Hamburgs dunkle Ecken

 
+ April, April! + Carles Puigdemont einen Schritt näher an der Auslieferung + Raus in die Kälte + Wer tummelt sich im Storchennest? +
 

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Wenn sich das nicht frühlingshaft anhört: Wechselhaftes Wetter mit Gewittern und wieder bis zu 17 (in Worten: siebzehn) Grad! Genießen Sie’s, wir sind noch nicht über den Berg.
   
 
Guten Morgen,
 
Sigrid Neudecker / Foto: Gretje Treiber
 
ein paar von Ihnen haben es natürlich gemerkt: Unsere heiße, exklusive Nachricht von gestern – Die Elbchaussee soll Fahrradstraße werden! – war ein Aprilscherz. Initiiert von der Initiative Kurs Fahrradstadt, die erreichen will, dass Hamburg als Fahrradstadt deutschlandweites Vorbild werden soll. Kein Scherz dagegen ist, dass man im Zuge der real anstehenden Sanierung der Elbchaussee zwischen Manteuffelstraße und Altonaer Rathaus noch bis zum 16. April Wünsche und Vorschläge einbringen kann, wie die Elbchaussee künftig aussehen soll (zum Beispiel wie eine Fahrradstraße?). Später folgen Straßenaktionen und Diskussionsveranstaltungen. »Wir wollen den Verkehrsraum so aufteilen, dass alle Verkehrsteilnehmer profitieren«, sagte uns Susanne Meinecke aus der Verkehrsbehörde. »Es ist nicht unser Ziel, eine Gruppe zu vertreiben.« Insofern, hörten wir aus einer anderen Behörde, sei doch die Option Fahrradstraße gar nicht so schlecht ... Wir sind gespannt.
 
Und, gebranntes Kind sucht das Feuer, im Gegenzug decken wir einen anderen Aprilscherz auf. Haben Sie am Sonntag zufälligerweise die »NDR Quizshow« gesehen und dabei erlebt, wie Jörg Pilawas Sohn die Moderation der Sendung übernahm? Möglicherweise dachten Sie bei sich: Hm, mag sein, dass jetzt auch schon bei Moderatoren das Prinzip der Erbfolge gilt, aber etwas mehr Routine täte dem jungen Mann dennoch gut. Nun, wir enthüllen exklusiv: Der Filius übernahm die Sendung nur für den 1. April.
 
Wo wir schon beim Aufdecken sind: Erinnern Sie sich an den Aufruf, uns zu sagen, wo Hamburg abends zu dunkel ist? So dunkel, dass man stolpert, zusammenstößt, dass es einen schaudert? Unten beginnt die erste Folge unserer Fotoserie »Hamburgs dunkle Ecken«. Zu jedem Ort haben wir die Verkehrsbehörde gefragt, wieso es dort denn so dunkel sein muss. Bei der Gelegenheit erfuhren wir, dass die Beleuchtung in Hamburg »einheitlich geregelt« wird und die Masten in der Regel alle 50 Jahre und die Leuchten alle 25 Jahre ausgetauscht werden. Die gute Nachricht: Bei kaputten Lampen (»Birnen«) können wir noch zu unseren Lebzeiten etwas ausrichten, meist sogar innerhalb einer Woche: Melden Sie die Dinger einfach hier.  

 


Carles Puigdemont einen Schritt näher an der Auslieferung
 
Die Generalstaatsanwaltschaft Schleswig-Holstein hat gestern einen Auslieferungshaftbefehl für den ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont beantragt. Das ist allerdings nur der nächste juristische Schritt unter vielen. Nun muss das Oberlandesgericht Schleswig entscheiden, ob Puigdemont tatsächlich in Auslieferungshaft genommen wird. Dazu muss es einen Haftgrund geben – beispielsweise Fluchtgefahr –, und es muss geklärt werden, ob eine Auslieferung nicht von vornherein unzulässig erscheint. Die Anordnung der Haft soll erst einmal sicherstellen, dass eine Auslieferung überhaupt ermöglicht wird. Gegen sie ist kein Rechtsmittel möglich. Sollte Puigdemont mit einer Auslieferung nicht einverstanden sein, muss die Generalstaatsanwaltschaft in Schleswig in einem weiteren Schritt die rechtliche Zulässigkeit seiner Auslieferung beantragen. Dazu gehört, dass die Taten, die Puigdemont in Spanien vorgeworfen werden, auch in Deutschland strafbar sind. Sollte das OLG Schleswig den Straftatbestand Rebellion als im deutschen Strafrecht für nicht gegeben betrachten und ihn beispielsweise nur wegen Untreue ausliefern, dürfte er in Spanien auch nur deswegen angeklagt werden. Wie kompliziert diese juristische Geschichte auch klingen mag, über die Auslieferung soll laut Gesetz innerhalb von 60 Tagen nach der Festnahme am 25. März entschieden werden. Jurastudenten weltweit werden noch viel länger von diesem Fall zehren.
 
   
   
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Raus in die Kälte
 
Am 31. März schloss das Hamburger Winternotprogramm für diesen Winter seine Pforten – obwohl die nächtlichen Temperaturen in den kommenden Tagen hart am Gefrierpunkt vorbeischrammen werden. Im Durchschnitt suchten jede Nacht rund 600 Menschen die beiden städtischen Standorte in der Friesenstraße und im Schaarsteinweg auf, um sich dort vor der Kälte zu schützen. Doch nicht nur das. Das Winternotprogramm sei »mehr als ein Erfrierungsschutz«, sagt Marcel Schweitzer von der Sozialbehörde. Der Aufenthalt wird auch mit Sozialberatung verknüpft – mit dem Ziel, die Menschen langfristig von der Straße zu holen. Bei 231 Obdachlosen habe das in diesem Winter geklappt. Und was ist mit dem Rest, wenn es wieder kalt werden sollte? »In Ausnahmefällen ist eine Verlängerung des Winternotprogramms möglich, zum Beispiel bei extremen Temperaturen«, sagt Schweitzer. Pik As und Frauenzimmer hätten aber ohnehin das ganze Jahr über geöffnet und stellten, zusätzlich zu den privaten Trägern, 360 Plätze zur Verfügung. Doch im Gegensatz zum Winternotprogramm sind beide Einrichtungen nicht kostenlos, weshalb vor allem Saisonarbeiter versuchen, über die Wintermonate auf diese Weise Geld zu sparen. »Am 1. November ist das Pik As immer leer, weil alle ins Winternotprogramm ziehen«, sagt Schweitzer. Als ganzjährige Unterkünfte stehen weder Schaarsteinweg noch Friesenstraße zur Verfügung. »Das Gebäude im Schaarsteinweg wird geräumt. Es gehört der Stadt nicht – wir hatten es nur angemietet.« Und das Gebäude in der Friesenstraße dürfe nur zur Übernachtung von Nacht zu Nacht genutzt werden.

 


Sauberes Essen
 
Irgendwann im Laufe des Mai könnte an den Türen von Hamburgs Restaurants neben »Michelin«-Empfehlungen ein neuer Aufkleber auftauchen. Dann sollen die Gäste mittels »Hamburger Hygienesiegel« darüber informiert werden, dass das Etablissement bei den regelmäßig stattfindenden Kontrollen die entsprechenden Vorschriften »sehr gut oder gut« erfüllt hat. »Kundinnen und Kunden möchten wissen, wie es um die Hygiene und die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben in ihrem Lieblingsrestaurant oder beim gern besuchten Imbiss steht«, sagte Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks gestern. »Mit dem Hamburger Hygienesiegel schaffen wir ein leicht erkennbares und eindeutiges Instrument, das darüber Auskunft gibt.« Das neue Siegel begrüßt auch Michael Knobloch, Vorstand der Verbraucherzentrale Hamburg. »In unserem aktuellen Verbraucherschutzpegel wünschten sich immerhin 32,2 Prozent der Teilnehmer, dass die Ergebnisse der amtlichen Hygiene-Kontrollen bekanntgemacht werden sollen.« Damit geht der Wunsch der Verbraucher über das hinaus, was Prüfer-Storcks nun präsentiert hat. Denn das neue Siegel bekommen ab Mai nur jene Betriebe, die freiwillig mitmachen. Kommen Siffbuden also weiter ungeschoren davon? Nein, glaubt Knobloch. »Wenn nur die Guten das an die Tür kleben, fragt man sich bei den anderen: Wieso haben die das Siegel nicht? Das könnte dazu führen, dass die Leute vielleicht auch einmal bei ihrem Lieblingsitaliener nachfragen. So könnte ein bisschen Druck aufgebaut werden.«
 
   
   
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Wer tummelt sich im Storchennest?

Hat sich da tatsächlich einer ins gemachte Nest gesetzt? Vor Ostern noch vermeldeten wir, es sei leer, seit wenigen Tagen ist das Nabu-Storchennest nun bewohnt. Aber ist der Storch überhaupt der langjährige Hauptmieter Rolf? Der war jedenfalls beringt, und an dem Neuen, offenbar Leser der »Elbvertiefung«, ist keinerlei Schmuck zu entdecken. Allerdings fühlt er sich schon wie zu Hause und hat sich neben der Körper- auch bereits ausgiebig der Nestpflege gewidmet. (Obwohl unsereins nie so lange überlegen muss, wo sich der neue Zweig denn nun am besten macht.) Auch Nabu-Experte Jürgen Pelch ist sich nicht sicher, wird aber in den kommenden Tagen »mit einem großen Fernglas vorbeischauen«, verspricht er. Und droht: »Wenn es nicht mehr Rolf ist, bekommt er einen anderen Namen.«
   
   
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Serie: Hamburgs dunkle Ecken
 
An gar nicht wenigen Orten in dieser Stadt stolpert man nachts durch Schwärze. Mehr Licht? Fehlanzeige! Wir haben Sie gefragt: Wo ist Hamburg unterbelichtet? Hier kommen Ihre »Highlights«.
 
 
 
Friedensallee, Bezirk Altona
 
 
Gefunden von Julia Lemke
 
Befahren nur bei Tageslicht! Wer früh am Morgen oder in der Nacht von Ottensen auf der Friedensallee Richtung Groß Flottbek in die Pedale tritt, sollte die Stirnlampe nicht vergessen. Ab dem Bahrenfelder Bahnhof hüllt sich die eine Seite des Fuß- und Fahrradwegs in Dunkelheit. Spaziergänger können auf die gut ausgeleuchtete andere Seite wechseln, Radfahrer aber werden zu Geisterfahrern.

Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sagt dazu:
 »Auf der Friedensallee vom Bahrenfelder Bahnhof bis hin zur Mendelssohnstraße wird der aktuelle Verkehrsraum anders genutzt als zu der Zeit der Errichtung der Beleuchtungsanlagen, weswegen hier eine Überplanung der Straßenbeleuchtung sinnvoll ist.«
 
 
 
Mittagstisch
 
 
Im Westen was Neues

Eine neue Mittagstisch-Option in Bahrenfeld? In Zeiten, wo sich hier und im angrenzenden Ottensen alles immer überrannter anfühlt, will diese sofort ausprobiert werden. In dem kleinen Restaurant Buhjah Bowls, seit sechs Wochen in den ehemaligen Räumen einer Kochschule ansässig, kann man in hellem, schick-minimalistischem Ambiente verschiedene Versionen bunter Bowls-Kreationen genießen (7,90–8,90 Euro). Außerdem gibt’s eine wechselnde Tagessuppe (etwa Rotkohl-Kokos für 3,20 Euro) und interessant klingende Salate (4,90 Euro). Die aktuelle Weekly Bowl (Süßkartoffel, Blumenkohl, Feldsalat, Rote-Linsen-Püree, Avocado, Bärlauchpesto) schmeckt frisch und selbst gemacht, gekocht wird laut der netten Inhaberin vorwiegend mit regionalen und Biozutaten vegetarisch und vegan, auf Wunsch aber auch mit Fleisch (Hackbällchen als Topping; 3,50 Euro) – da ist man hier entspannt. Nach so viel Gesundem fühlt man sich angenehm un-vollgestopft. Es muss noch ein Nachtisch her: Kokos-Milchreis mit Mangopüree; 2,50 Euro.

Bahrenfeld, Buhjah Bowls, Daimlerstr. 75A, Mo–Fr 11.30–15.30 Uhr

Nina Thomsen
 
Alle Mittagstische im ZEIT Gastroführer
 
Gastro-Karte
 
   
   
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Verlosung
 
 
 
»Meisterlich: Die eigene Lebensgeschichte als Buch? Wie verliert man die Angst vor der weißen Seite? Was ist die eigene Geschichte, und wie lässt sie sich strukturieren? Und wenn alles auf dem Papier ist: Wie lässt sich ein Verlag finden? In der ZEIT Meisterklasse »Autobiographisches Schreiben« bekommen Sie Antworten von Heike Faller – ZEITmagazin-Redakteurin und Henri-Nannen-Preisträgerin.
Wir verlosen zwei Karten für die ZEIT Meisterklasse am Donnerstag, den 14. Juni 2018, ab 18.30 Uhr im Helmut-Schmidt-Haus. Senden Sie uns bis morgen, Donnerstag, 12 Uhr, eine E-Mail an elbvertiefung@zeit.de, Betreff »Meisterklasse: Autobiographisches Schreiben«. Viel Glück!
 
 
 
Was geht
 
 
 
»Behinderung ohne Behinderte: Behinderung entsteht nicht bei der Geburt. Behinderung entsteht in der und durch die Gesellschaft. Diesen Ansatz verfolgen Disability Studies, sie kritisieren in allen Lebensbereichen Barrieren, die Betroffenen die gleichberechtigte Teilhabe am Leben erschweren. Einführungsvortrag: »Behinderung ohne Behinderte?«
Universität Hamburg, Hauptgebäude, Raum 221, Edmund-Siemers-Allee 1, 16–18 Uhr, Eintritt frei
 
»Songs in Sicht: Elektro trifft auf Geige, Kontrabass und Klangholz. Reduziert melodiös klingen die Songs von Festland. Lyrische Texte schaffen Bilder, mehrdeutig und doch einfach wie Kinderlieder. Experimenteller Deutsch-Pop at its best.
Golden Pudel, Sankt Pauli Fischmarkt 27, 20 Uhr
 
»Oper im Kino: Verdis Liebe zu Shakespeares Werken begann mit »Macbeth«, für ihn »eine der größten Schöpfungen der Menschheit«. Der Feldherr Macbeth kämpft darin aufseiten des schottischen Königs – bis ihm Hexen prophezeien, er selbst werde bald zum Herrscher. Fortan treibt ihn Ehrgeiz zu furchtbaren Taten. Italienische Oper mit deutschen Untertiteln, unter anderem mit Anna Netrebko und Ildebrando D’Arcangelo.
CinemaxX Hamburg-Wandsbek, Quarree 8, 20.15 Uhr, ab 29 Euro
 
 
 
 
   
   
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Hamburger Schnack
 
 
Gründonnerstag. In der Schlange bei Jim Block, Othmarschen, Burger to go. Hinter mir ein Paar, 50 plus und wohlbeleibt. Er: »Was nimmst du?« Sie: »Ich glaube, ich nehme mal Huhn, ich habe heute irgendwie keinen Appetit auf Fleisch.«

Gehört von Andrea Boerries
 
 
   
   
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WELTKUNST - 2 Ausgaben
   
   
 
 
Meine Stadt
 
 
 
 
Jetzt können wir uns vielleicht an den Hashtag #EndlichFrühling wagen, hier zum Beispiel im Jenischpark
 
Foto: Kerstin Bittner
 

Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir unbedingt berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de
 
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Morgen lesen wir uns wieder, wenn Sie mögen!

Ihr
Mark Spörrle
 
 
PS: Gefällt Ihnen unser Letter, leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an unter www.zeit.de/elbvertiefung. Dann schicken wir Ihnen die neue Elbvertiefung, solange Sie wollen, immer montags bis freitags ab 6 Uhr.
 
 
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