Vorhang auf für Anja Karliczek | Bei Habermas zuhause | 3 ½ Fragen an Iris Klaßen | Dr. acad. Sommer hilft beim Umgang mit scheinbaren Mimosen im Team

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
Applaus, Applaus, Applaus! Heute werden in Berlin die Leibniz-Preise verliehen. Ein großer Tag für die elf ausgezeichneten Wissenschaftler. Und nicht nur für sie. Anja Karliczek legt dabei ihren ersten Auftritt vor der Community hin. Warum Jobrotationen zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung wichtig sind, erklärt Iris Klaßen in unserem Fragenbogen. Und Dr. acad. Sommer hilft beim Umgang mit scheinbaren Mimosen im Team.
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Vorhang auf für Anja Karliczek
Das Rätselraten ist zu Ende. Anja Karliczek hält ihre erste öffentliche Rede als Bundesministerin für Bildung und Forschung bei der DFG. Die verleiht heute in Berlin die mit 2,5 Millionen Euro dotierten Leibniz-Preise, die auch als deutsche Nobelpreise bekannt sind. Karliczeks Rede ist für 15 Uhr im Leibniz-Saal der BBAW am Berliner Gendarmenmarkt angesetzt. Ihren ersten Podcast auf den BMBF-Seiten stellte sie kurz vor dem Wochenende online. Darin ist erst von Schule, dann von der Bedeutung der beruflichen Bildung und am Ende auch von Forschung die Rede. Um den 17,6-Milliarden-Euro-schweren BMBF-Etat klug zu verwalten und in den nächsten Jahren möglichst aufzustocken, hat Karliczek einen neuen Fachmann mit besten Beziehungen zum Finanzministerium im Führungsteam. Michael Meister wechselte zum Monatsanfang als Parlamentarischer Staatsekretär vom Finanz- ins Wissenschaftsministerium.
  
 
 
Halali der Kultusminister
Jetzt bitte nicht Gähnen. Ja, die Kultusministerkonferenz bildet einen Arbeitskreis (Bildungsklick). Das ist ausnahmsweise aber kein Zeichen von Stillstand, sondern als Halali auf dem Weg zu einer umfassenden Zusammenarbeit in der Bildungspolitik und einem Staatsvertrag zu verstehen. Es geht um Qualitätsstandards für die Schulen, die Lehrerausbildung und die Mobilität der Pädagogen genauso wie um den geplanten Nationalen Bildungsrat. Die öffentliche Debatte zu all dem scheuchte die Minister rund um die Feier zum 70. Geburtstag der KMK (ZEIT) offensichtlich so nachhaltig auf, dass sie sich jetzt an die Spitze der Bewegung setzen möchten. Im KMK-Sprech klingt das dann so: „Die Kultusministerkonferenz nimmt die vorgesehene Einrichtung des Nationalen Bildungsrates zum Anlass, ein ländergemeinsames Konzept für den Nationalen Bildungsrat als Verhandlungsgrundlage mit der Bundesregierung zu erarbeiten.“ Yes!
  
 
 
Lesen, merken, Mut gewinnen
Von wegen breites Kreuz und Selbstvertrauen. Weltweit fühlen sich Wissenschaftler missverstanden, missachtet und nicht wertgeschätzt (InsideHigherEd). In Bezug auf Donald Trump, der nach mehr als einem Jahr im Amt immer noch keinen Chief-Science-Advisor benannt hat (Spektrum), mag die Wahrnehmung zutreffen. Doch was bitteschön ist schon ein US-Präsident gegen die Macht der Öffentlichkeit? Sie steht, wie nature belegt, sehr wohl hinter der Wissenschaft und bringt ihr unerschütterliches Vertrauen entgegen. „Why are scientist anxoius?“, überschrieben die Kollegen von nature ihren Artikel. Wer nach dieser Erbauungslektüre für Forscher mit Insuffizienzgefühlen noch einen Nachschlag braucht, möge den Beitrag von Martin Spiewak zur Hand nehmen. Darin heißt es: „Der deutschen Wissenschaft geht es so gut wie nie zuvor“.
  
 
 
Preziosen der Fachhochschulen  
Wenn von wissenschaftlichen Sammlungen die Rede ist, denken die meisten an Universitäten – und damit konsequent zu kurz. Auch die Fachhochschulen besitzen wertvolle Sammlungen, die für Forschung, Lehre und die Öffentlichkeit interessant sind. Sie wollen ebenfalls geschützt und registriert sein. Genau das können Fachhochschulen jetzt beim bundesweiten Portal Wissenschaftliche Sammlungen tun. Bisher finden sich dort das Uhrenmuseum der Hochschule Furtwangen, die Stoffmusterbücher der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, das Müther-Archiv der Hochschule Wismar sowie die Historische Farbstoffsammlung. Da muss mehr gehen.
  
 
 
Bei Habermas zuhause
Apropos Sammlungen. Wer von Ihnen ist gestern mit einem Rucksack voller Bücher von der Leipziger Messe zurückgekehrt und steht jetzt vor dem Wohin-damit-Problem? Sie sind nicht allein! Jürgen Habermas fragt sich das ständig, wie er im Logbuch des Surkamp-Verlags verrät. Darin erfahren Sie auch, dass Habermas die Frage nach der idealen Bibliothek („Meine“) längst abgehakt hat und sich mit ganz anderen Dingen rumschlägt: „Sie sollten lieber danach fragen, wie das Haus aussehen müsste, damit mich die Bücher, auch die vielen ungelesenen, die sich inzwischen auf dem Boden und auf den Fensterbänken stapeln, nicht so bedrängen.“
  
 
 
 
   
   
   
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Die Zahl
 
 
   
1,4

Kilogramm Drogen haben Mitarbeiter des universitären Wachschutzes vergangene Woche bei einer Routinekontrolle in der Leipziger Universitätsbibliothek in einem Schließfach entdeckt.
 
Quelle: Welt
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Dr. Iris Klaßen

Wissenschaftsmanagerin in Lübeck
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Lebensbegleitendes Lernen wird viel beworben. Viel zu selten wird es jedoch von Führungskräften vorgelebt. Wissen ist weniger hierarchisch zu denken, vielmehr nach Relevanz einzuordnen und auszutauschen. Dabei eröffnen sich interessante Perspektiven, wenn man sich ab und an in die Rolle des/der Lernenden begibt, zuhört und Fragen stellt. Man entdeckt neue Wege, Talente und Möglichkeiten; bleibt einfach in Bewegung und verliert die Angst vor Veränderungen.
 
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Möglichkeiten für Jobrotationen, Auslandsaufenthalte oder Hospitationen in den so unterschiedlich taktenden Systemen von Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik wären ideal, um sie und deren Akteure besser miteinander zu vernetzen. Wechselnde Rollen in Projektteams (inkl. Leitung) wären schon ein erster Schritt. Denn es geht im Kern immer um Menschen, Empathie, Vertrauen und gegenseitiges Verstehen. Wenn der gemeinsame Wille da ist, lässt sich jedes Problem lösen.
 
Lektüre muss sein. Welche?
Die Studie von Prof. Dr. Jutta Allmendinger u. a. „Jeder für sich und keiner fürs Ganze“ (PDF) hat mich persönlich sehr beeindruckt. Sie ist schon einige Jahre alt, mit knapp 40 Seiten Umfang schnell gelesen und trifft inhaltlich des Pudels Kern, wenn es um die Beschreibung von Gründen geht, warum Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik so schwer zueinander finden, um die gesellschaftlichen Herausforderungen gemeinschaftlich anzupacken.
 
Und sonst so?
Genieße ich Europa und würde den Verantwortlichen empfehlen, ein Netzwerk von EU-Scouts/Relationship-Managern aufzubauen und vor Ort bei den Menschen für den Europäischen Gedanken und die Möglichkeiten des Wissensaustauschs durch dieses Bündnis zu werben.
   
   
 
 
   
   
   
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Dr. acad. Sommer
 
 
   
   
Liebe Frau Dr. acad. Sommer,
als Biologie-Professorin habe ich auch Labor-Mitarbeiter*innen im Team. Einer verträgt Kritik überhaupt nicht. Sobald ich eine Kleinigkeit sage, fühlt er sich angegriffen, reagiert schroff oder hat gar Tränen in den Augen. Woran liegt das und was kann ich tun?
 
Liebe X,
für die Reaktion Ihres Mitarbeiters auf Kritik kann es viele Gründe geben. Manche könnten bei dem Mitarbeiter selbst oder an äußeren Faktoren liegen – worauf Sie keinen Einfluss haben. Ihr Verhalten im Kritikgespräch könnte ebenfalls einen Anteil daran haben. Das können Sie bewusst gestalten. Probieren Sie folgendes:
 
Überprüfen Sie, wie Sie wirken, wenn Sie Kritik üben. Formulieren Sie eher Ich-Botschaften oder Vorwürfe? Erstes ist nützlich, zweites provoziert meist Abwehr. Manchmal wirken Führungskräfte streng oder autoritär, ohne sich dessen bewusst zu sein. Oder sie kommunizieren auf eine Art, die auf manche von oben herab klingt. Suchen Sie sich eine Person Ihres Vertrauens. Sprechen Sie vor, wie Sie zuletzt konkret Kritik angebracht haben. Fragen Sie: "Wie wirkt das auf Dich? Inwiefern ist meine Wortwahl sachlich oder wertend? Wie konstruktiv und wertschätzend empfindest Du meinen Tonfall?"
Stellen Sie Ihre Haltung zu den Leistungen des Mitarbeiters auf den Prüfstand, gegebenenfalls im Vergleich zu den anderen Mitarbeiter*innen. Vielleicht sind Sie grundsätzlich unzufrieden mit seinem Verhalten oder seiner Arbeitsleistung? Wenn dem so wäre, wird er das spüren und vielleicht davon verunsichert sein. Dann gilt es, zunächst Vertrauen aufzubauen.
Sprechen Sie dafür dem Mitarbeiter in der nächsten Zeit bewusst und verstärkt Anerkennung und Wertschätzung für seine Arbeit aus. Das können Sie auch für Arbeiten tun, die zu den Routineaufgaben gehören. In der Regel fällt es uns viel leichter, eine Kritik anzunehmen, wenn sich Kritik und Anerkennung die Waage halten.
Führen Sie mit dem Mitarbeiter ein Gespräch über Rückmeldegespräche. Sagen Sie, dass Sie sich eine Arbeitsbeziehung zu ihm wünschen, in der auch kritische Dinge offen und konstruktiv angesprochen werden können. Schildern Sie, dass es Sie betroffen macht, wenn ihm im Gespräch mit Ihnen die Tränen kommen. Oder dass es Sie ärgert, wenn er mit einem Verhalten reagiert, das Sie als abweisend empfinden. Fragen Sie, was ihm helfen würde, die Rückmeldung gefasster anzunehmen. Und bitten Sie um Rückmeldung zu Ihrer Art, Kritik anzubringen. Wie gut ist es Ihnen in der konkreten Situation X gelungen, die Kritik sachlich und konstruktiv zu formulieren?
 
Machen Sie sich also an die Arbeit, die Arbeitsbeziehung zu Ihrem Mitarbeiter vertrauensvoll und belastbar zu machen. Das braucht ein wenig Zeit – und wird gelingen, wenn Sie es ernst meinen und am Ball bleiben. Dieser Ball liegt in Ihrem Feld – dem Feld der Führungskraft
 
Dr. Ute Symanski, Köln, ist Hochschulberaterin und Coach. Sie schreibt für das Coachingnetz Wissenschaft als "Dr. acad. Sommer". Kontakt: www.hochschulcoaching.de und www.coachingnetz-wissenschaft.de
   
   
Auch eine Frage an Dr. acad. Sommer? Schreiben Sie an chancen-brief@zeit.de, twittern Sie unter #ChancenBrief – oder hinterlassen Sie uns in diesem Kontaktformular anonym Ihre Frage!
   
 
 
   
 
   
   
 
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c.t.
 
 
   
 
Sein Name ist Pepper. Er ist hilfsbereit, ausgebildeter Bibliotheksassistent und an der TH Wildau beschäftigt. Sonst sind keine Besonderheiten zu nennen.

Quelle: TH Wildau / Bernd Schlütter
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
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