| Guten Morgen, | | |
manchmal, verehrte Leser, ärgern Sie sich über uns (hin und wieder zu Recht). Manchmal ist es aber, bei aller Liebe, auch umgekehrt. Einige Mails, die wir auf unseren gestrigen Bericht über den tragischen Unfall auf der Osterstraße bekommen haben, bei dem eine Mutter von zwei kleinen Kindern ums Leben gekommen ist, haben uns ein wenig irritiert zurückgelassen. Wir hatten gestern Wert darauf gelegt, der Radfahrerin keinerlei Schuld zuzuweisen. Sondern versucht, aus ihrem Tod nach Möglichkeit Erkenntnisse zu ziehen, die solche Unglücke in Zukunft vielleicht/hoffentlich etwas vermeidbarer machen. Dazu zählte, Ihnen vor Augen zu führen, wie unübersichtlich es ist, einen Lkw zu lenken. Und dass selbst eine optimale Spiegeleinstellung keinen Rundumblick garantiert. Doch so sorgfältig wir auch formulierten, prompt kamen Vorwürfe, wir hätten angedeutet, »dass die verunglückte Radfahrerin es selber in der Hand gehabt hätte, durch eigene Sorgfalt den Fehler zu vermeiden«. Nur – in welchem Satz soll das gestanden haben? Einige warfen uns Kapitulation vor dem Recht des Stärkeren vor. Wir hätten den Hamburger Radfahrern »einen Bärendienst erwiesen«. Indem wir versuchten, ihnen Sicherheitstipps zu geben? Zwei Leser sandten uns gar den Link zum Wikipedia-Artikel »Toter Winkel«, dem zufolge ein solcher »nicht mehr existiert, wenn die Spiegel richtig eingestellt sind«. Wikipedia muss es ja wissen. Fakt ist: Im vergangenen Jahr wurden 25,5 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden wegen eines Fehlers »beim Einfahren in den fließenden Verkehr, Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren« verursacht. (Genauer schlüsselt die Verkehrsunfallstatistik leider nicht auf.) Wer in solchen Situationen doppelt und dreifach aufpasst, kapituliert nicht vor dem Stärkeren, sondern ist einfach ein vernünftiger Verkehrsteilnehmer. (Auch an dieser Stelle noch einmal die Klarstellung, dass mit diesem Hinweis nicht die verunglückte Radfahrerin gemeint ist!) Doch gerade dies ist im deutschen Straßenverkehr total verpönt: auch einmal zurückzustecken. Wer Grün hat, der fährt oder geht. Man ist ja schließlich im Recht. Auf vielen Grabsteinen müsste eigentlich »Ich hatte aber Vorfahrt« stehen. Wer als Autofahrer auf dieses Recht verzichtet und einmal wartet, bis die Straße wirklich frei ist, kann sicher sein, von hinten angehupt zu werden. Wenn Sie übrigens nach wie vor der Meinung sind, der Lkw-Fahrer hätte einfach besser aufpassen müssen, darf ich Ihnen hiermit weiterleiten, wie Joachim Zlatnik über diese Frage denkt. Er war am Montag Einsatzleiter des Feuerwehreinsatzes auf der Osterstraße und schrieb uns unter anderem: »Der Tod der jungen Frau und Mutter von zwei Kindern macht mich ebenfalls sehr betroffen, weil wir täglich mit diesen Unfällen rechnen und die Prognosen zu oft eintreten. Wir fahren auch diese großen Lkw mit mindestens drei Spiegeln für alle möglichen schwer einsehbaren Positionen um den Lkw. Wir haben aber den Vorteil, immer einen Mann auf der Beifahrerseite sitzen zu haben, der bei jedem Abbiegevorgang, mit oder ohne Sonderrechte, sich mächtig verrenkt, um das Abbild der Spiegel abzusichern und den toten Winkel auszuschließen.« Den toten Winkel, den es ja angeblich nicht gibt. Herr Zlatnik schreibt auch, dass er und seine Kollegen trotz aller Vorsicht »sehr oft« Notbremsungen einlegen müssten, weil sogar ein großes rotes Feuerwehrauto von abgelenkten Fußgängern oder Radfahrern übersehen wird. (Erneut: kein Bezug zur verunglückten Radfahrerin!) »Viel, viel wichtiger«, schreibt Joachim Zlatnik abschließend, »ist doch die persönliche Erkenntnis der schwächeren Verkehrsteilnehmer ohne Knautschzone, dass sie niemals auf ihr Recht pochen dürfen. Dass grüne Ampeln kein Garant für sicheres Überqueren einer Straße sind. Und dass Verkehrsteilnahme ein MITEINANDER ist und Blickkontakte zu Autofahrern überlebenswichtig sein können.« Mit diesen geradezu flehenden Worten von jemandem, der tagtäglich mit Tragödien wie jener vom Montag konfrontiert ist, verabschiede ich mich in ein für Sie hoffentlich sicheres, von unserer Seite aus sehr langes Wochenende. Am Montag begrüßt Sie hier wieder ein garantiert versöhnlicherer Mark Spörrle.
Kein Müll am »Karo Beach«
Zwei Jahre Vorbereitung, knapp 100.000 Euro Kosten für Materialien und Logistik und sechs Sattelschlepper à 25 Tonnen voller Sand aus Kaltenkirchen – den »Karo Beach« zu errichten war aufwendig. Ab heute soll sich der Einsatz lohnen: Um 13 Uhr wird der laut Initiatoren »erste Zero-Waste-Club Deutschlands« vor der Rindermarkthalle in der Feldstraße eröffnet. Der Aufwand passt zum hochgesteckten Ziel: »Unser Anspruch ist es, 90 Prozent weniger Müll zu produzieren als ein vergleichbarer Gastronomiebetrieb«, sagte uns gestern Dominik Lorenzen, Geschäftsführer der federführenden Agentur Teamgeist und Mitbegründer von »Stückgut – unverpackt einkaufen«. Die Expertise in Sachen Müllvermeidung ist also vorhanden, nicht zuletzt dank der Erfahrungen aus den beiden »Stückgut«-Läden in Ottensen und der Rindermarkthalle. Wie lässt sich das Konzept auf einen Strandclub übertragen? Es werde keine Getränkedosen geben, sondern Glasflaschen, »regional abgefüllt und gereinigt«, erklärt Lorenzen. Stäbchen für Asiatisches würden wiederverwendet, die Waren auf den Europaletten nicht in Plastikfolie eingeschweißt, sondern mit Gurten umwickelt. Selbst im Verkaufscontainer wurde früher einmal Fracht transportiert. »Wir versuchen einfach an allen Ecken und Enden, Müll zu vermeiden«, sagt Lorenzen, »und möglichst wenige Ressourcen zu verbrauchen.« Dass die Strohhalme nicht aus Plastik sind, sondern aus Stroh, versteht sich da quasi von selbst – und passt perfekt zum morgigen Auftakt von »FCKPLASTIC«. Das Ziel der Kampagne der Green Music Initiative und des Vereins Clubkinder ist ebenfalls kein geringes: Das Hamburger »Club-/Kulturleben« soll vom Plastikstrohhalm befreit werden. Und das ist nur der erste Schritt. |
|
|