| Seehandel in Zeiten des Protektionismus Der Handelskonflikt mit den USA hält die Weltwirtschaft in Atem. Als eine der ersten Gruppen sind die Reeder betroffen, die Waren rund um den Globus transportieren. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers hat sich in der Branche erkundigt und festgestellt: Viele planen um. Was das für den Hamburger Hafen bedeutet, erklärt Claus Brandt, Leiter des maritimen Kompetenzzentrums von PwC und Autor der gestern erschienenen Studie. Elbvertiefung: Wie ist die Stimmung im deutschen Seehandel? Claus Brandt: Die deutschen Reeder schätzen die Auftragslage in den kommenden zwölf Monaten positiv ein. Im vergangenen Jahr gab es noch ein Überangebot an Kapazität, jetzt wird der Platz wieder besser ausgenutzt – zumal viele Schiffe verschrottet und weniger neue angeschafft wurden. Die Reeder profitieren auch von der weltweiten Arbeitsteilung, denn so werden mehr Teile für die Produktion verschifft: Einzelteile werden zum Beispiel in Europa hergestellt, in China zusammengebaut und wieder zurückverschifft. Zudem kommen immer wieder neue Produkte auf den Markt. Der Konsum steigt auch in den Schwellenländern. EV: Laut der Studie erwägen die Reeder auch Zusammenschlüsse mit anderen Firmen oder wollen neue Geschäftsfelder erschließen – ist das nicht ein Zeichen, dass die Logistik allein nicht mehr trägt? Brandt: Das reine Containergeschäft – ich kaufe ein Containerschiff und vermiete es – reicht für Reedereien heute nicht mehr aus. Viele erweitern deshalb ihre Logistikdienstleistungen und ergänzen ihr Geschäft, z.B. indem sie auch Transporte über Kai und Hafen hinaus anbieten. Etwa 65 Prozent der befragten Reedereien beabsichtigen, zusätzliche Geschäftsfelder zu erschließen. EV: Wie wird sich Ihren Prognosen zufolge der Handelskonflikt mit den USA auf den Seehandel auswirken? Brandt: Da herrscht noch viel Unsicherheit. Auch nach dem Treffen von EU-Kommissionspräsident Juncker mit US-Präsident Trump können wir noch nicht sagen, wie sich die Ergebnisse konkret auswirken werden. Insgesamt gehen die Reeder aber davon aus, dass der Protektionismus der USA den Seehandel beeinträchtigen wird. Die meisten rechnen mit Schwierigkeiten. EV: Ein Thema der Gespräche war der Handel mit Flüssiggas, das als CO2-sparende Kraftstoffalternative diskutiert wird. Wie stehen die Reeder dazu? Brandt: In unserer diesjährigen Studie war das nicht Thema, allerdings haben wir im vergangenen Jahr danach gefragt. Da sagten die Reeder mehrheitlich: Flüssiggas wird mit Sicherheit die Technologie der Zukunft sein. Als wir wissen wollten, wer auch eine entsprechende technologische Umrüstung beabsichtigt, war große Zurückhaltung zu spüren. Auf Nachfrage sagten uns die Reeder: Wir haben das Geld dafür nicht in der Kasse, wir sind froh, dass wir die bestehende Flotte halten können. Viele wünschen sich da eine Förderung des Bundes, auch weil sie davon überzeugt sind, dass Flüssiggas bessere Abgaswerte hat. EV: Umstrukturierung in den Reedereien, erwartete Einbußen im weltweiten Seehandel – wie wirkt sich das speziell auf den Hamburger Hafen aus? Brandt: Es wird in Zukunft darum gehen, flexibel aufgestellt zu sein, sowohl für den Massentransport als auch für das schnelle Verschiffen kleinerer Ladungen. Erfolgskritisch ist dabei vor allem eine gut funktionierende Logistik. Digitale Plattformen und Buchungen per App spielen hier eine wichtige Rolle. Die kleineren Reedereien sind da noch verhalten, aber bei den größeren sehen wir ein wachsendes Interesse an der Digitalisierung. EV: Hamburg hält aber auch an der Vertiefung der Elbe fest und setzt auf große Schiffe. Kommt es denn überhaupt noch auf die dicken Pötte an? Brandt: Ganz ohne sie geht es nicht. Hamburg hat den Vorteil, dass die Transportwege vom Kai zum Endkunden sehr kurz sind. Vieles von dem, was in Masse nach Hamburg verschifft wird, wird direkt im Umland verarbeitet. Wenn die Containerschiffe, die diese Waren bringen, nicht mehr durchkommen, dann endet die Reise in Rotterdam. Damit würde sich der Hafen hier gute Geschäfte entgehen lassen.
Die Pride Week geht los Jetzt wird wieder die Regenbogenflagge in der Hansestadt gehisst: Mit Vorträgen, Aufführungen und Partys beginnt morgen die Pride Week. Über 300.000 Menschen werden vom Veranstalter, Verein Hamburg Pride, erwartet – unter anderem auch ESC-Gewinnerin Conchita Wurst und Bürgermeister Peter Tschentscher. Höhepunkt ist die 38. Christopher-Street-Day-Demo am 4. August. Der Ursprung des Christopher Street Days liegt nun schon 49 Jahre zurück. Durch die gleichnamige Straße in New York zog 1969 allerdings kein rauschendes Fest, sondern ein gewaltsamer Konflikt. In der Schwulenbar Stonewall Inn widersetzten sich Homosexuelle einer Polizei-Razzia und damit staatlicher Diskriminierung und Repression. Man mag sich fragen, was das alles mit der heutigen Situation zu tun hat – immerhin ist in Deutschland am 1. Oktober letzten Jahres das Recht auf Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare in Kraft getreten. Eine mögliche Antwort gibt das diesjährige Motto: »Freie Bahn für Genderwahn«. Stefan Mielchen, Erster Vorsitzender von Hamburg Pride e.V., sagt dazu: »Wir nutzen den diffamierenden Kampfbegriff Genderwahn, um dessen abwertende Zuschreibung positiv zu wenden. Das CSD-Motto ist eine bewusst provozierende Einladung, über die bestehende Ordnung von Mann und Frau hinauszudenken. Jeder Mensch ist anders. Niemand darf wegen seines Geschlechts diskriminiert werden. Und niemand hat das Recht, über die geschlechtliche Identität eines anderen Menschen zu bestimmen.« Ganz konkret mündet dieser Gedanke in politischen Forderungen wie einer Ergänzung des Artikels 3 im Grundgesetz um »sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität« und die Einführung eines dritten Geschlechts im Personenstandsrecht. Die Pride Week ist mehr als eine fröhliche, schrille, laute Parade. |
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