenen Jahr kamen insgesamt nur 80.000 Gäste in die Freibäder. Da gleichzeitig die Hallenbäder weniger besucht werden, hat der städtische Schwimmbadbetreiber Bäderland fünf Hallenbäder mit angrenzendem Freibad vorübergehend geschlossen, um das Personal draußen einzusetzen. Und sonst? Darüber spricht mit uns Björn Warnat, Schwimmmeister und Badleiter im »Festland«, zu dem auch ein Freibad gehört. EV: Wie läuft es bei Ihnen? Björn Warnat: Der Hamburger braucht ein bis zwei Tage, bis er warm geworden ist, aber dann kommt er. Lange Schönwetterperioden gibt es hier ja selten, deshalb denken die Leute: Das ist jetzt der Sommer, den muss ich ausnutzen. Momentan haben wir an die 2000 Besucher am Tag. EV: Wer kommt denn so zum Schwimmen? Warnat: Durch die Größe und die Lage des Bades kommen alle, von Blankenese bis zum Kiez. In der Tiefgarage steht der SL-Mercedes neben dem Klapprad. Leute kommen morgens zum Frühschwimmen in Jogginghose und verlassen das Bad in Anzug und Schlips. Genauso kommen Punks, die nur mal duschen wollen. EV: So viele Besucher wie in diesem Mai – ist das nicht eine Herausforderung? Warnat: Es wird schon ein bisschen kribbelig, wir müssen ja alles im Auge behalten, nicht nur das Becken, sondern auch die Liegewiese. Die Leute sind im Urlaubsmodus und vergessen dann immer wieder mal die Umgangsformen. Den Weg zum Mülleimer finden auch nicht viele. Wir schreiten bei Alkoholkonsum ein. In die pralle Sonne knallen, fünf Bier trinken und dann aufgeheizt und betrunken ins Becken springen – keine gute Idee … EV: Haben Sie auch Probleme mit Badehosen-Posern? Warnat: Wir haben draußen keine Sprunganlage. Man kann also nicht hin und her stolzieren und dann einen Sprung abliefern. Aber es ist gerade ein Trend bei jungen Männern, unter der Badehose noch eine Boxershorts zu tragen, sodass man den Rand sieht. Keine Ahnung, woher das kommt, aber mit Baumwollunterhose ins Wasser zu gehen ist natürlich sehr unhygienisch. Genauso wie mit Leggings oder T-Shirt. Da müssen wir immer wieder einschreiten. Es gibt Besucher, die denken, eine abgeschnittene Jeans mit Ledergürtel und dicker Gürtelschnalle sei als Badekleidung in Ordnung. EV: Die haben ihre Badehose im letzten »Sommer« vielleicht vor lauter Frust weggeworfen. Apropos junge Männer: Kann man seine 14-jährige Tochter allein ins Schwimmbad schicken? Warnat: Absolut. Wenn es Ärger gibt, dann schnappen wir uns die Jungs und schicken sie nach Hause. Anzüglichkeiten übergeben wir an die Polizei. Aber dieses Jahr hatten wir noch keinen solchen Fall. EV: Was beobachten Sie noch? Warnat: Das größte Problem ist die Selbstüberschätzung: Wir hatten Leute, die sind ins tiefe Becken gesprungen, ohne schwimmen zu können! Die sehen die anderen Leute schwimmen und denken: Kann ich auch. Da müssen wir dann ziemlich schnell hinterherspringen. EV: Kommen wir zu einer anderen Besuchergruppe. Welche Erfahrungen machen Sie mit – Eltern? Warnat: Es gibt ganz tolle Eltern, die ihre Kinder sehr gut vorbereiten. Wir fangen aber auch immer wieder herrenlose Kinder ein, deren Eltern sich nicht um sie kümmern. Manchmal tapern Kleinkinder ohne Schwimmflügel am Beckenrand entlang. Das regt mich wirklich auf. Es sagt auch schon mal jemand: Ich bin kurz beim Essen, passen Sie auf mein Kind auf? Das geht natürlich nicht. Wir machen keine Einzelbetreuung … EV: Haben Sie noch einen Tipp für die Badenden? Warnat: Rücksicht auf andere Gäste nehmen und auf sich selbst achten! Für Sonnenschutz gibt es auch noch zu wenig Bewusstsein. Man sieht hier viele rote Menschen herumlaufen.
Triennale der Photographie: Missstände dokumentieren
Ach, was war Hamburg nicht schon alles! »Umwelthauptstadt«, »schönste Stadt der Welt« (na klar) und nun auch noch: Hauptstadt der Fotografie. Na gut, letzteres Synonym lassen wir ab heute gern durchgehen. Die 7. »Triennale der Photographie« beginnt – ein Fotofestival in ganz großem Rahmen: 320 Künstler stellen ihre Werke aus, 320 Kulturinstitutionen machen mit, über 250 Veranstaltungen umfasst das Programm. Nicht leicht, da den Überblick zu behalten – beginnen wir also beim diesjährigen Motto: Das lautet »Breaking Point. Searching for Change«. Im Zentrum steht der Wandel unserer Gesellschaft in all seinen Aspekten, die ausgestellten Werke beschäftigen sich also mit ökologischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen auf der Welt. Warum dieses Motto – warum gerade jetzt? »Der Wandel und wie wir mit ihm umgehen, ist das zentrale Thema der Menschheit«, erzählte uns Krzysztof Candrowicz, künstlerischer Leiter der Triennale. »Wir leben in einer sehr hektischen Zeit, und gerade die wirtschaftliche Entwicklung hat oft negative Folgen: Jedes Jahr sterben Tausende Tierarten aus, der Verlust unserer Wälder schreitet voran. Es ist die Aufgabe von Fotografen, innezuhalten und diese Missstände zu dokumentieren.« Und warum steht gerade Hamburg ganz im Zeichen der Fotokunst? »Auch wenn man die Stadt vielleicht nicht sofort auf dem Schirm hat: Hamburg ist einer der weltweiten Hotspots der Fotografie!«, so Candrowicz. »Ende des 19. Jahrhunderts, als Fotografie als Kunstform noch sehr neu war, gab es hier schon die ersten Fotoausstellungen, große Medienhäuser wie die ZEIT und der Spiegel ziehen viele Fotografen an, auch die HFBK hat als Schule für Fotografen eine lange Geschichte.« Doch zurück zur Gegenwart – Candrowicz empfiehlt Ihnen drei Ausstellungen besonders: | • | | Bei »[CONTROL]« in der Kunsthalle geht es um Politik, Geld und Überwachung durch neue Sicherheitstechnologien – in der Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall | | • | | Auch bei »[ENTER]« präsentieren 15 Künstler ihre Arbeiten zu gesellschaftlichen Strukturen und Machtmissbrauch – im Festivalzentrum vor den Deichtorhallen, Deichtorstraße 1 | | • | | Bei »[ESCAPE]« stehen indes Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltveränderungen und ökologische Notlagen im Zentrum – im Museum für Völkerkunde, Rothenbaumchaussee 64 |
Das ganze Festivalprogramm und alle Öffnungszeiten finden Sie hier. | |
|
|