das erste Mal ein Referat halten? Für viele der Horror. Das dritte Mal ein Referat halten? Easy. Man weiß dann ja längst, dass eh keiner zuhört und alle, auch die Dozentin, genauso froh sind, dass es vorbei ist, wie man selbst. So ist das mit vielen Dingen im Leben: Das erste Mal tut weh, das dritte Mal ist längst Routine. Ausnahme von der Regel: eine GroKo führen.
Angela Merkel ist eher wie
Benjamin Button: Zwei Mal hat sie als Kanzlerin die Regierungskoalition aus CDU, CSU und SPD geleitet. Beide Male waren Fans und Kritiker sich danach einig, dass sie sehr routiniert regiert habe.
Und beim dritten Mal, ausgerechnet jetzt, wo sie mehr Erfahrung mit Krisen und politischen Querschlägern hat als jemals zuvor? Scheint ihr Regierungsbündnis in Gefahr. Heute Nachmittag und Abend diskutieren CDU und CSU, ob es eine gemeinsame Zukunft für sie gibt. Ab 22 Uhr dann CDU/CSU und die SPD. Auf ZEIT ONLINE
gibt es einen Live-Ticker. Während vor allem über Flucht und Migration hitzig gestritten wird, ist die Hochschulpolitik ein ziemlich unideologisches Feld. Viele Akteure sprechen besonnen und langfristig. Heute morgen telefonierte ich zum Beispiel mit dem Generalsekretär des Studentenwerks, er erzählte mir vom Wohnheimbau, den Bund und Länder finanzieren, was da die Pläne fürs Jahr 2020ff sind. Ich hörte zu, fragte nach, machte Notizen. Und dachte erst nach dem Auflegen: Moment, 2020? Was, wenn heute Nacht die Regierung auseinanderbricht?
Es gibt so viele langfristige Herausforderungen für die Politik: Ja, Flucht, Migration, Integration. Aber auch Wohnungsnot, die Studenten und viele andere Menschen betrifft. Der Klimawandel.
You name it. Ich hoffe, dass wir bald nicht mehr aufgeregt über Krisenmanagement sprechen, sondern über langfristige Problemlösungen.
Herzlich,
Oskar Piegsa
Chefredakteur ZEIT CAMPUS P.S.: Zum Thema Wohnungsnot planen wir übrigens eine große Titelgeschichte in ZEIT CAMPUS. In ziemlich genau einem Monat gehen wir damit live. Dann mehr dazu in diesem Newsletter.