Hamburg-Mitte: Noch lebenswerter?Hamburg soll noch schöner werden – allen Bezirken voran: Mitte. Eine
halbe Million Euro soll hier für die Aufwertung der Quartiere in die Hand genommen werden. Über 450.000 Euro entscheidet die Bezirksversammlung selbst,
über einen kleinen Teil des Geldes, 50.000 Euro, dürfen die Bewohner bestimmen. Vorschläge werden seit Montag
online gesammelt. Schon in der nächsten Woche soll entschieden werden, welche Ideen den Zuschuss von bis zu 5000 Euro bekommen. Knapp 30 Ideen sind bereits eingegangen, darin ging es um die Anbringung von Verkehrsspiegeln oder Fahrradbügeln, aber auch um eine abgegrenzte Hundelaufzone im Park. »Kleine Maßnahmen, die schnell umzusetzen sind und die sonst eventuell untergehen würden«, meint
Tobias Piekatz, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion Hamburg-Mitte. Die SPD, die das Ganze ins Rollen gebracht hat, will innerstädtische Plätze aufwerten – Spielplätze, Kleingartenanlagen –, aber auch der Öjendorfer See soll endlich von den Blaualgen befreit werden.
Moureen Schwalke, in der Linksfraktion Sprecherin für Umwelt und Verkehr, findet den Vorstoß an sich gut, glaubt aber, dass es noch wichtiger wäre, die 450.000 Euro in die
Kinder- und Jugendarbeit fließen zu lassen; die sei stark unterfinanziert.
Michael Osterburg von der Fraktion Die Grünen spricht sich dafür aus, »dass Projekte gefördert werden, die das Zusammenleben in der Stadt verbessern«. Darunter falle zum Beispiel ein
Fußverkehrskonzept in der Neustadt und St. Georg. Allerdings: Noch liegt das Geld nicht auf dem Tisch. Stammen sollen die 500.000 Euro aus Mitteln der Bezirksversammlung, für jedes Projekt müssen Anträge gestellt werden.
Schallplatten aus der Leihbücherei Die gute alte
Schallplatte erfährt seit Jahren eine Renaissance. Und liegt bei Musikliebhabern (wieder) total im Trend. Auch die
Zentralbibliothek wagt den Schritt zurück aus der digitalen Gegenwart in die Vergangenheit und schafft wieder Vinyl an.
Am 16. November wird der kleine, aber feine Bestand eröffnet. Wir haben vorab mit
Timm Ahlers von der Zentralbibliothek über das neue Angebot gesprochen.
Elbvertiefung: Ab November kann man in der Zentralbibliothek Schallplatten ausleihen, warum?Timm Ahlers: Damit reagieren wir auf den Trend zum Analogen. Die Nachfrage nach Schallplatten ist wieder da – in Hamburg und deutschlandweit. Nicht nur bei den Musikhörern, auch immer mehr Musiker gehen weg vom Digitalen und pressen wieder auf Vinyl.
EV: Vor vielen Jahren gab es bei Ihnen doch schon einmal einen Schallplatten-Bestand ...Ahlers: Stimmt. In unserer Musikbibliothek, damals noch am Gerhart-Hauptmann-Platz, hatten wir Schallplatten im Sortiment. Die konnten damals aber nicht ausgeliehen werden. Es gab eigens einen Diskothekar, der den Bibliotheksbesuchern die Platten in der Hörkabine auf die Plattenteller servierte, wo sie abgespielt wurden. Dann kamen irgendwann die Kassetten und die CDs. Die Schallplatte war nicht mehr zeitgemäß, und unser Vinyl-Bestand wurde in die Staats- und Universitätsbibliothek verlagert.
EV: Und jetzt holen Sie die Schallplatten von dort wieder zurück?Ahlers: Nein, die bleiben dort. Der Bereich wird komplett neu aufgebaut mit einem Bestand von erst einmal etwa 250 Platten. Wenn die Nachfrage stimmt, kann er auch noch wachsen. Er soll aber nicht in Konkurrenz zu unserem CD- oder Streaming-Angebot stehen. Stattdessen wird es ein ausgewählter, reiner Hamburg-Bestand, also mit Musik von Künstlern oder Labels aus der Stadt. In erster Linie werden dort aus den Bereichen Rock, Pop, Electro aktuelle Sachen zu finden sein, und Vertreter der Hamburger Schule sind natürlich auch dabei.
EV: Wird es auch ein Revival der Hörkabine geben?Ahlers: Die Hörkabinen haben unsere vielen Umzüge nicht mitgemacht und wären wohl auch nicht mehr zeitgemäß. Leider können wir auch keine Plattenspieler zum Anhören aufstellen, der Aufwand wäre zu groß. Die Wartung der Plattenspieler ist sehr intensiv. Dafür können die Schallplatten aber im Gegensatz zu früher ausgeliehen werden.
EV: Und kommen dann zerkratzt zurück?Ahlers: Wir vertrauen unseren Kunden blind. Trotzdem ist es schon so, dass wir in Kauf nehmen müssen, dass die Medien beschädigt werden und ersetzt werden müssen. Eine kleine Hürde wird es geben: Die Schallplatten müssen bei den Service-Kollegen, also persönlich, entliehen und zurückgegeben werden. Da fallen Macken dann auf.
EV: Das klingt fast, als würden die Kollegen die Schallplatten bewachen und nur auf Anfrage rausgeben?Ahlers: Die Schallplatten werden frei zugänglich sein wie auch die CDs. Die Kunden können im Bestand wie im Plattenladen stöbern, sich von der Auswahl inspirieren lassen und dann auch gerne viel mit nach Hause nehmen.