Kanzler Beschluss des BVerfG | Cambridge und München | 3½ Fragen an Emanuel Wyler | Es ist ein Kreuz

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
Disclaimer zum heutigen Fragebogen vorweg: Da wurde nix bestochen und gemauschelt, das Lob vom MDC-Systembiologe Emanuel Wyler erreichte uns ungefragt! Wer ein Kreuz in seiner Hochschule aufhängen möchte, findet Inspiration im c.t. Außerdem geht es um befristete Kanzler, netzwerkende UK-Unis und Sigmar Gabriel. Kommen Sie gut in die neue Woche!
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Kanzlerdämmerung
Wenn es in der Wissenschaft um Befristungen geht, denken viele an die Docs und Postdocs. Tatsächlich aber kann es auch Kanzlerinnen und Kanzler treffen, wenn sie auf Zeit bestellt werden – so wie an der Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Wolfgang Schröder war dort 2005 für sechs Jahre berufen worden, 2011 erneut im Amt bestätigt. Gegen eine weitere Befristung klagte er. Und tatsächlich hat das Bundesverfassungsgericht die Bestellung zum „Hochschulkanzler auf Zeit“, wie sie das Brandenburgische Hochschulgesetz vorsieht, nun für verfassungswidrig erklärt: „die Ausgestaltung eines Beamtenverhältnisses auf Zeit“ sei ein „Eingriff in das Lebenszeitprinzip“, heißt es in dem Beschluss. Das Amt müsse dem Beamten auf Lebenszeit übertragen werden, und zwar um seine Unabhängigkeit sicherzustellen. Das letzte Wort ist damit allerdings noch nicht gesprochen; der Beschluss geht, samt Akten, nun erstmal nach Leipzig an das Bundesverwaltungsgericht. (MAZ; DLF; Jura-Forum) – Bis dahin sei folgende ketzerische Frage erlaubt: Wie ist eigentlich die Unabhängigkeit der kettenbefristeten Docs und Postdocs sichergestellt?
  
 
 
Brexit: Auch Cambridge sichert sich Partnerschaft
Die britischen Hochschulen fürchten den Brexit. Wegen der EU-Gelder, die sie künftig eventuell nicht mehr einwerben können, aber auch aus Angst vor Entkoppelung von der kontinentaleuropäischen Forschungslandschaft. Die Guerilla-Taktik, auf die man sich daher derzeit verlegt: Noch mehr, noch offensiver Netzwerke bilden. (ZEIT) Sogar die Uni-Giganten strecken hilfesuchend ihre Hand aus: Nachdem Oxford eine strategische Partnerschaft mit den Berliner Universitäten angekündigt hat, zieht jetzt auch Cambridge nach – sie wird mit der LMU München kooperieren. Es soll fächerübergreifende Forschungsaktivitäten geben, Austauschprogramme sowie „Initiativen in der Lehre und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“ umfassen; das genaue Programm soll bis Jahresende entwickelt werden und im Frühjahr 2019 starten.
  
 
 
Studienpreise, Harvard, Plagiate – Personalia
Letzten Donnerstag war Fronleichnam, und da viele von Ihnen an diesem Tag (hoffentlich) mit kühler Limonade im Liegestuhl lagen, gab es keinen CHANCEN Brief. Ein paar Personalia haben sich aber angesammelt, die wir Ihnen heute kurz und knapp nachliefern wollen: Die Pflanzengenetikerin Ulla Bonas wurde zur neuen Wissenschaftlichen Direktorin des Alfried Krupp WiKo Greifswald gewählt; sie folgt in dem Amt auf die Biologin Bärbel Friedrich.Jakob Kalice, zuletzt Generalsekretär des österreichischen Bundesforschungsministeriums, übernimmt 2019 die Geschäftsführung des Österreichischen Austauschdienstes (OeAD); ihm folgt Martin Netzer auf die Stelle im Ministerium. – Wer sind die wichtigen Forscherinnen und Forscher von morgen? Vielleicht jene 29, die jetzt mit ihrer Dissertation für den Deutschen Studienpreis nominiert wurden; hier die Liste der Namen. – Sigmar Gabriel, Lehrbeauftragter an der Universität Bonn (FAZ), setzt seine akademische Karriere fort: Im Herbst 2018 wird er Fellow am Center for European Studies in Harvard. – Gegen den CDU-Politiker Frank Steffel, MdB, wurden Plagiatsvorwürfe erhoben: Er habe Teile seiner wirtschaftswissenschaftlichen Dissertation ohne zureichende Kenntlichmachung aus anderen Werken übernommen; die FU hat eine Prüfung eingeleitet (Berliner Zeitung).
  
   
 
 
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
79 Prozent
aller Forschungsprojekte des European Research Council haben einen „Major Impact“ auf Wirtschaft, Gesellschaft, Politik – so das Ergebnis einer Impact-Studie (PDF). 19 Prozent führten zu einem bedeutenden Durchbruch in der Forschung; 60 Prozent zu einem wissenschaftlichen Vorsprung. 
   
 
   
   
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Dr. Emanuel Wyler

Systembiologe (Postdoc) am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft, Berliner Institut für Medizinische Systembiologie
Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
„In der Wissenschaft sollte es Platz haben für ein großes Spektrum an Charakteren“ – das sagte neulich ein befreundeter Postdoc aus Dänemark. Beim Bemühen um Diversität darf es nicht nur darum gehen, Menschen verschiedenster Herkünfte und Geschlechter in der Wissenschaft zu haben. Wenn dann alle gleich denken und Probleme gleich angehen, ist noch nicht viel erreicht.

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Die Wissenschaft braucht einerseits mehr Verlässlichkeit und Solidität, bspw. bei der Nachwuchsbetreuung oder der Planung und Durchführung größerer Konsortialprojekte. Andererseits auch mehr Wagemut und riskante Forschungsvorhaben. Für beides könnte ein starker, unbefristet angestellter akademischer Mittelbau (statt der jetzigen Situation mit fast ausschließlich befristeten Verträgen) sehr nützlich sein.

Lektüre muss sein. Welche?
Ich bekomme zum Glück viele Bücher geschenkt, und immer in schöner Mischung! Zur Zeit lese ich „Solaris“, den Science-Fiction-Klassiker von Stanislaw Lem von 1961. Das Buch und die Tarkowski-Verfilmung von 1972 kann man in der Tradition des russischen „Kosmismus“ sehen, dessen futuristische Unsterblichkeits-Sehnsucht jetzt im Silicon Valley wieder auflebt. Und eben beendet habe ich „Blauschmuck“ von Katharina Winkler, die nacherzählte Geschichte einer Kurdin, die von ihrem Mann über Jahre misshandelt und fast umgebracht wird, und erst nach der Emigration nach Österreich freikommt. Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor in allen Gesellschaften ein sehr wichtiges Thema.
Daneben Tageszeitungen (altmodisch auf Papier gedruckt) und natürlich vieles aus dem Internet! Gerade auch über soziale Netzwerke wird ein gigantischer Schatz an Texte und Themen zugänglich.

Und sonst so?
Auch mal den Chancen Brief und das Chancen-Ressort der ZEIT loben: Eine Lektion aus den „Kieznerds“ (der Berliner Veranstaltung am „March for Science“) war, dass viel mehr über Wissenschaftspolitik im weitesten Sinne diskutiert, geschrieben und gelesen werden muss. Das Chancen-Team geht hier voran!
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Plötzlich ist der Wurm drin Deutschlands Grundschulen sind in Gefahr: Es fehlen Tausende Lehrer, und die Leistungen brechen ein. Wie konnte es so weit kommen? 

Es ist zum Weinen Häufig ist die Autorin Kirsten Boie in Grundschulen zu Gast. Sie liest den Schülern vor. Aber was sie dabei erlebt, macht ihr Sorgen Hilfe für die Helfer Der Druck auf einer Intensivstation ist extrem. An der Berliner Charité starten Mediziner deshalb ein Pilotprojekt für Entspannung »Ich empfinde Ehrfurcht« Dilek Gürsoy ist Herzchirurgin. Ein Gespräch über Können, Glück und Revierkämpfe von Oberärzten

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
Kreuze? Könnt ihr haben! Dachten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in München anlässlich Söders Kreuzerlass, der am Freitag in Kraft trat. Auf einer Facebookseite sammelt das "Bündnis für Kreuzvielfalt an Bayerischen Hochschulen" Darstellungen, Adaptionen, Dekonstruktionen der christliches Kreuzes.
 
 
 
 
 
 
 
   
Hitze! Die Ventilatoren in unserer Redaktion drehen durch. (Wir aber nicht.)

Ihr CHANCEN-Team


PS: Gefällt Ihnen der CHANCEN Brief, dann leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an – unter www.zeit.de/chancen-brief. Dann schicken wir Ihnen den Newsletter, solange Sie wollen, immer montags und donnerstags zu.
 
 
 
 
   
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