Reeder retten die Umwelt nicht von alleine Die Schifffahrt ist eine der Haupturaschen für die weltweite Luftverschmutzung. Das müsste so nicht sein, sagen Experten, die sich gestern und heute auf der
5. Rostocker Großmotorentagung getroffen haben. Für Tagungspräsident
Horst Harndorf steht fest, dass Verbesserungen an zu laxen Gesetzen scheitern, an schlechten Kontrollen und Widerständen der Reedereien. »Solange die Grenzwerte weit ab von dem sind, was wir bei Verbrennungsmotoren im Auto kennen,
wird kein Reeder aus purem Umweltbewusstsein die weniger schädlichen, aber teureren Treibstoffe einsetzen.« Deshalb fordern der Schiffstechnik-Professor und seine Kollegen
strengere Vorgaben und Abgaskontrollen auf Schiffen.
»Dieser Weg ist genau richtig«, freut sich
Nadja Ziebarth, Leiterin des BUND-Meeresschutzbüros Bremen. Sie erklärt den Konflikt zwischen Technikern und Reedern so: »Maschinisten wollen sauberen Treibstoff, damit ihr Motor rundläuft. Reeder denken anders, sie müssen den Treibstoff schließlich zahlen.«
Schärfere Regeln und eine strengere Überwachung wären daher der einzige Hebel, um die Schifffahrt umweltverträglicher zu gestalten. Für alle Staaten verbindlich beschließen kann das nur die Internationale
Seeschifffahrts-Organisation, deren Mühlen langsam mahlen. Immerhin wächst im Bereich der Kreuzschifffahrt der Druck auch so – nicht nur vonseiten der Umweltorganisationen, sondern auch vonseiten der Passagiere selbst. »Darauf hat die Branche reagiert, denkt über den verstärkten Einsatz von Erdgas nach«, sagt Harndorf. Gas-Motoren stoßen kaum Abgase wie Schwefel aus. Allerdings besteht in diesem Bereich »noch großer Forschungsbedarf«.
»Es kann auch sein, dass ein Teilnehmer umkippt, weil er das nicht verkraftet«Am Sonnabend wird es in Hamburgs Innenstadt blutig. Rund 500 junge Ersthelfer treten im Finale des
Bundeswettbewerbs des Deutschen Jugendrotkreuzes gegeneinander an, verbinden (geschminkte) Wunden, versorgen Frauen, die (mit Kissen) schwanger sind, und leisten (ausgebildeten) Unfallopfern Erste Hilfe.
Marcel Bösel, stellvertretender Bundesleiter des Deutschen Jugendrotkreuzes, hat uns genauer erklärt, worum’s geht.
Elbvertiefung: Herr Bösel, wir haben gehört, am Sonnabend wird es in der Hamburger Innenstadt sowie am Hafen von Verletzten nur so wimmeln. Zum Glück sind das keine echten Verletzungen, aber es ist trotzdem viel »Blut« im Spiel. Worauf müssen sich Passanten sonst noch einstellen?
Marcel Bösel: Wir werden auf der Mönckebergstraße, am Jungfernstieg, aber auch bei den Landungsbrücken einen Parcours aufbauen, wo die Teilnehmer an Opfermimen Erste Hilfe leisten müssen. Wir bringen aber Hinweisschilder an, sodass Passanten nicht gleich den Rettungsdienst rufen. Obwohl auch das immer wieder vorkommt. Aber Feuerwehr und Polizei wissen Bescheid.
EV: Wie viele (unechte) Opfer wird es geben?
Bösel: An jeder der drei Erste-Hilfe-Stationen wird es zwischen fünf und sieben Personen geben, die Hilfe brauchen. Eine schwangere Frau, die kurz vor der Entbindung steht, muss versorgt werden, aus einem kaputten Auto werden Verletzte geborgen, eine Person hat Bauchschmerzen – alles, was Erste Hilfe angeht. Dann gibt es noch Stationen, an denen Wissen über das Rote Kreuz abgefragt wird, und auch Spiel-Sport-Stationen mit Aktivitäten wie Eierlauf oder Sackhüpfen.
EV: Was hat Eierlauf mit Erster Hilfe zu tun?
Bösel: Gar nichts. Aber das Deutsche Jugendrotkreuz steht nicht nur für Erste Hilfe, wir wollen auch Spaß, Integration und Vielfalt vermitteln. Bei uns geht’s nicht nur ums Pflasterkleben.
EV: Aber doch auch. Wie realistisch werden die Statisten ihre Verletzungen darstellen?
Bösel: Das ist ein Wettbewerb auf Bundesebene, da haben wir schon hohe Erwartungen. Deshalb kommen aus ganz Deutschland Notfalldarsteller, die in Kursen auf richtiges Verhalten geschult wurden.
EV: Mit Schreien und so?
Bösel: Auf jeden Fall! Die kriegen vorher eine Einweisung über ihre Verletzung – und müssen dann schreiend rumrennen oder leise auf dem Boden liegen.
EV: Wie nah dran an einer echten Akutsituation kann eine Übung überhaupt sein?
Bösel: Schon sehr nah. Bei einer Wunde spritzt da auch das Blut raus, dazu wird eine Pumpe eingebaut. Die Teilnehmer wissen, dass das nur eine Übung ist. Aber es kann auch eine verletzte Person geben, die nur über Bauchschmerzen klagt, dann bekommt die ein Codewort und fällt in Ohnmacht. Dann müssen die Teilnehmer umdenken.
EV: Und wenn jemand vorbeikommt, der kein Blut sehen kann, haben Sie gleich einen echten Fall?
Bösel: Das ist sicherlich auch schon einmal vorgekommen. Es kann auch sein, dass ein Teilnehmer umkippt, weil er das nicht verkraftet. Da sind unsere Helfenden gut vorbereitet. Wir haben auch einen eigenen Sanitätsdienst. Ein echter Notfall hat immer Vorrang vor Szenario.
EV: Sie wollen, dass Interessierte auch zuschauen. Aber sind Gaffer nicht genau das Problem der Ersthelfer heutzutage?
Bösel: Das wird auch geübt! Es gibt Stationen, wo wir die Schiedsrichter vorher trainieren, absichtlich im Weg zu stehen oder zu fotografieren. Oder jemand kommt und will unbedingt mit dem Auto durch. Die Teilnehmer trainieren auch, wie man mit solchen Situationen umgeht.
Wer zusehen – oder den betreffenden Bereich im Gegenteil sicherheitshalber meiden – möchte: Einsatzorte sind beispielsweise Admiralitätstraße, Jungfernstieg und Mönckebergstraße, der Wettbewerbsparcours führt aber auch zum Hafen/Landungsbrücken oder zum Hauptbahnhof.