Anja Karliczek im Amt | Philosophen im Debatten-Fieber | "Scientus interruptus" | Stephen Hawking | 3 ½ Fragen an Daniela Tirsch

 
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Liebe Leserinnen und Leser,
die Debatte zur Lage der Philosophie in Deutschland geht weiter. Neuen Input gibt Wolfgang Spohn heute in der ZEIT. Anja Karliczek ist im Bund als Forschungsministerin vereidigt und spricht vorerst nur über Privates. Die Welt trauert um Stephen Hawking. Und die Planetenforscherin Daniela Tirsch erklärt in unserem Fragebogen, warum sich die Wissenschaft auf den Konjunktiv verlässt.
   
 
 
   
 
   
   
 
Das ist wichtig
 
 
   
 
  
Warum, warum, warum
Macher der Kinderuni wissen: Warum-Fragen sind besonders schwer. Regelmäßig bringen sie selbst ausgebuffte Experten in Erklärungs-, wenn nicht gar Rechtfertigungsnöte. Forscher und Wissenschaftsfunktionäre müssen damit nun auch jenseits der Kinderuni rechnen. „Ich werde oft fragen: Warum machen wir das? Ich finde, das ist eine Kernaufgabe für Politiker“, erklärte Anja Karliczek wenige Tage vor ihrer gestrigen Vereidigung als Bundesforschungsministerin in einem Interview, das nur zustande kam, weil sich die Kollegen von Spiegel Online brav auf unverfängliche, private Fragen beschränkten. Fachlich-inhaltlich will sich Karliczek ja bekanntlich erst einlesen. Zusätzlichen Stoff für die in Studien begriffene Ministerin stellte das Hochschulforum Digitalisierung online. Das Karliczek-Wiki zur digitalen Hochschule findet sich seit Mittwoch hier.
  
 
 
Philosophen im Debattenfieber
Hat sich die Philosophie in Deutschland im selbstreferenziellen Klein-Klein verheddert und ihre Teilhabe am internationalen Diskurs verspielt? In der Debatte meldet sich jetzt der Konstanzer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Wolfgang Spohn zu Wort. Sein Beitrag findet sich in der aktuellen ZEIT auf Seite 80. Die Bibliographie zur Philosophen-Debatte dagegen gleich hier: a) Auftakt, Plädoyer des Publizisten und Philosophen Wolfram Eilenberger in der ZEIT Nr. 10 vom 1. März b) Replik 1, Geert Keil in der FAZ vom 8. März c) Replik 2, Thomas Grundmann im Tagesspiegel vom 9. März d) Streitgespräch, Michael Pauen und Wolfram Eilenberger im DLF am 11. März.
  
 
 
„Scientus interruptus“ 
Stellen Sie sich vor, Sie erhalten einen ERC-Grant in Höhe von 1,5 Millionen Euro – und laufen Gefahr, das Geld wieder zu verlieren, weil eine untergeordnete Behörde in Ihrer Stadt auf stur schaltet und Sie über Monate hinweg am Forschen hindert. Genau das erlebt die Berliner Emmy-Noether-Stipendiatin Daniel Vallentin gerade. Sie möchte autistische Erkrankungen von Kindern besser verstehen und braucht für ihre Forschung eine Nachtigallen-Zucht. Die wird ihr seit Monaten von der örtlichen Umweltbehörde verwehrt. Die Posse beschreibt Lorenz Maroldt in der aktuellen ZEIT (S. 39) und im Tagesspiegel, wo die Schlagworte „Exzellenzstrategie“, „Sex“, „Prüdokratie“, und „Scientus interruptus“ eine Rolle spielen. Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller ist die Sache jetzt offensichtlich doch zu bunt geworden. Wie dem gestrigen Tagesspiegel-Newsletter zu entnehmen war, verlangt Müller nun vom Umweltamt, das Millionen-Projekt durch eigene "Servicegedanken" zu unterstützen.
  
 
 
Knigge für Industriepromotionen
Nach der TU 9 (PDF), dem Hochschulverband (PDF) und der HRK (PDF) hat nun auch der Stifterverband einen Knigge für Industriepromotionen auf den Tisch gelegt (Handelblatt). Kooperative Promotionen mit der Wirtschaft stehen seit einiger Zeit als „Kuckucksei-Promotionen“ in der Kritik. Unternehmen wählten Doktoranden und Themen aus, und jubelten sie Hochschulen unter. Das Rezept des Stifterverbands umfasst 13-Seiten. Dem Verband zufolge forscht aktuell jeder zehnte angestellte Doktorand in Unternehmen und steht damit auf der Gehaltsliste von Firmen. Wie stark Universitäten und Firmen miteinander verflochten sind, legen Recherchen von Anant Agarwala und Fritz Zimmermann nahe. Ihr Beitrag findet sich hier.
  
 
 
Abschied von Stephen Hawking
Die Welt trauert um Stephen Hawking, der am Mittwoch in Cambridge im Alter von 76 Jahren starb. Eine Auswahl des Medienechos zum Tod des Wissenschaftlers: NZZ, NYT, New Scientist, Varsity. Stephen Hawking, schreibt Alina Schadwinkel in ihrem Nachruf auf ZEIT Online, sei der „Letzte für die ganz großen Fragen“ gewesen. Die Welt richtete ein digitales Kondolenzbuch ein.
  
   
   
   
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Tobias Hans will keinen Welpenschutz
Knapp zwei Wochen im Amt des saarländischen Ministerpräsidenten fühlt sich Tobias Hans zwar „ab und zu“ wie im Praktikum, wünscht aber „keinen Welpenschutz“ (Saarbrücker Zeitung). In seiner ersten Landespressekonferenz als Ministerpräsident zählte Hans Forschung und Hochschulen zu den Schwerpunkten seiner Arbeit. Hans folgt auf Annette Kramp-Karrenbauer und ist wie sie für Forschung und Wissenschaft zuständig.
 
Marlies W. Fröse leitet Evangelische Hochschule Dresden
An der Spitze der Evangelische Hochschule Dresden steht seit diesen Monat Marlies W. Fröse. Prorektor ist Ulf Liedke. Die Amtsübernahme erfolgte in einem Gottesdienst in der Dresdner Dreikönigskirche.
 
Mariya Gabriel startet die Kampagne „No Women no Panel“
Die EU-Kommissarin für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Mariya Gabriel, wird künftig an keinem Panel teilnehmen, das nicht noch mindestens mit einer weiteren Frau besetzt ist. Gabriels „No women no Panel“-Kampagne haben sich mehrere EU-Kommissarinnen angeschlossen. EU-Bildungskommissar Tibor Navracsics unterstützt die Aktion via Twitter.

Naledi Pandor übernimmt Hochschulministerium in Südafrika
Nach einer Kabinettsumbildung in Südafrika verantwortet Naledi Pandor das Hochschulressort. Pandor war zuvor für Wissenschaft zuständig. In ihrer neuen Funktion steht sie vor einer Mammutaufgabe. Sie muss die Studiengebührenfreiheit umsetzen, die Ex-Präsident Zuma im Dezember versprochen hatte (Kooperation international).
 
Händchen fürs Digitale
Open Educational Ressources, Moocs und Social Media sind Ihnen vertraut? Dann könnten sie bei der Hochschulrektorenkonferenz anheuern. Sie sucht einen beziehungsweise eine Referent/in für das Hochschulforum Digitalisierung. Mehr dazu im aktuellen ZEIT-Stellenmarkt.
   
   
 
 
   
 
   
   
 
3½  Fragen an…
 
 
   
Dr. Daniela Tirsch

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum
Eine Erkenntnis, zu der Sie jüngst kamen?
Der Erkenntnisstand in der Wissenschaft ist manchmal so schnelllebig wie die IT-Branche und in Windeseile wieder überholt. So war es schon früher, als man zum Beispiel beim Blick durchs Teleskop in den windverlagerten dunklen Sandlagen auf dem Mars den jahreszeitlichen Wechsel von Vegetation zu erkennen glaubte, und so ist es noch heute, auch wenn uns nun hochaufgelöste Bilder von Raumsonden zur Verfügung stehen: Erst gibt es kein flüssiges Wasser auf dem Mars in der heutigen Zeit, weil Luftdruck und Temperatur es nicht zulassen, dann wieder doch, und zwar in salzgesättigten Lösungen, die den Schmelzpunkt herabsetzen, dann wieder nicht, weil man die Beobachtungen auch noch anders erklären könnte. Wenn man dann in der Zwischenzeit ein Buch schreibt und sich auf eine Theorie bezieht, ist das Buch schon veraltet, sobald es raus kommt. Ärgerlich. Also immer strikt beim wissenschaftlichen Konjunktiv bleiben und sich nicht zu mehr Festlegung ermutigen lassen. Eine sehr wichtige Erkenntnis.
 
Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Man will Frauen in Führungspositionen, die Abteilungen leiten, Projektanträge schreiben, Gelder beschaffen, natürlich auch Wissenschaft betreiben und ständig auf Konferenzen und Meetings fahren – dabei aber am besten noch zwei Kinder und einen Partner haben.  Wie soll das gehen? Ich sage: Wir sollten alle umdenken und neue Strukturen wagen. Das kostet nichts – oder nicht viel. Zum Beispiel statt auf Frauenquoten zu beharren, mal Doppelspitzen zuzulassen. Dann könnten alle anfallenden wissenschaftlichen und administrativen Aufgaben von Führungspositionen auch mit der dafür wirklich nötigen (wo-)manpower erledigt werden. Und der Mensch hat neben der Arbeit auch noch Zeit für sein eigenes Leben und das seiner Familie.
 
Lektüre muss sein. Welche?
Wenn Sie einen Büchertipp in eigener Sache erlauben: „Expedition zu fremden Welten – 20 Milliarden Kilometer durch das Sonnensystem“. Ein Spaziergang durch unsere kosmische Nachbarschaft für jedermann, auf Deutsch, leicht verständlich und unheimlich spannend. Ich bin immer noch ganz stolz und muss es jedem erzählen. Sie haben gefragt. ;-)
 
Und sonst so?
Im Winter geht’s für mich alle zwei Jahre mit Rucksack und ohne Handy oder Laptop gen Asien. Ein Kontrastprogramm zu meiner sonst so digitalisierten, ständigen Erreichbarkeit. Das muss einfach ab und an mal sein. Ich freu mich immer drauf.
   
   
 
 
   
 
 
   
   
   
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Goldene Zeiten bei den Privaten Elitär, beliebt und besser als die staatliche Konkurrenz – dieses Image haben Privatschulen. Eine Studie weckt nun Zweifel an diesem Bild

»Aus Ankara gesteuert« Islamforscherin Susanne Schröter über muslimische Verbände an deutschen Unis Wir bleiben im Elfenbeinturm Die deutschsprachige Philosophie sei in einem desolaten Zustand, kritisierte der Autor Wolfram Eilenberger in der ZEIT. Hat er recht? Das letzte Kapitel Hochbetrieb zu Semesterbeginn, klauende Studenten und Debattenrunden: 42 Jahre lang war die Buchhandlung Luce das Herz des Bielefelder Campus. Jetzt schließt sie

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c.t.
 
 
   
 
„Frauen sind ein Mysterium“, erklärte Stephen Hawking in einem Interview mit dem New Scientist auf die Frage, was das komplexeste Problem der modernen Physik wäre. Die NZZ hat zum Tod des Astrophysikers dessen Hochzeitsfoto herausgekramt. Es zeigt Hawking mit seiner ersten Frau Jane im Jahr 1965.
Quelle: NZZ
 
 
 
 
 
 
 
 
   
Eine flotte Restwoche!

Ihr CHANCEN-Team


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