| Vier Hamburger im Oscar-Fieber Wenn am Sonntagabend in Los Angeles die Oscars verliehen werden, sind auch vier Absolventen der Hamburg Media School dabei: die Regisseurin Katja Benrath, der Produzent Tobias Rosen, die Drehbuchautorin Julia Drache und der Kameramann Felix Striegel. Sie sind mit »Watu Wote – All of us« in der Kategorie Live-Action-Kurzfilm nominiert. Der Film spielt in Kenia und beruht auf einer wahren Begebenheit: Bei einem Angriff der radikal-islamischen Terrormiliz Al-Schabab im Jahr 2015 auf einen Bus an der Grenze zwischen Kenia und Somalia stellten sich Muslime schützend vor Christen. Warum die Geschichte einen Oscar verdient hat, erzählte uns der Produzent Tobias Rosen vor seinem Abflug in die USA. Elbvertiefung: Herr Rosen, am Sonntag sitzen Sie mit der kompletten Starriege Hollywoods im Dolby Theatre in Los Angeles und warten, ob Sie einen Oscar bekommen. Aufgeregt? Tobias Rosen: Nein, eigentlich nicht. Das sind natürlich alles tolle Menschen, die ich total bewundere und die mich inspiriert haben, Filme zu machen. Das ist eine große Ehre, aber nervös bin ich deshalb nicht. Katja, die Regisseurin, und ich waren auch Anfang Februar schon zum Luncheon da. Das ist ein gemeinsames Mittagessen mit allen Nominierten, und hinterher wird eine Art Klassenfoto gemacht. Da haben wir auch schon Meryl Streep und Steven Spielberg getroffen. Am meisten freue ich mich eigentlich darauf, den Abend zusammen mit unserem kenianischen Team zu feiern. Das wird großartig! EV: Sie haben für Ihren Film im Herbst auch schon den Studenten-Oscar in Gold bekommen. Was ist dieses Mal anders? Rosen: Vor allem die Medienaufmerksamkeit. (lacht) Der Oscar ist natürlich die größte, die höchste Auszeichnung, die man mit einem Kurzfilm erreichen kann. Das ist schon eine ganz andere Hausnummer! EV: Warum hätte Ihr Film den Kurzfilm-Oscar verdient? Rosen: Weil er eine unglaublich zeitgemäße, universelle Geschichte erzählt, die zwar in Kenia spielt, aber Themen anspricht, die die ganze Welt beschäftigen. Wir werden häufig gefragt: Christen und Muslime? Ist das ein Film über Religion? Aber darum geht es am Ende gar nicht. Das ist ein Film über Solidarität und Nächstenliebe, die weit über Religionsgrenzen hinwegreicht. EV: »Watu Wote« beruht auf einer wahren Begebenheit. Wie sind Sie und Ihre Mitstreiter auf die Geschichte gestoßen? Rosen: Ich habe meine Kindheit in Südafrika verbracht, bin danach viel in Afrika gereist und habe immer wieder da gearbeitet, gerade auch in Kenia. Weil ich sehr gerne in dieser Region drehen wollte, hatten wir gezielt nach Themen dort gesucht. Ein Professor von der Hamburg Media School hat die Geschichte dann in einem Zeitungsartikel entdeckt. EV: Hatten Sie eigentlich schon einen Smoking im Schrank, als die Nachricht von der Nominierung kam? Rosen: Nein, den habe ich mir erst in der Woche vor dem Abflug gekauft. Mein ehemaliger Chef aus Lüneburg, wo ich lange als Schauspieler bei der Fernsehserie »Rote Rosen« mitspielte, rief mich an und sagte: Wir fänden das cool, wenn wir dir deinen Anzug sponsern könnten! Zum Glück haben wir für viele Posten wie Flüge und Unterkünfte Sponsoren gefunden, sonst hätten wir alles aus eigener Tasche bezahlen müssen.
Frühlingsfest ohne Frühling
Dass die feinen Damen und Herren der Stadt heute Abend das traditionelle Matthiae-Mahl feiern, geht eigentlich gar nicht. Schließlich lud die Hansestadt erstmals im Jahr 1356 dazu ein, um den Frühlingsbeginn und damit den Start in das neue Geschäftsjahr zu feiern. Für Hamburg hieß das: Die Senatoren erhielten neue Aufgaben und wählten den Ersten Bürgermeister. Heuer aber liegt frostiger Schnee – kein Mensch denkt an Frühling. Und an die Wahl des Ersten Bürgermeisters soll niemand denken! Dafür scheint die Sonne, mögen die Veranstalter trotzig entgegnen. Zum Vier-Gänge-Menü im Großen Festsaal des Rathauses erwarten sie rund 400 Gäste, darunter alle Konsule und 35 Ehrenbürger der Stadt, zum Beispiel Fußball-Legende Uwe Seeler. Außerdem sind die Altbürgermeister und zwei Ehrengäste geladen: jedes Jahr ein ausländischer und ein deutscher. Der Präsident der EU-Kommission, Jean-Claude Juncker, wird heute die Festrede halten. Bürgermeister Olaf Scholz hebt so die Bedeutung der Europäischen Union für Deutschland und Hamburg hervor: »In einer Welt von bald acht Milliarden Menschen wird es uns nur gelingen, unseren Einfluss zu wahren, wenn wir uns mit gleichgesinnten Demokratien zusammentun.« Der frühere Außenminister Joschka Fischer darf als inländischer Ehrengast und Freund der EU das älteste noch begangene Festmahl der Welt kosten; was allerdings genau auf den Tellern landet, ist bis zum Beginn des Abends streng geheim. | |
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