Verirrte Wissenschaft So viel Aufmerksamkeit ist selten. In einem
internationalen Rechercheverbund haben
Journalisten des NDR, WDR und der Süddeutschen Zeitung, von den ARD-Landesrundfunkanstalten, dem Deutschlandfunk, dem ORF, Le Monde, Aftenposten, The New Yorker, The Indian Express und des koreanischen Investigativportals Newstapa den bislang
unaufhaltsamen Aufstieg scheinwissenschaftlicher Verlage untersucht (
tagesschau). Seit Tagen laufen Berichte darüber, wonach sich die Zahl der
Publikationen in Pseudojournalen binnen fünf Jahren verfünffachte und rund
5000 Forscher deutscher Hochschulen und Institute dazu beitrugen. Weltweit publizierten den Recherchen zufolge rund 400.000 Wissenschaftler in Fake-Verlagen. Heute zeigt das Erste zur besten Sendezeit um 21:45 Uhr die Dokumentation „
Fake Science: Die Lügenmacher“. Und dann? Wissenschaftsministerin
Anja Karliczek fordert eine
gründliche Untersuchung der
Fehlentwicklungen bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen (
DLF), doch wie die genau aussehen soll, bleibt offen. Die Heidelberger Krebsforscherin
Jutta Hübner gab in einem NRD-Gespräch (
Podcast) zwei Prognosen ab: „Der eine Tipp ist, es gibt einen
großen Knall. Der zweite Tipp ist: Die Wissenschaftscommunity wird alles tun, um das
ganz schnell verschwinden zu lassen – ich fürchte, wir machen Nummer zwei.“ Die Voraussetzungen dafür sind gut.
Statistisch betrachtet sind Publikationen in pseudowissenschaftlichen Journalen in Deutschland eine
Randerscheinung. Nach Schätzungen des Kölner
Science Media Center liegt ihr Anteil an allen Publikationen bei
1,3 Prozent.