BMBF-Etat | Reviewer Fatigue | 3½ Fragen an Konrad Wolf | Feueralarm

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
Sie wissen ja, Lektüre muss sein! In unseren Dreieinhalb Fragen wollen wir daher immer wissen, welche denn genau? Was auf seinem Büchertisch liegt, verrät im heutigen Fragebogen Konrad Wolf, Wissenschaftsminister in Rheinland-Pfalz. (Und bei uns liegt übrigens gerade auf dem Stapel: Andreas Gelhard: Skeptische Bildung; Astrid Séville: Der Sound der Macht; Olympe de Gouges: Die Rechte der Frau; Werner Hamacher: Sprachgerechtigkeit.) Frohe Lektüre!
   
 
 
 
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Beratung über BMBF-Etat
Heute nachmittag um 16:10 Uhr können Sie im Bundestags-TV den Livestream einschalten, dann wird nämlich über den BMBF-Etat für 2019 beraten. Der Haushaltsentwurf sieht 18,14 Milliarden Euro für Bildung und Forschung vor, das ist eine halbe Milliarde mehr als im aktuellen Jahr. 
  
 
 
Vorsingen: Töne treffen, Kostüme tragen, Applaudieren
Im Grunde verrät ja schon der landläufig verwendete Begriff des „Vorsingens“, dass ein Berufungsverfahren nicht einfach nur ein Vorstellungsgespräch beinhaltet. Wer vorsingt, der muss performen – muss den richtigen Ton treffen, das richtige Kostüm tragen, sich den Applaus verdienen. Wer hat – auf dieser oder jener Seite des Vorhang – nicht schon erlebt, dass der Funken übergesprungen ist, oder die Dramaturgie komplett versagte? Ulrich Radtke, Rektor der Universität Duisburg-Essen, erzählt im Interview mit der neuen forschung & lehre ausführlich, was er beim Vorsingen selbst erlebt hat und wie seine Universität die Berufungsverfahren gestaltet.
  
 
 
Gutachtermüdigkeit
Kleine Prognose: Dieser Begriff wird noch Karriere machen. „Reviewer Fatigue“. Man ahnt sofort, worum es geht, nämlich die weltweit explodierende Anzahl an Publikationen, hinter denen bekanntlich noch mehr Gutachterinnen und Gutachter stehen. Die Peer Review sichert die Qualität der Veröffentlichungen, aber sie ist auch eine gigantische Beschäftigungsindustrie. Eine neue Studie, vorgestellt bei Nature, hat dazu jetzt neue Zahlen: 2013 mussten im Schnitt noch 1,9 Anfragen versendet werden, um eine Wissenschaftlerin als Gutachterin zu gewinnen, 2017 waren es schon 2,4. Wenig überraschend sind die Peer Reviews weltweit nicht gleich verteilt; zwischen 2013 und 2017 kamen 33 Prozent der Peer Reviews aus den USA (dort wurden zugleich 25,4 Prozent aller Artikel veröffentlicht); aus den Schwellenländern wie Brasilien stammen hingegen nur 19 Prozent der Begutachtungen (bei 29 Prozent aller Veröffentlichungen). Die ganze Studie „Global State of Peer review“ finden Sie hier
  
   
   
   
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Vierzigmann für Weiterbildung
Gabriele Vierzigmann ist neue Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium, die 329 institutionelle und persönliche Mitglieder vertritt und sich für lebenslanges Lernen an Hochschulen einsetzt. Neben der Psychologin Vierzigmann von der HAW München wurden Burkhard Lehmann und Silke Vergara gewählt.

Von Hodenberg für London
Das Deutsche Historische Institut in London steht unter neuer Leitung: die Sozial- und Medienhistorikerin Christina von Hodenberg, die zuvor an der Queen Mary University of London lehrte und zuletzt das Buch „Das andere Achtundsechzig“ veröffentlichte, leitet künftig das von der Max Weber Stiftung finanzierte Institut. Sie folgt auf Andreas Gestrich.

Job: Serviceeinheiten verwalten
Manche Jobs verstecken ihre eigentlich inspirierendes Tätigkeitsfeld hinter blechernem Behördendeutsch. Da muss man in einer „zentralen Serviceeinheit“ arbeiten, „Vorhaben“ umsetzen, „Partnerschaften“ verwalten. Lassen Sie sich nicht abschrecken vom Stellenanzeigendeutsch für die Leitung des Dezernats IV – International Office der Universität Tübingen: In Wahrheit wird jemand gesucht, der oder die den studentischen und wissenschaftliche Austausch über Ländern, Grenzen, Sprachen, Kulturkreise hinweg gestalten möchte. 
  
   
 
 
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
3½  Fragen an…
 
 
   
 
   
Konrad Wolf
Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz

Was haben Sie zuletzt von jemand anderem gelernt?
Bei meinem letzten Besuch beim Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern wurde mir bewusst, wie tiefgreifend unsere Welt durch die Künstliche Intelligenz verändert wird. Nahezu alle Lebensbereiche werden hiervon grundlegend betroffen sein: vom lebenslangen Lernen, Wohnen, Arbeiten bis in die Freizeit. Wir stehen vor spannenden Zeiten!

Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Wissenschaft braucht kluge, innovative Ideen. Diese entstehen oftmals im Austausch kreativer Köpfe. Dieses Miteinander zu ermöglichen, Türen zum Gespräch zu öffnen und Netzwerke zu schaffen, ist zuweilen ganz einfach: Ein attraktiver Ort mit einer Kaffeemaschine und kostenfreiem Kaffee hilft da manchmal bereits sehr viel, Menschen unterschiedlicher Bereiche zusammenzubringen und Neues entstehen zu lassen.

Lektüre muss sein. Welche?
Mich reizen besonders Reflexionen über unser soziales, gesellschaftliches Miteinander. Publikationen wie z. B. Yuval Noah Hararis „Eine kleine Geschichte der Menschheit“ oder Peter Browns „Die Entstehung des christlichen Europas“ beweisen, dass tiefschürfende Wissenschaft auch gut lesbar sein kann.

Und sonst so?
Fake News, Verschwörungstheorien und nationalistische Engstirnigkeit greifen um sich. Wissenschaft basiert jedoch auf Fakten, sie prüft, bewertet und urteilt erst dann. Sie überwindet Grenzen, ist international ausgerichtet und bringt Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zusammen. Wissenschaft ist ein gelebtes Plädoyer für Freiheit und Offenheit.
 
   
 
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Diese Woche in der ZEIT
 
 
   
Die Trümmerfrau Berstende Fenster, verschimmelte Akten und viel zu wenig Lehrer – in Berlin ballen sich die Probleme der deutschen Bildungspolitik. Fragt man nach Schuldigen für das Desaster, sagen viele: Senatorin Sandra Scheeres

„Im Blindflug unterwegs“ Es ist also wahr: Quereinsteiger in den Lehrerberuf unterrichten überproportional oft an schwierigen Standorten. Das zeigt eine Bertelsmann-Studie über Berliner Grundschulen. Dirk Zorn, einer der Autoren, warnt vor den Folgen Und Bayern macht’s besser Warum das Bundesland den gestiegenen Lehrerbedarf problemlos decken kann Stanfordle im Schwabenland Neues Silicon Valley oder Ende der Forschungsfreiheit? Zwischen Stuttgart und Tübingen entsteht ein Zentrum für künstliche Intelligenz Manager des Himmels Fluglotsen regeln den Luftverkehr. Sie tragen eine große Verantwortung mit einer ebenso große Bescheidenheit. Wie wird man ein solcher Mensch? 

Zur aktuellen Ausgabe
   
 
 
   
 
 
   
 
 
 
 
c.t.
 
 
   
 
 
So war das irgendwie nicht geplant: Am Dienstag Abend, beim Jahresempfang der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin, hob Ministerin Anja Karliczek gerade zur Beantwortung der Frage an, ob die Wissenschaft in einer Vertrauenskrise stecke – da ertönte plötzlich lauter Feueralarm (im Videomitschnitt zu sehen ab Min. 56:00). Also alle raus aus dem Gebäude, große Aufregung, Plaudern auf dem Gehsteig. Weiter ging es kurze Zeit später, im Videomitschnitt ab Min. 01:20:50... 
 
 
 
 
 
   
Eine feuerfeste Woche wünscht Ihnen

Ihr CHANCEN-Team


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