| Einkommensgrenzen für Sozialwohnungen erhöht – reicht das? »Wie lange kann ich mir noch eine Wohnung in Hamburg leisten?« Gute Frage: Die Preisspirale bei den Mieten dreht sich weiter nach oben. Da klingt der jüngste Beschluss der Stadtentwicklungsbehörde erst mal löblich: Künftig sollen »Einpersonenhaushalte« auch noch mit einem Bruttojahreseinkommen von 25.900 Euro den Paragraf-5-Schein beantragen dürfen, bisher lag die Grenze im ersten Förderweg bei 23.300 Euro. 70.000 Haushalte haben so Anspruch auf eine Sozialwohnung. Die Frage ist: Entspannt sich so die Lage, oder verschärft sich der Kampf um günstigen Wohnraum? Die FDP kritisiert, zwar werde die Zahl der Bedürftigen größer, nicht aber die der Wohnungen. Die Linken fordern indes, Mieten für Saga-Wohnungen nicht weiter zu erhöhen, außerdem solle der Anteil der Sozialwohnungen bei Neubauprojekten auf 50 Prozent steigen; bislang liegt er bei einem Drittel. Moment mal: Allein 2017 wurden doch 2654 klassische Sozialwohnungen gebaut, dazu kamen noch über 500 Wohnungen auf dem zweiten Förderweg. Und in den nächsten Jahren sollen statt wie bisher 2000 sogar 3000 Sozialwohnungen jährlich entstehen. Ja, reicht das denn nicht?! Tatsächlich kann die Neubauoffensive nicht mal das ersetzen, was bald schon fehlen wird: Immer mehr Wohnungen fallen gerade aus der Sozialbindung, seit 2010 schon über 34.000, bis 2020 werden es 12.000 weitere sein. Wie kommt’s? Jahrelang wurden zu wenig Sozialwohnungen gebaut, zudem Bindungsfristen verkürzt, um private Investoren nicht zu vergraulen. Das ist nicht dem rot-grünen Senat allein anzulasten, sondern auch den Vorgängerregierungen. So oder so gilt: Mehr Menschen, die um wenig Raum konkurrieren – auf lange Sicht kann das nicht die Lösung sein.
»Das zerrt an den Nerven« Schräge Töne in St. Nikolai: Die Orgel in der evangelischen Kirche ist kaputt, seit Jahren schon. Jetzt muss ein Ersatz her – doch der wird teuer. Wie die Gemeinde das Geld auftreiben will, erzählte uns Pastor Martin Vetter. Elbvertiefung: Herr Vetter, Sie sind am Wochenende beim Marathon mitgelaufen, weil die Orgel in Ihrer Kirche kaputt ist. Das müssen Sie uns erklären. Martin Vetter: Der Lauf sollte ein Sinnbild sein: Unsere Gemeinde braucht drei Millionen Euro, um eine neue Orgel des renommierten Orgelbauers Philipp Klais zu kaufen. 300.000 Euro haben wir schon gesammelt, da liegt also noch ein weiter Weg vor uns… EV: Was ist denn mit der alten Orgel los? Vetter: Die ist seit zehn Jahren kaputt, was daran liegt, dass bei ihrem Bau in den sechziger Jahren aus Kostengründen kein hochwertiges Material benutzt wurde. Manches gehörte gar nicht dort hinein, Sperrholzplatten etwa, die sich jetzt verzogen haben. Damals war die Orgel der neueste Schrei, weil Pfeifen und Tasten elektronisch verbunden waren, doch heute ist gerade die Elektronik anfällig. Die Windladen sind nicht mehr intakt, einige Pfeifen haben einen Knick, andere wurden irgendwann zugelötet, um den Wind zu drosseln… EV: Wie wär’s mit einer Reparatur? Vetter: Da wurde schon so viel repariert, inzwischen lohnt sich das nicht mehr. Als kurz vor unserem großen NDR-Weihnachtsradiogottesdienst mal wieder die Elektronik ihren Geist aufgab, haben wir für 600 Euro ein Ersatzteil besorgt. Und drei Wochen später fiel die Orgel schon wieder aus… EV: Die Orgel scheint fast ein Eigenleben zu haben, ein störrisches, unberechenbares Eigenleben... Vetter: Mal fallen Tasten und Pfeifen aus, mal lässt sie sich gar nicht spielen. Morgens können wir nicht planen, welche Stücke den Gottesdienst begleiten könnten, Konzerte werden schon seit sechs Jahren nicht mehr gespielt. Darunter leiden besonders unsere beiden Organisten, die ständig um bestimmte Töne herumspielen müssen und weit unter ihren musikalischen Möglichkeiten bleiben. Das zerrt an den Nerven. Oft weichen wir auf Chormusik und Orchester aus, bei Gottesdiensten wird auf einem Flügel gespielt. Aber für die Gemeinde ist es natürlich viel schöner, von rauschender Orgelmusik begleitet zu singen. EV: Warum muss es nun gleich eine neue Orgel für drei Millionen Euro sein? Vetter: Klar, das klingt erst mal teuer. Doch alles an der Orgel wird in aufwendiger Handarbeit verarbeitet. Preislich liegt sie eher im Mittelfeld, und sie soll ja Generationen erhalten bleiben. Teuer wird es auch, weil der Orgelprospekt unter Denkmalschutz steht und der Ausbau der alten Orgel sehr aufwendig ist. Jetzt hoffen wir auf Gelder von Stiftungen und Spendern. Interessierte können auch Paten einer Orgelpfeife werden, das kostet 50 bis zu 8000 Euro, gestaffelt nach ihrer Tonhöhe. Die neue Orgel soll eben nicht nur bei Gottesdiensten, Beerdigungen und Taufen gespielt werden, sondern auch namhaften Organisten und Komponisten offenstehen. Auch moderne Stücke, etwa von Philip Glass, ließen sich darauf wunderbar spielen. Weitere Infos zur Orgel in der St.-Nikolai-Kirche und den Pfeifen-Patenschaften, finden Sie hier – Sie können sich sogar Ihre ganz persönliche Lieblingspfeife aussuchen. |
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