| Guten Morgen, | | |
»Und? Worüber wirst du morgen motzen?«, fragte Kollege Spörrle noch, bevor er sich in den Kurzurlaub verabschiedete. »Wahrscheinlich über all die idiotischen Radfahrer, die mir ständig ohne Licht entgegenkommen«, antwortete ich. »Ich meine, ist das wirklich so schwierig, sich einfach im nächsten Fahrradladen ein paar Lichter zu kaufen oder die, die man hat, vielleicht auch endlich reparieren zu lassen? Schließlich gefährden diese Leute in der stockfinsteren Nacht nicht nur sich selbst, sondern auch mich, wenn ich sie nicht erkenne!«
Aber da war er schon längst zur Tür raus.
Dass Motzen nichts bringt, hat uns der gestrige Tag wohl am eindrücklichsten bewiesen. Wenn Sie unseren Aufruf, dem Schietwetter mit optimistischen Regenfotos zu trotzen, gestern Morgen nicht lesen konnten, dann vermutlich, weil Sie vom Sonnenschein geblendet waren. Der Meteorologe wurde daraufhin fristlos auf Fortbildung geschickt. Erfreulicherweise hatten aber einige von Ihnen noch Archivfotos in der Kamera, sonst hätten wir Elbvertiefer uns im Interesse unseres Fotowettbewerbs schon beinahe nach Regen gesehnt. Das erste wunderbare #UngerührtdemRegentrotzen-Foto sehen Sie weiter unten.
Und da schon Erich Kästner sich fragen lassen musste: »Herr Kästner, wo bleibt das Positive?«, machen wir in diesem Sinne nahtlos optimistisch weiter. Das Schullandheim Puan Klent, Sehnsuchts- und Heimwehort vieler Hamburger Schüler, ist gerettet. Nachdem die gleichnamige Stiftung ihre Organisationsstruktur auf professionellere Beine gestellt hat, schießt die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration nun doch wieder einmalig 200.000 Euro zu, weitere 180.000 Euro kommen von Spendern.
Endlich richtig saniert werden kann das Ledigenheim in der Rehhoffstraße (wir berichteten), nachdem der Senat rund drei Millionen Euro zur Verfügung stellt und der Bund weitere zehn Millionen. Nun soll unter anderem im Erdgeschoss ein Stadtteilkulturraum entstehen.
Ebenfalls saniert werden Hamburgs Spielplätze, wozu die Bürgerschaft in ihrer letzten Sitzung eine entsprechende Initiative beschlossen hat.
Weiters haben sich die Regierungschefs von Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Schleswig-Holstein gestern geschlossen für die fixe Einführung eines zusätzlichen Feiertags am 31. Oktober ausgesprochen. Jetzt dürfen das nur noch die jeweiligen Parlamente nicht mehr vermasseln! (Die Hamburger CDU wäre jedenfalls mit an Bord.)
Und wenn Ihnen jetzt schon wieder die Augen tränen, diesmal vor Glück, dann verraten wir Ihnen nur noch, dass Justizsenator Till Steffen nächste Woche mit seinem nordrhein-westfälischen Amtskollegen Peter Biesenbach in Berlin darüber diskutieren wird, ob man Schwarzfahren entkriminalisieren sollte! Verboten bleiben soll es selbstverständlich auch weiterhin, aber die Idee, es auf eine Ordnungswidrigkeit herabzustufen, anstatt gleich mit einer Gefängnisstrafe zu drohen, ist ja angesichts eines chronisch überlasteten Justizapparats nicht die schlechteste. Und bringt Steffen – siehe weiter unten – vielleicht ein paar Sympathiepunkte ein.
Und – na ja – der Schlagermove ist auch »gerettet«, wie einige Zeitungen schreiben, was auf Deutsch nur bedeutet, dass weder dessen Veranstalter noch jener des gleichzeitig stattfindenden Triathlons vom 14. Juli abrücken wollte. Jetzt soll es strengere Auflagen gegen Hauseingangspinkler und Alkoholexzesse geben, aber irgendwie wollen sich die Bewohner von St. Pauli nicht so recht über diese Rettung freuen.
Aber vielleicht regnet es ja an diesem Tag! Und wie sagte schon Karl Valentin so schön: »Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.«
Was tun gegen den Lehrermangel? Einer neuen Bertelsmann-Studie zufolge sollen 2025 bundesweit rund 35.000 Lehrkräfte an Grundschulen fehlen. In Hamburg sind in allen Schulformen derzeit 200 Stellen unbesetzt, für 150 Stellen werden Vertretungslehrer gesucht. Die Schulbehörde will nun gegensteuern und mehr Referendare einsetzen, Pensionäre länger arbeiten und »Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst« gegen Honorar unterrichten lassen. Ohne Zwang, alles freiwillig, versicherte uns Behördensprecher Peter Albrecht. Lehrer, die länger und früher arbeiten? Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft seien die Pläne nur »Flickschusterei«, sagt Sprecher Fredrik Dehnerdt. »Trotz Pensionierungswelle und steigender Schülerzahlen hat Hamburg es jahrelang verschlafen, genug Lehrer auszubilden. Dass nun Auszubildende und Pensionäre die Löcher stopfen sollen, ist hoch problematisch.« Studierende könnten ausgebeutet werden, sie hätten womöglich keine Zeit mehr zum Lernen. Albrecht weist die Kritik zurück: »Wir können auch über den Bedarf ausbilden, dann würde uns vorgeworfen, dass wir Lehrkräfte ausbilden, die hinterher arbeitslos sind...« Im Übrigen sei die Lage in Hamburg »bei Weitem nicht so dramatisch wie in anderen Bundesländern.« Die Gewerkschaft wird das kaum besänftigen. Der Lehrerberuf müsse wieder attraktiver werden, fordert Dehnerdt: »Immer mehr Lehrkräfte entscheiden sich trotz Gehaltseinbußen für die Teilzeitarbeit, weil eine volle Stelle zu anstrengend wäre.« Auch dass Grundschul- und SEK-1-Lehrer schlechter bezahlt würden, sei ein »Anachronismus, der abgeschafft gehört«. |
|
|