| G20 teurer als gedacht Olaf Scholz hat zwar Hamburg in Richtung Berlin verlassen (als Politiker, nicht als Mensch). Ein unangenehmes Thema wird er aber trotzdem nicht los: G20. Der G20-Sonderausschuss der Hamburger Bürgerschaft will Scholz nun noch einmal befragen, voraussichtlich im Mai oder Juni. Am Sonnabend gingen etwa 1200 Menschen zu einer »Antirepressionsdemo« auf die Straße, um gegen das Vorgehen der Polizei und die Strafen für die verurteilten G20-Demonstranten zu protestieren. Mehr als 40 Urteile wurden bislang gefällt, nach vielen Randalierern wird noch gesucht. Seit dem Wochenende wissen wir übrigens auch, wie hoch die Nebenkosten des Spitzentreffens sind: 85 Millionen Euro. So viel wurde für die Sicherheit vor und während der Gipfeltage ausgegeben, sagte ein Senatssprecher. Der Bund soll Hamburg immerhin 69 Millionen Euro der Kosten erstatten – das heißt, Hamburg muss »nur« 16 Millionen Euro selbst aufbringen.
Robo-Doc? Das Albertinen-Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen operiert seit Kurzem mit einem roboterassistierten System zum Beispiel Prostata-, Nieren- und Harnblasenkrebs. Der daVinci X besteht aus einem Wagen mit vier Armen für die OP sowie einem Videoturm und einer Konsole, die der Operateur bedient. Chefarzt Henrik Zecha nutzt die Technik seit zehn Jahren und gibt auch Schulungen darin. Elbvertiefung: Herr Zecha, kann Ihr Operationsroboter besser operieren als ein Chirurg? Henrik Zecha: Das daVinci-System übersetzt die Handbewegungen des Operateurs in verwacklungsfreie und millimetergenaue Bewegungen. Damit kann ich auch in dem engen Bauchraum flexibel und präzise operieren. Die Instrumente, die ich so bediene, sind jeweils nur fünf bis zehn Millimeter groß, die Eintrittswunden sind nur klein. Der Patient verliert weniger Blut, hat weniger Schmerzen, weist kaum Wundheilungsstörungen auf. Außerdem sehe ich als Operateur ein dreidimensionales Bild in 10- bis 40-facher Vergrößerung, sodass ich beispielsweise sehr genau Organe, die von Krebs befallen sind, vollständig entfernen kann.
EV: Das klingt beeindruckend. Zecha: Bei wirklich erfahrenen Operateuren hat es Vorteile. Denn nicht das Gerät macht die Operation, sondern der Operateur. Es gibt im Englischen das Sprichwort: »A fool with a tool stays a fool«, also: Einem Dummkopf nützt auch das Werkzeug nicht. Wir haben Schulungssysteme, mit denen wir unsere Kollegen sehr genau trainieren können, damit diese mit hoher Patientensicherheit die Eingriffe vornehmen können. EV: Aber eigentlich könnten Sie, die Konsole in der Hand, mit diesem System doch auch vom Sofa aus operieren? Zecha: (lacht) Interessant ist, dass das amerikanische Militär in den neunziger Jahren viel Geld in die Technik investiert hat, weil es plante, dieses Operationssystem in einer ähnlichen Art zu nutzen – per Satellitenübertragung sollten die Soldaten im Krisengebiet von den in der Heimat verbleibenden Operateuren operiert werden. Dies wurde jedoch nicht zugelassen – stellen Sie sich vor, die Übertragung bricht ab! Operationen sind Teamarbeit. Dafür braucht man alle Menschen im OP, und sie müssen zusammenarbeiten wie perfekt ineinandergreifende Zahnräder. Mit der Konsole sitze ich nicht mehr direkt am OP-Tisch, sondern ein Stück daneben, aber ich freue mich immer noch jeden Tag auf die intensive Kommunikation mit meinem Anästhesisten und unserem gesamten OP- Team …
EV: Könnte ein solches System die Operation auch allein durchführen? Zecha: Zum jetzigen Zeitpunkt ist das nicht abzusehen. Es kann ja zum Beispiel sein, dass man im OP neue Entscheidungen treffen muss. Ich betone im Gespräch mit Patienten auch immer, dass das System nichts allein kann oder tut. Unsere Arbeit beschränkt sich ja nicht nur auf die Operation. Wir diagnostizieren und beraten. Und unsere Patienten wollen zu Recht, dass ihnen jemand empathisch begegnet und etwas gut erklärt. Insofern würde ich sagen: Um Menschen zu behandeln, braucht man einen Menschen. |
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