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Wie weiter mit der künstlichen Intelligenz? Ende Juni wurde im sogenannten Digitalkabinett* klar: Wir werden bis zum Digitalgipfel am 4. Dezember warten müssen, um die KI-Strategie der Bundesregierung kennenlernen zu können. Sind wir in Deutschland zu langsam oder gerade schnell genug? Webrecherchen, Übersetzungen, Bot-Erkennung – nichts davon funktioniert ohne die derzeit so gehypten KI-Algorithmen. Europa ist konfrontiert mit dem Einfluss von US-Tech-Giganten, die dem einzelnen Nationalstaat seine Handlungsmacht streitig machen. Jüngstes Beispiel ist die auffallend unprofessionelle Befragung von Mark Zuckerberg im EU-Parlament. Das politische Machtvakuum spiegelt sich auch im Internet der Dinge. Weder Staat noch Forscher verstehen ganz, was dort geschieht. Während Tech-Konzernen in den USA das Streben nach politischer Macht nachgesagt wird, fehlen in Deutschland die Fachleute dem Staat, der Wirtschaft, in Forschung und Bildung. Vor etwa zehn Jahren wussten Google & Co. nicht, wohin mit ihren Gewinnen und Datenmengen. Sie investierten in KI-Forschung. In Deutschland werden Lehre und Forschung entlang ethischer Erwägungen als Aufgabe des Staates gesehen. Nun erleben wir, wie mit KI-Produkten politische Macht verschoben wird. Ein globales Rennen hat begonnen. Vor allem China setzt eine ganzheitliche KI-Strategie um und führt das F&E-Ranking an. Europa, bekannt für sehr gute Forschung, aber holprigen Transfer, hängt auf den hinteren Rängen fest. Deutschland steht weiterhin für exzellente Grundlagenforschung. Am Markt entfalten aber nur Produkte Wirkung. Da im digitalen Zeitalter Forschungs- und Wirtschaftspolitik gemeinsam gedacht werden müssen, ist die herkömmliche Förderung nicht mehr ausreichend. Die KI-Strategie des BMBF und des BMWI soll das ändern. Die geplante Agentur für Sprunginnovationen soll das Netzwerken und den Mut zum Gründen fördern. Übergeordnetes Ziel ist eine geopolitisch relevante KI-Größe im europäischen Werteraum. Für Deutschland bedeutet dies nicht zuletzt, die Mathematiktradition und MINT-Fächer im gesamten Bildungssystem zu stärken.
Denise Feldner ist Wissenschaftsmanagerin und Juristin in Berlin
* Das "Digitalkabinett" ist ein Ausschuss des Bundeskabinetts unter Leitung der Kanzlerin, dem alle Bundesminister/innen angehören, sowie die Staatsministerinnen für Digitalisierung, für Kultur und Medien und der Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung | | | | |
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