| »Immer mehr, die mit Taschenlampen unterwegs sind – das kann’s ja wohl nicht sein!«
Seit wir unsere Leser dazu aufgerufen haben, uns besonders dunkle Ecken Hamburgs zu melden, läuft unser Postfach über. Der Verein Fuß e.V. versucht bereits seit 32 Jahren, Deutschlands Straßen fußgängerfreundlicher zu machen. Wir haben die Hamburger Landessprecherin Sonja Tesch gefragt, welche Aktionen sie derzeit gegen das Dunkel plant. Elbvertiefung: Frau Tesch, die »Elbvertiefung« beschäftigt sich gerade mit dem Problem der zu schlecht beleuchteten Gehwege ... Sonja Tesch: Wunderbar! Das ist genau unser Thema! Wir sind gerade dabei, den Senat anzuschreiben. EV: Sie haben in Hamburg Lichtmessungen durchgeführt. Was ist dabei herausgekommen? Tesch: Wir haben uns ein paar Stellen ausgesucht, an denen wir im Sommer- und im Winterhalbjahr gemessen haben, und dabei festgestellt, dass die Werte weit unter der DIN-Norm liegen! Die ist aber auch ein bisschen komisch, denn sie differenziert, ob auf einem Weg viele oder wenige Fußgänger unterwegs sind. Dabei sollte das keinen Unterschied machen. EV: Zumal man allein auch nicht weicher fällt ... Wo haben Sie gemessen? Tesch: Beispielsweise in der Wohlersallee, da stehen viele Kastanien; die Fahrzeuge parken teilweise auf dem Gehweg und sind manchmal ja auch so hoch, dass sie zusätzlich Licht wegnehmen. Und in der Behnstraße, beim Ausgang der S-Bahn Königstraße. Da sind eine Grünanlage und Bäume, man geht durch völlige Dunkelheit. Man sieht mittlerweile immer mehr Menschen, die abends mit Taschen- oder Stirnlampen unterwegs sind. Das kann’s ja wohl nicht sein! EV: Aber Sie werden doch jetzt nicht alle Bäume absäbeln wollen? Tesch: Nein! Aber es gibt inzwischen wunderbare Straßenlaternenmodelle, die dann nicht in der Mitte über der Fahrbahn hängen, sondern einen Ausleger haben, der über die Fahrbahn reicht, und einen zweiten, der den Gehweg beleuchtet. Auf diese Weise kommt man über der Fahrbahn auch mit weniger Licht aus, denn die Autos haben ohnehin ihre eigene Beleuchtung. Wir wollen ja auch keine Lichtverschmutzung – oder dass es bei den Leuten im ersten Stock in die Schlafzimmerfenster scheint ... EV: Wieso werden in Hamburg eigentlich die Fahrbahnen, aber nicht die Gehwege beleuchtet? Tesch: Meine Theorie ist, dass sich hier immer noch alles vor allem um den motorisierten Verkehr dreht. Gehwege werden in Hamburg sogar amtlich als Nebenflächen bezeichnet! Dagegen wehren wir uns schon lange. Das ist ein Signal dafür, wie wenig in dieser Stadt das Zufußgehen wertgeschätzt wird. EV: Was sind denn Ihre nächsten Aktionen? Tesch: Wir schreiben nicht nur dem Senat, sondern auch den Bezirken und dem Lichtbeirat. Der kümmert sich leider bis jetzt nur um die Innenstadt und darum, dass herausragende Gebäude gut angeleuchtet werden. Aber da sitzen Lichtplaner drin, die wirklich gute Ideen haben! Dafür braucht es keine Laiengruppe wie uns. Wir wissen aber auch, dass in Hamburg in den kommenden Jahren viele Straßenlaternen erneuert werden müssen. Das wäre eine wunderbare Gelegenheit, die auszutauschen. Es geht ja nicht nur um die Stolpergefahr, sondern auch um das subjektive Sicherheitsgefühl. Ich will schließlich sehen können, wer mir da nachts entgegenkommt.
Der Moorfrosch geht um!
Die Krötenwanderung hat begonnen. Solange es kalt war, haben Hamburgs Molche, Frösche und Kröten bewegungslos in Erdhöhlen, Baumspalten, Laubhaufen oder Kellereingängen ausgeharrt. Bei den sprunghaft angestiegenen Temperaturen und dem feuchten Wetter Anfang der Woche sind sie munter geworden und machen sich nun aus den Winterquartieren heraus auf den Weg zu ihren Laichgewässern – und der führt sie leider auch über Straßen. Der BUND bittet deshalb, besonders vorsichtig zu fahren und bestimmte Straßen zu meiden. Vor allem in den Walddörfern und anderen »grüneren Vierteln« können gerade in der Abenddämmerung und in der Nacht viele Kröten unterwegs sein. »Brennpunkte der Amphibienwanderung«, wie sie der BUND nennt, sind etwa der Kirchenaußendeichsweg in Finkenwerder oder der Waldweg in Volksdorf. Der Bekwisch in Sasel ist bereits gesperrt. Der Reitdeich in Allermöhe, verkündete die Umweltbehörde gestern, bleibt bis Anfang April geschlossen. Um den Tieren zu helfen, ihre Laichgewässer sicher zu erreichen, sind einige Straßen mit Krötenzäunen oder Amphibientunneln ausgerüstet. Von beidem gebe es jedoch in Hamburg zu wenig, findet Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND. Wer also eine Kröte sieht und ihr helfen will, der kann sie auch selbst über die Straße tragen. »Aber bitte in die Richtung, in der sie unterwegs war«, sagt Braasch. | |
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