wie kommt man raus aus der Akademikerblase? Wo lernt man Leute kennen, deren Leben sich nicht um die Uni dreht? Das fragte ich neulich in diesem Newsletter. „Eine Aida-Kreuzfahrt machen“, empfahl eine Leserin: „Falls angezeigt, eine Reha machen.“ Gut, Kreuzfahrten sind teuer und eine Reha ist zum Glück noch nicht nötig, aber sie hatte dann noch ein paar Tipps: „Sich in einer Kirchengemeinde engagieren“ oder „einem ‚normalen' Verein beitreten, also z.B. Sport (nicht Golf, sondern Fußball…), Kleingarten, Motorrad, Tierheim oder Hundesport, usw.“
Etwas ähnliches empfahl auch Maximilian Juchem. „Ich bin Kind einer Arbeiterfamilie, aber seit meinem Studium umgeben mich eigentlich nur Akademiker“, schrieb er. „Es ist eine andere Welt, oft abgehoben und arrogant. Doch einmal die Woche gehe ich zur Feuerwehr, dort bin ich aktives Mitglied und oft bei Einsätzen mit dabei.“
Er lerne dort viel. Nicht nur, weil sich dort neben einigen Akademikern viele Handwerker engagieren, die ihr Wissen einbringen, also etwa der Mechaniker die Feuerlöschkreiselpumpe erklärt. Sondern vor allem menschlich. Maximilian schreibt: „Für mich ist das Entspannung pur, unter den Kameraden und in Uniform sind alle gleich, alle haben das selbe Ziel. Alle wollen Retten, Schützen, Bergen und Helfen.“
Als ich seine E-Mail las, musste ich an einen Kollegen von der ZEIT denken. Auch er erzählte, dass er sich jetzt in der Freiwilligen Feuerwehr engagiere. Und seine Motivation ist ganz ähnlich: Auf dem Dorf, auf dem er aufwuchs, hätten Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen sich gut durchmischt, zusammen gearbeitet, diskutiert und gefeiert. Das fehle ihm in der Großstadt, wo er von Studenten und Akademikern umgeben sei.
Jetzt hat er also einen Pieper dabei und wartet darauf, dass er das erste Mal aus dem Schlaf gerissen wird um bei nächtlichen Bränden zu helfen. Bisher ist das noch nicht passiert. Seine Kameraden waren neulich aber mit großem Foto in der Lokalzeitung: Sie hatten ein Kätzchen von einem Baum gerettet.
Klingt nach einer in jeder Hinsicht sinnvollen Tätigkeit.
Herzliche Grüße, Oskar Piegsa
Chefredakteur ZEIT CAMPUS
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