| Guten Morgen, | | |
Bus- und Bahnfahren in Hamburg soll künftig noch mehr Spaß machen. Nein, keine Ironie: Wenn Sie zu denen gehören, die morgens und nachmittags auch in der U-Bahn stehen wie in einer Sardinenbüchse, Rücken an Rücken oder Brust an Brust mit dem trotz Klimaanlage ebenso wie Sie schweißnassen Nachbarn/der schweißnassen Nachbarin, aber gar keinen Bedarf mehr haben, jemand Nettes kennenzulernen – es wird bald besser. Ab Dezember, gab unser Bürgermeister Peter Tschentscher gestern bekannt, soll sich die Kapazität des Hamburger öffentlichen Nahverkehrs um sagenhafte 20 bis 30 Prozent erhöhen. Es soll größere Busse geben – statt normalen Gelenkbussen bestellt die Hochbahn im kommenden Jahr 21 Meter lange »Capacitys« –, längere Bahnen – keine Kurzzüge mehr –, und die allesamt sollen häufiger fahren als bisher: Künftig kommen U3 und U1 zwischen Farmsen und Ohlsdorf im »Dreieindrittelminuten-Takt« statt alle fünf Minuten, die U4 morgens ebenso. Die S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Harburg soll alle fünf Minuten verkehren. Und die Metrobusse fahren werktags bis abends um elf im Zehn-Minuten-Takt.
Es scheint so, als wird mit dem neuen Fahrplan endlich ein Traum vieler Pendler wahr: Einfach zur Haltestelle gehen, egal wann – und Bus oder Bahn kommt sofort. »Der ÖPNV ist das Rückgrat unserer Mobilität«, sagte Bürgermeister Tschentscher. Die CDU-Bürgerschaftsfraktion, die just tags zuvor Busse und Bahnen mit mehr Kapazität gefordert und angeregt hatte, einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb für Wochentage zu prüfen, begrüßte die Neuerungen, sah sie jedoch als Kopie ihrer eigenen Vorschläge. »Nach 100 Tagen im Amt hätten wir uns vom Bürgermeister vor allem auch mal eigene Ideen gewünscht«, erklärte Verkehrsexperte Dennis Thering. Andererseits: Die Ideen sind nun mal gut. Und im Dezember steigen die meisten Bus- und Bahnkunden vermutlich auch nicht mehr schweißnass ein.
Apropos schweißnass: Unten geht es weiter mit den Gewinnern der großen Eisbattle »Unser Lieblingseisladen«. Und dem Preis für die beste Geschichte und die besten Storyteller. Der geht an: Die Höllenhunde! …
Ein Jahr nach G20: Linke Szene protestiert wieder
Ein Gipfeltreffen in einer Stadt wie Hamburg müsse möglich sein, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher nun, ein Jahr nach G20 in Hamburg. Aber mit dem Wissen von heute würde man das ganz anders organisieren; Ausbrüche der Gewalt wie damals dürften nie mehr stattfinden. Die linke Szene geht das jetzt praktisch an und ruft zum Jahrestag ein »Festival der Solidarität« aus. Die Referenz zu Innensenator Andy Grotes Ankündigung, wonach der G20-Gipfel ein »Festival der Demokratie« werden sollte, ist überdeutlich – doch was verbirgt sich sonst hinter dem Aufruf? Zu den Initiatoren zählen die Rote Flora, das Gängeviertel, die Interventionistische Linke und andere Gruppen wie »St. Pauli selbermachen«, die schon zu den Gipfelprotesten aufgerufen hatten. Am Donnerstagabend soll es, wie vor einem Jahr, ein »Massencornern« in der Schanze geben, am Freitag lädt das Gängeviertel zu Aktionstrainings, Diskussionen und einer Vorführung des G20-Dokumentarfilms »Hamburger Gitter« ein. Am Sonnabend sind Workshops in der Roten Flora angesagt, um 15.15 Uhr soll der »Demorave: Lieber tanz ich als G20« im Schanzenviertel starten, die Veranstalter rechnen mit 2500 Teilnehmern. Mit den Aktionen wolle man an die positiven Momente bei den Protesten, das »Gefühl gelebter Solidarität« erinnern, heißt es im Aufruf des Bündnisses »NoG20«. Doch bis heute werden die friedlichen Eindrücke nun mal von Krawallbildern überlagert – und so stellt sich eine Frage unweigerlich: Kommen neue Ausschreitungen auf die Stadt zu? Szenekenner, die wir gefragt haben, verneinen das. Auf brennende Autos und Steinewerfer hätten große Teile der Linken keine Lust – es gehe darum, Gegenbilder von buntem, kreativem Protest zu schaffen. Innensenator Grote warnte die Aktivisten dennoch vorab davor, Straftaten zu begehen: »Wenn ihr das unbedingt machen wollt, macht lieber einen Bogen um Hamburg«, sagte Grote der »Mopo«. |
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