Destroy 10.000 years of culture 💥💥

 
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Lieber job,
 
Peter Wippermann hat schlechte Laune. Der 68jährige war Professor für Kommunikationsdesign und hat Bücher über Werbung geschrieben, über Szenesprachen und Sex. Ein Experte fürs Leichte und für alles, was Spaß macht, könnte man sagen. Doch gestern Vormittag wollte er über etwas anderes reden: Nicht über das Leichte, sondern über den Leichtsinn. Nicht über den Spaß, sondern darüber, dass es auch noch etwas anderes gibt.

"Wir flüchten vor der Wirklichkeit des Klimawandels in 3D-Bildwelten", sagte Wippermann bei einer Diskussionsrunde in der Hamburger Kunsthalle: "Im unteren Preissegment gibt es diese Welten im Virtuellen und im oberen Preissegment im Tourismus." Interessantes Framing, finde ich: Gaming, VR, Urlaub – alles ein Kontinuum der Weltflucht.

Kurz vor Wippermann hatte Dirk Notz gesprochen, ein Klimaforscher am Max-Planck-Institut für Meteorologie. Seit 10.000 Jahren herrsche auf der Erde ziemlich stabiles Klima, sagte Notz, und nach allen Prognosen könnte das auch noch ein paar tausend Jahre so weitergehen. Aber wir Menschen in den Industrienationen wirken mit unserem CO2-Ausstoß daraufhin, diese stabile Phase vorzeitig zu beenden und den Planeten in ein Klimachaos zu stürzen, wie es zuletzt vor Beginn der menschlichen Zivilisation herrschte. Der Planet wird's überleben. Aber auch die menschliche Zivilisation?

Dass nicht mehr nur Naturwissenschaftler über das anbrechende Klimachaos sprechen, sondern auch Kommunikationsdesigner, dass nicht nur an Max-Planck-Instituten solche Diskussionen stattfinden, sondern — wie gestern Vormittag — auch in Kunstmuseen, hängt mit der Art des Problems zusammen, vor dem wir stehen: Wir wissen genug über das Klima, um zu handeln. Aber wir tun es nicht. Der Klimawandel ist kein naturwissenschaftliches Problem mehr, sondern auch ein psychologisches, ästhetisches, kommunikatives. Eine der wichtigsten Fragen lautet: Die Fakten sind da, aber wie kriegt man sie in die Köpfe?

Darüber hat unser Autor Daniel Erk mit Birgit Schneider gesprochen, Professorin für Medienökologie in Potsdam. Sie forscht seit zehn Jahren zur Vermittlung von Klimafakten und ist — anders als die Herren gestern — relativ optimistisch, dass ein Umdenken bereits stattfindet. Eine steile These in Zeiten, in denen der französische Umweltminister gerade frustriert zurückgetreten ist, die deutsche Landwirtschaftsministerin auf keinen Fall Steuersubventionen für Fleisch abbauen will und immer mehr geflogen wird. Wie Birgit Schneider darauf kommt, erklärt sie im „Sprechstunde“-Interview in der kommenden ZEIT CAMPUS-Ausgabe. Unser Magazin erscheint am 9. Oktober (und wer es jetzt abonniert, verpasst keine Ausgabe).
 
Herzliche Grüße,
Oskar Piegsa
Verantwortl. Redakteur ZEIT CAMPUS 
 
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