Nach der Bologna-Sause | Mikhail Kotyukov wird Minister in Moskau | Junge Männer, alte Säcke | 3 ½ Fragen an Guido Benzler

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
sind Sie in den vergangenen Tagen auch von E-Mails mit DSGVO im Betreff beglückt worden? Die europäische Datenschutzgrundverordnung ist in Kraft. Endlich!  In diese Woche starten wir mit einem Best-of zur Bologna-Sause der Bildungsminister in Paris, wir blicken nach Russland, wo Premierminister Dmitry Medvedev das Hochschul- und Wissenschaftsressort dem umstrittenen Mikhail Kotyukov gab, und landen bei Valentin Groebner, der eine lesenswerte Polemik zum Universitätsbetrieb geschrieben hat. Wie wichtig Kommunikation nicht nur im Wissenschaftsleben ist, unterstreicht Guido Benzler im Fragebogen.
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Nach der Bologna-Sause
Die Reden sind gehalten, ein gemeinsames Communiqué (PDF) beschlossen und begleitende Statements von Stakeholdern längst verschickt (HRK, EUA). Vor, während und nach dem Treffen der 48 Bildungsminister in Paris lief alles nach Drehbuch. Das Besondere an der Bologna-Sause in der vergangenen Woche: Die Minister diskutierten auch heikle Fragen zur Wissenschaftsfreiheit – und vergaben gelbe Karten an die, die besonders weit hinter den Bologna-Zielen zurückhängen (Umsetzungsbericht 2018). Weißrussland bedachten die Minister in Paris direkt mit einer „Strategie“ (PDF), die klare Ansagen und Aufträge bis zum Jahr 2020 enthält (Deutschlandfunk). So packend kann Europa sein.
  
 
 
Mikhail Kotyukov wird Wissenschaftsminister in Russland
Die Personalie lässt Professoren in weiten Teilen Russlands aufhorchen und verheißt nichts Gutes für Hochschule und Forschung: Mikhail Kotyukov ist in Moskau zum Wissenschaftsminister benannt und damit klarer Gewinner der jüngsten Kabinettsbildung von Premier Dmitri Medvedev. Bisher war Kotyukov Chef der umstrittenen Federal Agency for Scientific Organizations. 2013 gegründet ist sie für die Liegenschaften der Russischen Wissenschaftsakademie zuständig, faktisch kontrolliert die FASO seitdem die Akademie (Science). Gegen diesen Autonomieverlust protestierten Wissenschaftler und forderten 2016 in einem offenen Brief an Vladimir Putin, die FASO der Akademie zu unterstellen. Vergeblich. Die FASO bleibt auch künftig fest in Kotyukovs Hand und wird nun Teil seines Ministeriums. Bislang lagen Hochschulen und Wissenschaft in der ministeriellen Verantwortung von Olga Vasilyeva. Die erklärte Stalin-Anhängerin wurde entmachtet, bleibt als Ministerin aber für Schulen zuständig.
  
 
 
Junge Männer, alte Säcke
Bevor die Debatte zur Abschaffung der Lehrstühle (ZEIT) bei einem Symposium der Jungen Akademie am 4. Juni in Berlin die nächste Runde erreicht, bleibt genügend Zeit, sich in die Materie einzuarbeiten. Dazu gehört natürlich die Primärliteratur (PDF zum Konzept) mit allen Fakten. Ein must read für alle, die mal Rebellen waren und die, die es noch werden wollen, ist die Polemik des Historikers Valentin Groebner über „Junge Männer in Academia“. Veröffentlicht in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Avenue treten in der messerscharfen unipolitischen Analyse auf (in alphabetischer Reihenfolge): Alphatiere, Avatare, Drückerkolonne und eine Kettensäge.
  
   
 
 
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
 
   
23
Millionen Abonnenten und 13 Millionen Likes – Hashem Al-Ghaili zeigt auf seiner Facebook-Seite, wie Wissenschaftskommunikation heute läuft und Karrieren ermöglicht. Die „ScienceNaturePage“ des in Berlin lebenden Absolventen der Bremer Jacobs University ist weltweit mittlerweile drei Milliarden Mal aufgerufen worden. Der Klick dorthin lohnt.
   
 
   
   
   
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Prof. Dr. Guido Benzler

Geschäftsführender Gesellschafter der rheform GmbH
Was haben Sie jüngst von jemand anderem gelernt?
Ich erlebe und lerne täglich, dass Kommunikation das Selbstverständlichste und zugleich das
Schwierigste der Welt ist; Kommunikation ist immer wieder Anlass und Ort von Missverständnissen und Konflikten, ist aber gleichzeitig auch unerlässlich, um zum gemeinsamen gegenseitigen Verstehen beizutragen.
 
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Passend zur ersten Frage: Kommunikationsprobleme! Gerade für diese lassen sich Lösungen oft ohne besondere finanzielle Mittel finden, sofern Zeit, Respekt und die Bereitschaft etwas zusammen zu (er)schaffen bei allen beteiligten Akteuren vorhanden sind. Zugleich, so meine Erfahrung, kann Innovatives entstehen, wenn Personen mit unterschiedlichen Auffassungen und Wissenshorizonten sowie ganz verschiedenen Kompetenzen in den Dialog treten. Oftmals bedarf es dazu eines moderierenden Dritten, der die Beteiligten in und durch einen fruchtbaren sowie wertschätzenden Dialog führt und dabei einen achtsamen Blick für die verschiedenen Positionen und Erwartungen hat.
 
Lektüre muss sein. Welche?
Biographien von interessanten Persönlichkeiten wie Bertolt Beitz oder Steve Jobs die vielfältige Anstöße für die Entwicklung der Gesellschaft und die eigene auslösen, gerne in Kombination mit guter klassischer Musik.
 
Und sonst so?
Mehr denn je in der heutigen Zeit der Digitalisierung Nietzsches Satz „Je vollkommener die Maschine, desto mehr Moralität macht sie nötig“ zu betrachten.
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Überforderte Schule Der Journalist Joachim Wagner erklärt in seinem neuen Buch die Integration für gescheitert.  Eine Rezension von Peer Steinbrück

Revolution! Der wissenschaftliche Nachwuchs darbt. Sechs Ideen zur Veränderung der Uni Frust! Warum es dennoch so vielen jungen Wissenschaftlern schwerfällt, nach dem Doktor die Uni zu verlassen Durchhalten! Muss die Central European University aus Budapest wegziehen? Fragen an den Rektor Michael Ignatieff

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
Plädoyer für die Wissenschaftsfreiheit: Die Universität Bayreuth ist um ein Kunstwerk reicher, das es in sich hat. Der polierte Irisspiegel des Aschaffenburger Künstlers Robert Kessler mit dem Titel „You are free“ soll eine Mahnung und ein Bekenntnis für den Wert der Wissenschaftsfreiheit sein. Mit Hilfe des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums ist das wachende Auge so ausgerichtet, dass die Sonne an jedem 24. Mai auf die im Boden eingelassene Glasplatte fällt. Am 24. Mai wurde das Kunstwerk eingeweiht.
 
 
 
 
 
 
   
Eine sonnige Woche!

Ihr CHANCEN-Team


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