Körber-Preis für den Neandertaler in uns Ole von Beust nannte ihn einmal »Hamburgs Nobelpreis«. Dotiert ist der »Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft« mit seinen 750.000 Euro jedenfalls nur um ein paar Cents niedriger als das schwedische Pendant. Im Rahmen eines Festakts im Hamburger Rathaus erhält ihn heute der schwedische Mediziner und Biologe
Svante Pääbo, und zwar für seine Pionierleistungen auf dem Gebiet der Paläogenetik. Pääbo hat – für die wenigen Nicht-Paläontologen unter uns – nicht nur das Erbgut des Neandertalers vollständig entziffert, sondern auch nachgewiesen, dass wir uns vor gut 50.000 Jahren mit ihm gepaart haben. »Deshalb«, erklärt
Matthias Mayer, Bereichsleiter Wissenschaft der Körber-Stiftung,
»haben wir noch heute etwa 1,5 bis gut 2 Prozent Neandertalergene in uns.« Was vielleicht das Verhalten so mancher Autofahrer erklärt. »In Zeiten, in denen nicht nur der amerikanische Vizepräsident die Evolutionstheorie offen leugnet, ist das eine erstaunlich politische Botschaft für einen Befund der Grundlagenforschung«, ergänzt Mayer. »Auf die grundlegend menschliche Frage ›Woher kommen wir?‹ gibt Pääbo eine neue Antwort, und die lautet, dass uns Menschen, zumindest auf genetischer Ebene, viel mehr eint, als uns trennt.« Von Pääbos Erkenntnissen profitiert jedoch nicht nur die Spitzenforschung. Dank ausgefeilterer Methodik könnten zukünftig auch aus praktisch nicht mehr vorhandenen oder stark verunreinigten DNA-Resten komplette Genome rekonstruiert werden, sagt Mayer. Die Forensiker unter uns jubeln.
Die Preisverleihung wird ab 11 Uhr hier im Livestream übertragen.
So übersteht man die Theaternacht Hamburg Rund 40 Theater öffnen morgen zum 15. Mal für die
Theaternacht ihre Pforten. Rund 60 neue Produktionen werden zu sehen sein, manche Häuser wie das Hoftheater zeigen Medleys der kompletten Spielzeit. Das Hamburg Ballett John Neumeier gibt Einblicke in die Probenarbeiten, auf Kampnagel findet ein Tanzmarathon statt, und die Künstler des Allee Theaters kochen für ihre Besucher. Das Thalia Theater zeigt einen Ausschnitt aus dem neuen Stück
»Orpheus«.
Insgesamt kann aus mehr als 300 Programmpunkten gewählt werden. Deshalb haben wir Theaternacht-Projektleiterin
Merle Bremer um ein wenig Hilfestellung gebeten.
Wie plant man so eine Nacht? »Vier Theater sind ein guter Richtwert«, sagt Merle Bremer. Am besten Spielorte aussuchen, die mit einer der fünf
Shuttlerouten anzufahren sind. Auch die Entscheidung für nur einen Stadtteil, etwa Altona, wo eine große Bandbreite zu sehen sei, lohne sich.
Worauf ist bei der Auswahl zu achten? »Darauf, sich nicht zu viel vorzunehmen und einen Alternativplan parat zu haben«, meint Bremer. »Man muss sich auch treiben lassen können.« Größere Häuser wie das
Thalia in der Gaußstraße oder das
Ohnsorg-Theater bieten mehrere Programmpunkte parallel, sodass auch vor Ort spontan umgeschwenkt werden kann.
Wo sollte man früh da sein, und wo lohnt sich der Besuch auch zu späterer Stunde? Viele Besucher starten am Jungfernstieg, dem zentralen Umstiegsort der Shuttlebusse, und bewegen sich, je länger die Nacht dauert, weiter aus der Innenstadt heraus. »Ein Tipp wäre, es andersherum zu machen«, meint Bremer. Gerade in großen Häusern wie Staatsoper oder Ballett könne es zu späterer Stunde leichter sein, einen Platz zu ergattern. Aber Vorsicht, das Ballettzentrum hat nur bis 22 Uhr Programm!
Welche Ausrüstung empfiehlt sich? Trotz Shuttlebussen rät Bremer zu bequemem Schuhwerk. Und: »Unbedingt mit einem
Theaterbecher bewaffnen!« Damit bekommt man in jedem Haus gratis Kaffee. Das Sammlerstück wurde dieses Jahr von Schauspieler Peter Jordan gestaltet.
Was darf man auf keinen Fall verpassen? »Einen Spielort auszusuchen, den man noch nicht kennt«, sagt Bremer. Das
Theater im Zimmer in einer Villa an der Alster mit schönem Garten sei in diesem Jahr zum ersten Mal dabei und sehr sehenswert. Ebenso das
Theater Das Zimmer mit seinen nur 30 Plätzen. »Der Besucher ist sehr nah dran, eine tolle Theatererfahrung!«, sagt Bremer.
Das Programm beginnt um 16 Uhr, um Mitternacht beginnt die Aftershowparty. Hier gibt es einen Überblicksplan.