| Smarter ohne Phone Früher lief Hans Guckindieluft gegen Litfaßsäulen, heute stolpert Hans Guckaufdeinhandy über die Straße. Laut der neuesten Verkehrsunfallstatistik, die vor Kurzem veröffentlicht wurde, waren Hamburger Fußgänger vergangenes Jahr in 1498 Unfälle involviert – um vier Prozent mehr als 2016. »Immer wieder ist festzustellen, dass Passanten unachtsam die Fahrbahn betreten und dabei verunglücken«, erklärt die Polizei diesen Anstieg. Experten wie Hans Pieper vom ADAC Hamburg vermuten, dass mittlerweile jeder zehnte Unfall auf die Ablenkung durch Smartphones und Kopfhörer zurückzuführen ist. »Die meisten Verkehrsteilnehmer unterschätzen die Gefahr«, sagt Pieper. »Das Handy ist allgegenwärtig und liegt in jeder Lebenssituation in der Hand.« Zu häufig, wenn sich die Sinne eigentlich für die Umgebung schärfen müssten. Blinklichter und Autos werden übersehen, Motorengeräusche und Martinshörner überhört. Radfahrern ist es zwar erlaubt, unterwegs Musik zu hören. »Ghettoblaster an beiden Ohren darf aber keiner haben«, sagt Dirk Lau vom Radfahrverband ADFC. »Man muss noch ansprechbar sein.« Das ist ein recht dehnbarer Begriff. Hans Pieper ruft deshalb zu mehr Verantwortungsbewusstsein auf: »Niemand würde mit geschlossenen Augen über die Straße gehen, radeln oder Auto fahren«, sagt er. »Das kommt dem Blick aufs Handy aber gleich.« Statt schärferer Sanktionen müsse das Bewusstsein wachsen, etwa durch strikte Ansagen in der Fahrschule. »Alkohol am Steuer wird mittlerweile gesamtgesellschaftlich geächtet. Dahin müssen wir mit Smartphones auch kommen.«
»Es gibt auch männliche Kollegen, die supersanft anlegen« Sie ist die erste Kreuzfahrtschiffskapitänin Deutschlands: Nicole Langosch, 34, hat am 4. März das Kommando auf der »Aida Sol« übernommen. Die zugereiste Hamburgerin verbringt nun, wie ihre Kollegen, abwechselnd je rund drei Monate auf See und an Land. Auf der »Aida Sol« ist sie für 2200 Passagiere und 630 Crewmitglieder verantwortlich. Wir haben sie gefragt, wie es ihr als Frau am Steuer so ergeht. Elbvertiefung: Frau Langosch, wo erreichen wir Sie gerade? Nicole Langosch: In Santa Cruz de La Palma, da sind wir heute Morgen angekommen, am 7. April werden wir dann in Hamburg einlaufen. EV: Wie spricht man Sie korrekt an: Frau Kapitänin? Langosch: So feministisch eingestellt bin ich nicht, dass ich auf Frau Kapitänin poche. Die Kollegen sagen Frau Kapitän. Und da wir hier viel englisch miteinander sprechen, bin ich meistens Captain oder Master. EV: Master? Das ist ja scharf! Langosch: Ja, das ist die korrekte Positionsbezeichnung im Englischen. EV: Sie haben über zehn Jahre unter männlichem Kommando gearbeitet. Lernt man dabei auch, wie man etwas nicht machen möchte? Langosch: Da gab es schon immer wieder Situationen, in denen ich mir dachte: Oh, das würde ich in der Kommunikation oder zwischenmenschlich anders machen wollen, gerade wenn etwas nicht so nach Plan verlaufen ist. Und jeder Kapitän fährt sein Schiff ein bisschen anders. Da finde ich gerade meinen eigenen Stil. EV: Merkt man bei einem solchen Riesenpott tatsächlich Unterschiede in der Fahrweise? Langosch: Doch, doch! Das hat etwas mit Vibration zu tun und damit, wie man beispielsweise die Querstrahlruder einsetzt. Da haben mir schon einige gesagt: Du fährst ja viel sanfter! Ich will das aber nicht pauschalisieren. Es gibt auch männliche Kollegen, die supersanft anlegen. EV: Ganz ehrlich: Wie viele Scherze übers Einparken haben Sie gehört, seit Sie das Kommando übernommen haben? Langosch: Im Team tatsächlich noch gar keine! Das sind eher ältere männliche Passagiere, die sich einen Spruch nicht verkneifen können. Wir parken übrigens meistens rückwärts ein, damit wir dann schneller losfahren können. EV: Welchen Klischees sind Sie in Ihrer Karriere am häufigsten begegnet? Langosch: Ich habe hier unterschiedliche Positionen durchlaufen, aber das gab es nie, dass man nicht akzeptiert war. Es beruht alles sehr auf respektvollem Arbeiten. EV: Wieso hat es dann so lange gedauert bis zur ersten deutschen Kreuzfahrtkapitänin? Langosch: Das könnte Ihnen sicher jemand von der Reederei besser beantworten. Ich habe aber viele Kolleginnen getroffen, die den gleichen Berufsweg eingeschlagen haben, jedoch nicht dabeigeblieben sind. Die haben sich nach fünf Jahren lieber für eine Karriere an Land entschieden. EV: Werden Sie nun mehr Frauen in Ihr unmittelbares Team holen? Langosch: Ich würde nicht wollen, dass Nautikerinnen mehr oder anders gefördert werden. Sie machen den gleichen Beruf und sollten die gleichen Kenntnisse mitbringen. Generell würde ich an Bord, was das Fachliche, Professionelle angeht, keine Unterschiede machen wollen. Am meisten zählen eigene Initiative und Eigenanspruch. Jede Nautikerin trägt selbst viel Eigenverantwortung dafür, dass sie respektiert wird. EV: Der Legende nach werden männliche Kapitäne von alleinreisenden Passagierinnen umschwärmt. Wie ist das bei Ihnen? Langosch: Bisher hatte ich hier erst eine lustige Männertruppe, da blieb jedoch alles im Rahmen und sehr respektvoll! Für solche Erfahrungen bin ich aber vielleicht auch noch nicht lange genug Kapitän. |
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