| Stadtwerkstatt: Was geht am Grasbrook? Hamburg springt mal wieder über die Elbe – mit der »Stadtwerkstatt: Auftakt für den Grasbrook«. Der Stadtteil soll gegenüber der östlichen HafenCity entstehen und eine Brücke nach Süden auf die Elbinseln schlagen. Ziel der Werkstatt sei es, eine neue Planungskultur zu schaffen, in die sich Bürger früh mit Ideen und Wünschen einbringen können. So früh, dass der Behörde für Stadtentwicklung nach eigenen Angaben selbst kaum Informationen darüber vorliegen, wie der Grasbrook künftig aussehen könnte. Fest steht: »Der neue Stadtraum wird Perspektiven für 16.000 Arbeitsplätze und 3.000 Wohnungen für etwa 6.000 Bewohner eröffnen.« Auch Kitas und andere soziale Einrichtungen sind angedacht, außerdem mehrere Kilometer gut zugängliche, direkt am Wasser gelegene Grünanlagen. Das Ganze trägt den Titel »Innovationsstadtteil«, was so viel bedeute, »dass die Bedürfnisse der Zukunft erfüllt werden«, sagt Julian Boy, Pressereferent der Behörde für Stadtentwicklung. Wie diese Bedürfnisse aussehen, das müsse man jetzt herausfinden – unter anderem mithilfe der »Stadtwerkstatt«. Manfred Braasch, Geschäftsführer des BUND Hamburg, hat genauere Ziele im Kopf: »Klimaschutz, moderne Mobilität, Mülltrennung«. Vor allem aber sorgt ihn die Frage, wohin die heutigen Gewerbebetriebe vom Grasbrook verlegt werden könnten. »Ich befürchte, dass alle auf der grünen Wiese landen und das zulasten der Umwelt geht«, erklärt er. Schon bei der Diskussion um Olympia sei diese Tendenz klar gewesen. Der BUND wird an der »Stadtwerkstatt« teilnehmen, obwohl Braasch doch skeptisch ist, dass man sich auf diesem Weg tatsächlich wird einbringen können. »Ich vermute, die Stadtentwicklungsbehörde hat längst ganz konkrete Vorstellungen.« »Stadtwerkstatt: Auftakt für den Grasbrook«, Veranstaltungszelt auf dem Baakenhöft, HafenCity, 18–21 Uhr, ab 17 Uhr Einlass für die Ausstellung des Planungsgebiets, Eintritt frei
Segelregatta: Helga Cup holt Frauen ins Boot
Klar zur Wende, Mädels? Mit dem Helga Cup auf der Alster startet heute die erste reine Frauenregatta Hamburgs. Sie soll ein Gegengewicht sein zu den vielen Segelsport-Events, bei denen überwiegend Männer das Ruder in der Hand haben. Die Idee dazu stammt, nun ja: von einem Mann. Initiator Sven Jürgensen vom Norddeutschen Regatta Verein berichtet im Interview, wie der Helga Cup traditionelle Rollenbilder auflaufen lässt. Elbvertiefung: Ausgerechnet ein Mann ruft Hamburgs erste Frauen-Segelregatta ins Leben. Wie kam es dazu? Sven Jürgensen: Die Idee dazu kam auf beim Segel Media Cup, bei dem Crews aus verschiedenen Redaktionen antreten. Was mir als Wassersportfotograf aufgefallen war: Da traten fast nur Männerteams an. Es war aber auch ein reines Frauenteam von vier Journalistinnen dabei, die »Kielbomben«. Mit denen habe ich mich während des Trainings mal zusammengesetzt und darüber gesprochen, wie es wäre, eine reine Frauenregatta zu machen. Ich habe dann gesagt: Ich kümmere mich drum. EV: Wie kam die Idee bei den Frauen in der Szene an? Jürgensen: Ich habe als Erstes ein paar Seglerinnen angeschrieben und gefragt, ob sie mich als Beirat begleiten möchten. Die haben sofort gesagt: Wir sind dabei. Auch bei den Teilnehmerinnen kam die Idee gut an, wir hatten in kürzester Zeit über 50 Anmeldungen. Es ging uns darum, Frauen aus allen möglichen Segelbereichen ins Boot zu holen: Profis, erfahrene Leistungsseglerinnen, aber auch Frauen, die sich zum ersten Mal trauen, eine Regatta mitzusegeln. Das hat auch geklappt. Auch das Medienecho ist überwältigend: Kein Regattaformat, das in den letzten Jahren gegründet wurde, hat so viel Aufmerksamkeit bekommen wie der Helga Cup. Damit haben wir alle nicht gerechnet. EV: Wozu braucht es überhaupt eine Regatta speziell für Frauen? Jürgensen: Der Segelsport gilt als Männerdomäne. Ich bin fast jedes Wochenende mit der Kamera auf dem Wasser und stelle dabei fest, dass es in Deutschland so gut wie keine Frauencrews gibt. Ich habe auch mal bei einer Weltmeisterschaft fotografiert, da gab es 80 Boote – und nur drei weibliche Crews. Frauen werden da kaum wahrgenommen. EV: Segeln Frauen anders als Männer? Jürgensen: Ich bin selbst kein erfahrener Segler, deshalb kann ich das schwer beurteilen. Von außen betrachtet sehe ich keine Unterschiede, da segeln Frauen genauso gut oder schlecht wie Männer. Die Frauen haben nur körperliche Nachteile, also fehlendes Gewicht und oft auch weniger Kraft. Das spielt beim Segeln eine große Rolle. Weil sie viel leichter sind, brauchen Frauen in einigen Bootsklassen mehr Crewmitglieder, um Schräglage auszugleichen. Die Taktik, die Manöver oder die Einschätzung von Hydrodynamik und Meteorologie bekommen Frauen genauso gut hin wie Männer. EV: Wenn Paare zusammen segeln, ist trotzdem meistens ein Mann der Skipper ... Jürgensen: Das hat sicher auch mit historischen Rollenbildern zu tun. Im Jachthafen kann man das oft beobachten: Er steht am Ruder, scheucht beim schlecht gefahrenen Anlegemanöver die Frau mit Fendern und Leinen übers Deck, und dann wird es laut und hektisch. Das gibt es leider oft, dass Frauen an Bord nur Handlangerfunktionen übernehmen. Auch beim Helga Cup haben wir mehrere Crews von Frauen, denen das bisher so ergangen ist. Die segeln jetzt alle selbstständig. EV: Das heißt, die konnten das schon immer und kamen nur nicht zum Zug? Jürgensen: Für alle Seglerinnen, die noch nicht so viel Erfahrung haben, haben wir monatelang Trainingscamps für kleines Geld angeboten – hier auf der Alster, in Heiligenhafen, in Berlin, sogar in Kroatien. EV: Mal ehrlich und unter uns: Gibt es Mackertum im Segelsport? Jürgensen: Segeln ist eine sehr alte Sportart, in der die Tradition eine ganz große Rolle spielt. Und gerade diese Fokussierung auf das Tradierte macht den Segelsport in der Außenwahrnehmung vielleicht zu so einer Art »Männerdomäne«. Aber auf keinen Fall im Leistungsbereich. Das würde auch nicht funktionieren. Segeln ist Teamsport, da kommt es auf jede und jeden an. Der Helga Cup startet heute, Siegerinnenehrung ist am Sonntag. Wer zugucken möchte, findet gute Plätze in den Cafés und Clubhäusern rund um die Außenalster. Weitere Infos gibt es hier. |
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