| Guten Morgen, | | |
vor einiger Zeit war ich auf einem Treffen meines Abiturjahrgangs. Als ich das Hotel betrat, in dem die Veranstaltung stattfand, fürchtete ich erst, ich sei am falschen Ort: Statt meiner ehemaligen Mitschüler kamen mir lauter mindestens mittelalte Frauen und Männer entgegen. Und ich weiß bis heute nicht, wer der nette kahlköpfige Herr war, der mich später kichernd daran erinnerte, dass ich einst beim Volleyball eine Lampe von der Turnhallendecke schoss, die ihn um ein Haar »erwischt« hätte.
Welch Labsal für die Seele, da zu lesen, dass Lebensjahre heute immer weniger eine Rolle spielen, sich die Begriffe »Jugend« und »Alter« auflösen, die Dreiteilung des Lebens in Ausbildung, Beruf und Ruhestand überholt ist. Das schreiben zumindest der Hamburger Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski und dessen österreichischer Kollege Peter Zellmann in ihrem Buch »Du hast fünf Leben!«.
Demnach ist unser Leben nun also fünfgeteilt, jede Altersspanne werde zu einem Start-up mit neuen Anfängen, Aufgaben und Schwerpunkten. Wo die Prioritäten liegen, haben die beiden Forscher aus repräsentativen Umfragen herausdestilliert: Die unter 20-Jährigen legten großen Wert auf »Medien und Kommunikation«. Für die Ü20er zählten besonders Arbeit, Wohnen und moderne Mobilitätsangebote. Menschen ab 40 sind für Opaschowski und Zellmann »Best-Ager«, die sich Zeit zum Leben nähmen, es beruflich »geschafft« hätten, kurz: am besten lebten. Für die 60-plus-Generation sei die Pflege der Generationenbeziehungen und der Zusammenhalt von Jung bis Alt wichtig, und die über 80-Jährigen entdeckten den Wert der Familie neu (weil sie am meisten auf deren Unterstützung angewiesen seien).
Vielleicht stellen Sie ja auch bei sich gewisse Verschiebungen gegenüber den Umfrageergebnissen fest. Wie auch immer: In jeder Phase müsse man bereit sein für Lernen und Neubeginn, so die Zukunftsforscher, müsse sich immer wieder eine neue Herausforderung suchen, einen Job, ein Ehrenamt, ein Gesundheitsziel. Und die Altersgrenze, sagte Opaschowski zur Nachrichtenagentur dpa, die könne man vergessen. Allerdings räumen die Forscher ein: Für die über 80-Jährigen werde es dann doch etwas schwieriger, das Leben intensiv zu leben.
Puigdemont bleibt in Gewahrsam
Carles Puigdemonts Aufenthalt in Deutschland könnte sich unfreiwillig noch auf mindestens zwei Monate verlängern. So lange kann die deutsche Justiz den katalanischen Ex-Regierungschef, der vorgestern in einer Raststätte an der A7 nahe Schleswig festgenommen wurde, in Auslieferungshaft behalten. Vorerst muss jedoch erst festgestellt werden, ob die Voraussetzungen für eine Auslieferung vorliegen. Gestern wurde Puigdemont dem Amtsgericht in Neumünster vorgeführt, das seine Identität feststellte (offenbar war er es tatsächlich) und ihm den Grund für seine Festnahme mitteilte. Nun prüft die zuständige Generalstaatsanwaltschaft, ob die Voraussetzungen für eine Auslieferung nach Spanien vorliegen. Gegen Puigdemont wird dort unter anderem wegen Rebellion ermittelt. Dieser Straftatbestand kommt im deutschen Strafgesetzbuch nicht vor, weshalb die Justiz entscheiden muss, ob er beispielsweise mit dem deutschen Hochverrat gleichzusetzen ist. Dann wäre als Nächstes das Oberlandesgericht Schleswig dran. Dies wird allerdings nicht mehr in dieser Woche geschehen. Für Puigdemonts Anwalt Jaume Alonso-Cuevillas ist eine Auslieferung nicht selbstverständlich, wie er gestern dem katalanischen Sender Radio Euskadi sagte. Dafür müsse gewährleistet sein, dass dem 55-Jährigen in Spanien ein fairer Prozess gemacht werde. Man werde jedenfalls nicht in Deutschland um Asyl bitten. Die deutsche Politik versuchte sich gestern tunlichst aus dem Konflikt herauszuhalten, nur die Bundestagsfraktion der Linken will den Rechtsausschuss und den Auswärtigen Ausschuss einberufen. |
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