Heute zwischen 10.15 und 10.20 Uhr werden Sie
ein lautes, an- und abschwellendes Geräusch hören. Keine Panik! Es ist alles in Ordnung. Die Stadt testet ihre Sturmflutsirenen. Die Zeit zwischen 15. September und 31. März gilt nämlich als Sturmflutsaison. Zwar ist man laut Innenbehörde gut aufgestellt, aber Vorbereitung ist immer gut.
Die Sirenen werden einmal im Jahr getestet. (Wenn Sie das Geräusch also in den nächsten Wochen noch einmal hören, ist das keine Übung mehr.) Die Stadt hat aber auch noch andere Mittel, um die Bewohner zu warnen. Bei Bedarf können Lautsprecherwagen der Bezirksämter herumfahren, und die Apps
Nina und
Biwapp schicken Warnungen direkt auf Ihr Smartphone. Wenn Sie eins haben. »Man erreicht mit einem Mittel nie alle, daher muss man möglichst breit informieren«, sagt
Daniel Schäfer von der Innenbehörde.
Neu in diesem Jahr: Warnhinweise auf Werbetafeln. Auf 25 digitalen Werbeanlagen
an »wichtigen Verkehrsknotenpunkten im Hamburger Stadtgebiet« können durch ein satellitengestütztes Warnsystem Hinweise aufpoppen. Möglich seien vor allem kurze Botschaften wie
»Sehr schwere Sturmflut in Hamburg gegen 18.00 Uhr. Schalten Sie Radio und Fernsehen ein!«, heißt es aus der Innenbehörde. »Grundsätzlich kommen alle Ereignisse infrage, die für Hamburg eine Katastrophe oder ein Großschadensereignis darstellen könnten. Dazu zählt auch
eine sehr schwere Sturmflut«, sagt Schäfer. Stürme? Zählen nicht dazu, denn ein Sturm
sei nicht grundsätzlich eine Katastrophe – und falle außerdem in die Verantwortung des Deutschen Wetterdienstes.
Wer darf den Kulturkanal gestalten?Die Idee eines
Kulturareals rund um die Zinnwerke am Veringhof in Wilhelmsburg geistert schon lange herum. Nun soll endlich Bewegung in die Sache kommen. Anfang Juni bewilligte die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte
60.000 Euro für ein Konzept einer Kreativachse aus Ateliers, Proberäumen, Bühnen und mehr. Eine Überraschung, die nicht nur für Jubel sorgte. Gerade die Anlieger am Veringkanal, wo all das entstehen soll, seien darüber irritiert, dass sie nicht in die Entscheidung über die Vergabe einbezogen worden seien, sagt
Manuel Humburg vom Verein Zukunft Elbinsel. Heute wird in Wilhelmsburg daher über diesen
Kulturkanal diskutiert. Außerdem soll ein
Manifest von Akteuren aus Kreativwirtschaft und Industrie veröffentlicht werden. Eine Forderung darin wird die Bestandssicherheit sein. Denn der Zuschlag für die 60.000 Euro ging an die Hamburg Kreativ Gesellschaft – ein städtisches Unternehmen. Was die Frage aufwerfe, so Humburg, ob den Anliegern und Anwohnern ein Konzept aufgebrummt werden soll und ihr Mitwirken bei den Planungen gar nicht vorgesehen ist. »Da werden schon jetzt Schützengräben ausgegraben, wo der Gegner noch gar nicht ausgemacht ist«, sagt hingegen
Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft. »Wieso eigentlich? Mit dem Konzept wird es
nach acht Jahren zum ersten Mal eine Perspektive für die Zinnwerke geben.« Dass die Stadt schon vor fünf Jahren versprach, am Veringkai werde sich richtig etwas tun, und was danach nicht geschah, das
hat Christoph Twickel für die aktuelle ZEIT:Hamburg aufgeschrieben.
Heute wird um 18 Uhr eine Ausstellung zu den Plänen und Visionen am Veringkanal eröffnet, ab 19 Uhr wird über die Zukunft des Ortes diskutiert.
So viele Filme – so wenig ZeitNicht weniger als 138 Filme werden vom 27. September an beim diesjährigen
Filmfest Hamburg gezeigt, dessen Programm am Dienstag präsentiert wurde. Heute ab 11 Uhr kann man sich die Tickets on- und offline sichern. Wir haben Programmleiterin
Kathrin Kohlstedde um ein paar Empfehlungen gebeten.
Für welchen Film sollte man sich so schnell wie möglich Tickets sichern?Ein riesengroßer Renner wird sicher
»Roma«. Das ist der Netflix-Film, der in Venedig gewonnen hat. Es gibt ja immer die Diskussion, wie die Verquickung von kleinem Bildschirm und großer Leinwand funktioniert. Aber der ist extrem bildgewaltig, weshalb wir ihn in Hamburgs größtem Kino, dem Cinemaxx 1, zeigen. Und zwar nur einmal.
Welchen sollten so viele Menschen wie möglich sehen?Da würde ich gleich zwei empfehlen. Einerseits den Dokumentarfilm
»American Chaos«, der sechs Monate vor den Wahlen die republikanische Wählerschaft begleitet hat. Der Filmemacher ist Demokrat, hat aber nicht nur die typischen Rednecks getroffen, sondern auch ganz normale, gebildete Menschen. Man spürt im Film den Wechsel, wie es von »Der wird das doch nie« zu »Oh, es könnte doch passieren« kippt. Danach versteht man besser, wie die USA funktionieren und warum Populisten gewählt werden.
Und dann noch den Spielfilm
»Little Tickles« über Kindesmissbrauch. Darin bereitet die französische Regisseurin Andréa Bescond ihre eigene Geschichte auf, aber sehr humorvoll. In diesem Film begegnet sie als erwachsene Frau sich selbst als Kind. Und dieses Zusammenspiel von Jetzt und erzählter Geschichte ist einfach toll.
Welches ist der ungewöhnlichste Film?Der Trend geht ja zum Extremkino mit acht bis 12 Stunden langen Filmen. Wir zeigen den chinesischen Film
»Dead Souls« von Wan Bing. Darin geht es um Internierungslager. Der dauert acht Stunden, und das ist in unseren Zeiten schon eine Herausforderung.
Gibt es einen Film für fortgeschrittene Hardcore-Cineasten?Das wäre für mich
»We Are the Others«. Darin geht es um ein Architekturbüro, Hadi-Teherani-Style. Der Stararchitekt verschwindet, aber die Firma hat diesen Riesenauftrag, der an seine Person gekoppelt ist. Es muss also ein Kollege aus der Kiste gezaubert werden, der als der Chef auftritt. Das Interessante ist diese Selbstaufgabe, wenn jemand seine eigene Persönlichkeit zurückstellt, weil er anderen gefallen will, inhaltlich wie visuell.
Und welcher ist Ihr ganz persönlicher Herzensfilm? Ein Fest auf der Leinwand ist unser Abschlussfilm
»Loro« von Paolo Sorrentino über Silvio Berlusconi, 2,5 Stunden lang, aber gefühlte 90. Das ist Extravaganza und Bunga-Bunga auf der Leinwand, ein riesengroßes Feuerwerk mit toller Ausstattung, Tanzelementen – eine Farbexplosion! Und für 2,5 Stunden ist es okay, Teil von Berlusconi zu sein.