es war eine beeindruckende Demonstration für Menschlichkeit, Demokratie und Toleranz. Bis um die 16.000 Hamburger gingen gestern auf die Straße, demonstrierten
gegen die Abschottungspolitik Europas und riefen die Politik auf, die Stadt zu einem »sicheren Hafen« für Geflüchtete und aus Seenot Gerettete zu machen. Sie forderten sichere und legale Fluchtwege nach Europa sowie eine politische Lösung,
damit alle europäischen Staaten Verantwortung bei der Aufnahme von Geflüchteten übernehmen. Hamburg solle sich offensiv bereiterklären, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Route des Zuges verlief von den Landungsbrücken bis zum Rathaus, viele Teilnehmer trugen Rettungs- und Warnwesten, um an die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge zu erinnern. Zum Auftakt hatte die evangelische Bischöfin
Kirsten Fehrs erklärt, nirgendwo dürfe unwidersprochen hingenommen werden,
wenn Menschenwürde verletzt wird, wie aktuell in Chemnitz. »Wir dürfen nicht dulden, dass man Flüchtlinge auf See ertrinken lässt, und auch nicht, dass sie angepöbelt und zusammengeschlagen werden«, sagte sie. Wenn man das zuließe,
»sind wir schon auf dem Weg in die Barbarei«. Zum Abschluss der Kundgebung auf dem
Hamburger Rathausmarkt wurden alle Teilnehmer gebeten, sich hinzulegen – stellvertretend für die Toten im Mittelmeer.
Aufgerufen zu diesem
Aufstand der Anständigen hatten unter anderem Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, Gewerkschaften, Diakonie und Caritas sowie Flüchtlingsinitiativen und Rettungsorganisationen. Vertreter von Jugend Rettet forderten von den Staaten Europas,
selbst als Retter tätig zu werden, statt im Gegenteil die Rettung von Menschen in Seenot zu behindern. Seit zwei Monaten beispielsweise halten Maltas Behörden das deutsche Rettungsschiff »Lifeline« unter fadenscheinigen Begründungen in Valletta fest.
In
anderen deutschen Städten demonstrierten Menschen ebenfalls für eine humane Flüchtlingspolitik. Denn klar ist:
Solange die Fluchtursachen immer noch nicht bekämpft werden, so lange machen sich die Verzweifelten auf den Weg. Sie dabei umkommen zu lassen, darf keine Option sein.
Auch in
Chemnitz blieb es bis zum Redaktionsschluss ruhig. Dort war das Bild vorgestern ein ganz anderes gewesen: Zu
Demos der rechten Hetzer und Demagogen kamen laut Polizei um die 8000 Leute – zu
Kundgebungen gegen Rassismus, zu denen Bürger, Unternehmer und Wissenschaftler die
»schweigende Mehrheit« aufgerufen hatten, nur rund 3000.
Heute steht der Stadt in Sachsen, auf die längst nicht mehr nur ganz Deutschland schaut,
die nächste Großveranstaltung bevor. Bei einem
Gratiskonzert gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt wollen Bands wie die
Toten Hosen, Kraftklub, Feine Sahne Fischfilet und
Marteria & Casper auftreten. Motto:
»#wirsindmehr«. Diesmal wird es klappen.
StadtRad: Am besten in Bewegung bleiben? Sollten Sie hin und wieder oder gar regelmäßig in Hamburg mit den roten Leihrädern der Deutschen Bahn, besser bekannt als
StadtRad, verkehren, dann bleiben Sie damit fortan
besser ständig in Bewegung. Ist schlichtweg einfacher. Denn das Unternehmen
Deutsche Bahn Connect, Betreiber des Angebots, hat zum 1. September deutschlandweit
strengere Regeln für das Abstellen der Räder eingeführt. Parken ist beispielsweise künftig
in Parks und Grünanlagen, Innen- und Hinterhöfen sowie an Brief- und Verteilerkästen und Bushaltestellen verboten, ebenso an Bügeln, Vorderradhaltern und überdachten Fahrradständern. Der Grund: Diese Anlagen seien für private Radbesitzer gedacht und nicht für die »voluminösen Mieträder«, sagte ein Sprecher der Bahn bereits Anfang August. Allerdings
wirft die lange Liste die Frage auf, wo die Räder außerhalb der Entleihstationen überhaupt noch abgestellt werden dürfen. Etwa
auf »Gehwegen« – aber nur, wenn dadurch eine »Durchgangsbreite von 1,60 m« nicht unterschritten wird. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass die zahlreichen Hamburger Straßen mit schmaleren Gehwegen als Abstellfläche für die roten Räder ebenso ausscheiden. Aufgrund welcher Beschwerde die weltfremde Regelverschärfung konkret in Kraft trat, ließ sich gestern nicht herausfinden, wer die Anweisungen missachtet, dem können
laut Preisverzeichnis aber bis zu 50 Euro in Rechnung gestellt werden. Fragt sich noch, wer diese Zuwiderhandlungen künftig ahnden soll. Falls das die Hamburger Polizei sein sollte, liebe Stadtradnutzer
, können Sie getrost davon ausgehen, dass man Sie so gut wie nie zur Kasse bitten wird.