Flüssiggas von der ZapfsäuleVerkehrswende hin, Dieselfahrverbötchen her:
Reine Luft ist in Hamburg immer noch nicht. Was tun? Weitere Bannkreise um Luftmessstationen ziehen? Grüne Wellen schalten, damit Autofahrer nicht so oft bremsen und anfahren müssen? All das sind Ideen von gestern. Jetzt aber kommt etwas ganz Neues: Das
in der Schifffahrtsbranche hochgelobte Flüssiggas gibt es ab sofort auch an der Zapfsäule.
In Harburg eröffnete Shell gestern die erste LNG-Tankstelle Hamburgs. Tanken können dort zwar nur Lastwagen, aber Großvieh macht bekanntlich auch Mist. Umweltsenator
Jens Kerstan (Grüne)
zeigte sich bei der Eröffnung der Tankstelle äußerst zufrieden, auch die FDP ist überzeugt: »Für den Schwerlastverkehr werden flüssige Brennstoffe noch auf lange Sicht unverzichtbar bleiben«, prognostiziert der umweltpolitische Sprecher
Kurt Duwe – zumal Elektroantrieb für Lkw ohnehin keine Option sei. Beim Nabu sieht man das anders. »Es heißt zwar, LNG erzeuge bei der Verbrennung 20 Prozent weniger CO
2 als Diesel«, erklärt
Dietmar Oeliger, Verkehrsexperte beim Nabu. Nur: »Wenn man eine
Klimabilanz quasi vom Bohrloch bis zum Motor erstellt, dann schneidet LNG je nach Herkunft meist nur minimal besser ab als Diesel. Manchmal sogar schlechter«, sagt Oeliger. Außerdem ist da noch die Sache mit dem Methan, das aus dem LNG entweichen kann.
»Methan ist ein 35-mal stärkerer Klimatreiber als CO2.« Also: »Große Sprünge kriegen wir mit LNG nicht hin«, sagt der Fachmann. »Dann lieber gleich
Null-Emissions-Fahrzeuge. Die Technik dafür ist da.«
Zu Wasser könnte das LNG jedoch durchaus gute Dienste leisten, sagt Oeliger. Gemessen an dem Dreck, den Schiffe üblicherweise ausstoßen, sei das Flüssiggas in jedem Fall die bessere Wahl.
Hinz&Kunzt warnt vor falschen VerkäufernEine Hamburger Institution fürchtet um ihren guten Ruf: Hinz&Kunzt warnt vor Menschen, die das Straßenmagazin nur zum Schein anbieten und das Heft zum Betteln benutzen.
»Das entspricht nicht unserem Verhaltenskodex«, sagt Chefredakteurin
Birgit Müller. Die Regeln besagen: Hinz&Künztler haben ihren festen Platz, verhalten sich freundlich und unaufdringlich und bitten während des Verkaufs nicht um Spenden. Außerdem tragen die Verkäufer ihren
Ausweis gut sichtbar an der Kleidung. Viele tun das gern, weil die pinkfarbene Karte signalisiert: Hier ist ein Mensch bei der Arbeit.
»Wer ein Produkt verkauft, begegnet den Leuten auf Augenhöhe«, erklärt Birgit Müller. »Das ist es, worauf ein Hinz&Künztler aufbauen möchte.« Viele Verkäufer geraten jedoch in Bedrängnis, der Konkurrenzdruck auf der Straße steigt: Menschen, die sich als Verkäufer ausgeben und
Passanten belästigen, in einigen Fällen sogar beleidigen, zerstören den guten Ruf des Straßenmagazins. Der Vertrauensverlust schadet letztendlich allen. Immer wieder
klagen Hinz&Künztler über die raue Stimmung, werden entmutigt oder geben auf, wie Birgit Müller erzählt. »Wir wollen unsere Verkäufer schützen. Sie sind es, die da draußen stehen und mit der Situation umgehen müssen.« Mit dem Aufruf bittet Hinz&Kunzt deshalb auch alle Hamburger um Hilfe: Genauer hinschauen, unterscheiden zwischen Verkaufspreis oder Trinkgeld einerseits und Almosen andererseits,
im Zweifel nach dem Ausweis fragen. Auch wenn es sich im ersten Moment autoritär anfühlen mag, sichert es doch auf Dauer das Vertrauen und den Respekt, den viele Hinz&Künztler mit Stammkundschaft heute genießen. Dass
auch Bettler Hilfe brauchen, ist davon unbenommen, wie Hinz&Kunzt-Geschäftsführer
Jens Ade deutlich macht: »Wir gehen davon aus, dass auch Verkäufer ohne Ausweis
aus einer Notlage heraus handeln, doch das darf nicht 530 Hinz&Künztler in Schwierigkeiten bringen.«