| »Mit Tausenden Vögeln fühlt man sich nicht einsam« Seit 26. März ist der Ornithologe Jonas Kotlarz, 25, Vogelwart auf der 180 Hektar großen Insel Trischen im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Bis Juli, wenn die Brutzeit endet, wird er dort das einzige menschliche Wesen bleiben. Wir haben ihn gefragt, was er außer Bloggen sonst noch den ganzen Tag macht. Elbvertiefung: Herr Kotlarz, Sie sind jetzt seit gut drei Wochen auf der Insel. Fangen Sie schon an, mit Ihrem Volleyball zu sprechen? Jonas Kotlarz: Bisher hab ich noch nicht das Gefühl von Einsamkeit verspürt. Ich bin hier zwar der einzige Mensch, aber rundherum ist Leben pur. Mit Tausenden Vögeln fühlt man sich als Ornithologe nicht einsam. EV: Wie stressig ist so ein Inselleben? Kotlarz: Stressig ist es nicht, aber es gibt die ganze Zeit etwas zu tun. Ich muss beobachten, dokumentieren, zählen und aufschreiben. Ich versuche, jeden Tag mit Sonnenaufgang zu starten, um die Zugvögel zu beobachten. Die ziehen derzeit in die nordischen Brutgebiete, da kommen sie auch auf Trischen vorbei. Und langsam kommen auch Brutvögel wie Graugänse. Die Kormorane brüten, die Wiesenpieper balzen … Und dann kartiere ich noch das Watt und zähle die Kleintiere. Auf der Ostseite, wo es ziemlich schlickig ist, habe ich schon 1700 Kotpillenwürmer gezählt. EV: Wie zählt man 1700 Kotpillenwürmer? Oder, sagen wir, 1400 Ringelgänse? Kotlarz: Bei den Kotpillenwürmern, das gebe ich zu, arbeite ich mit Stichproben, die ich dann hochrechne. Die Ringelgänse zähle ich, mit Fernglas und Spektiv ausgestattet, mit einer Zähluhr. EV: Und wenn die Vögel auffliegen, können Sie von vorn beginnen? Kotlarz: Ja, das ist eine Herausforderung, vor allem wenn der Seeadler kommt und alle aufscheucht. Die Ringelgänse zähle ich bei Niedrigwasser, da sitzen sie im Watt und putzen sich. Wenn man da einen gewissen Sicherheitsabstand hält, fliegen sie auch nicht weg. EV: Was ist Ihre eigentliche Aufgabe auf der Insel? Kotlarz: Trischen ist ein Naturschutzgebiet, das in der Schutzzone 1 des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattemeer liegt und vom Nabu betreut wird. Der Vertrag umfasst, die Natur zu beobachten, aber auch Störungen, die vom Menschen verursacht werden, zu dokumentieren. Wenn jemand illegal die Insel betritt, muss ich ihn verweisen. Oder das Kennzeichen von einem Tiefflieger notieren. EV: Und dazwischen genießen Sie das Inselleben? Kotlarz: Wenn hier die Brutsaison in vollem Gange ist, ist mein Bewegungsfreiraum stark eingeschränkt. Dann werde ich im Wesentlichen bei der Hütte bleiben. Ich kann dann nicht mehr bei Sonnenuntergang am Strand rumlaufen oder ins Meer springen, nur weil’s mir so gefällt. EV: Von der einsamen Insel träumt fast jeder. Für das Sozialleben ist das aber wohl eher schwierig? Kotlarz: Bisher find ich’s super! Es muss einem klar sein, dass man bestimmte Sachen hier nur begrenzt zur Verfügung hat. Einmal pro Woche kommt Axel Rohwedder mit seinem Boot »Luise« und bringt mir Trinkwasser und Essen. Zum Waschen muss ich Regenwasser sammeln und in Kanister abfüllen. Das Waschbecken ist im Freien, da war an den kalten Tagen schon die Frage: Wie mache ich das mit dem Waschen? EV: Nu, Sie sind ja allein auf der Insel … Kotlarz: Ja, aber ein Minimum an Körperhygiene muss schon drin sein. Ich bin sogar schon zweimal in die Nordsee gesprungen, das ist am effektivsten. EV: Dürfen wir fragen, ob Sie in einer Beziehung sind? Kotlarz: Ja, bin ich, aber wir sind in Fernbeziehungen erprobt. Und wenn die Brutzeit vorüber ist, kann ich auch den einen oder anderen Besucher empfangen. Bis dahin kommt ja einmal pro Woche Axel, der versorgt mich auch immer mit Klönschnack. EV: Und wenn Sie jetzt plötzlich Zahnschmerzen bekommen? Kotlarz: Ich will den Teufel nicht an die Wand malen. Ich muss eben aufpassen, dass mir nichts passiert. Immerhin kann mich hier niemand anstecken. Und wenn doch, dann war’s Axel.
Was, verflixt, heißt »grundhafte Erneuerung«? Finale der Serie »Hamburgs dunkle Ecken« Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben uns Hamburg von seiner finsteren Seite gezeigt. Zum Abschluss unserer Serie »Hamburgs dunkle Ecken« seien nun in Kurzform all die Strecken erwähnt, die sich leider nicht bebildern ließen, weil – nun ja, wir hoffen, Sie verstehen... Diesmal haben wir die Antworten der Verkehrsbehörde mit Erläuterungen ergänzt, die uns die Fachleute der Hamburger Verkehrsanlagen GmbH zur Verfügung stellten. Sollten Sie also, wie unsere Leserin J. K., schon Wetten abgeschlossen haben, was eine »grundhafte Erneuerung« sein könnte: Hier erfahren Sie mehr: Kuhberg, Bezirk Mitte (gefunden von Elisabeth Bracker da Ponte) Die Verkehrsbehörde teilt mit: »Die genannte Straße ist nach dem zum Zeitpunkt der Errichtung geltenden Hamburger Baustandard für Gehwege beleuchtet. Eine Überplanung steht aktuell nicht an und ist erst zur nächsten grundhaften Erneuerung vorgesehen.« »Baustandard für Gehwege« heißt: Hier sollte der Gehweg von den Straßenlampen eigentlich mitbeleuchtet werden. »Grundhafte Erneuerung« bedeutet: die vollständige Erneuerung der Beleuchtung einer Straße oder eines Straßenabschnitts, bei der die Standorte der Laternenmasten überprüft und oft auch Leuchten ersetzt werden. Das geschieht, wenn die Straße umgebaut oder saniert wird. Andernfalls werden Masten im Turnus von 50 Jahren ersetzt, Leuchten nach 25 Jahren – erst dann gelten die (mit Steuergeld eingekauften und daher möglichst langlebigen) Geräte als verschlissen. Holstenstraße, Bezirk Altona (gefunden von Johanna Meier) Die Verkehrsbehörde teilt mit: »Die genannte Straße ist nach dem aktuell geltenden Hamburger Baustandard für Hauptverkehrsstraßen beleuchtet. Eine Überplanung ist in den kommenden Jahren nicht vorgesehen.« »Baustandard für Hauptverkehrsstraßen« heißt: Abhängig von der Fahrbahnbreite und der damit zusammenhängenden Höhe der Laternenmasten, steht in der Regel alle 30–45 Meter ein Mast. »Überplanung« heißt: Hier werden Verkehrsflächen neu geplant. Die Beleuchtungsanlage wird dann der neuen Planung angepasst. Haynspark, Bezirk Nord (gefunden von Sina) Die Verkehrsbehörde teilt mit: »Alle Parks in Hamburg werden aus ökologischen Gründen und vor dem Hintergrund des sparsamen Umgangs mit Haushaltsmitteln grundsätzlich nicht beleuchtet. Ausnahmen werden nur im Rahmen von wichtigen Wegebeziehungen, z. B. bei Wegen zwischen Stadtteilen oder zu Haltestellen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), zugelassen.« Tondernstraße, Bezirk Nord (gefunden von Iris Völkel-Forstner) Die Verkehrsbehörde teilt mit: »In der Tondernstraße befindet sich eine Baustelle, aufgrund dieser dort für die Dauer der Bauzeit ein Mast entfernt wurde. Eine Ersatzbeleuchtung sollte von der Baustelle bereitgestellt werden. Eine Begehung hat ergeben, dass dies nicht hinreichend erfolgt ist. Es wird umgehend für Abhilfe gesorgt.« Faberstraße, Bezirk Eimsbüttel (gefunden von Elisabeth Pagitz) Die Verkehrsbehörde teilt mit: »Die genannte Straße ist nach dem Hamburger Baustandard für Nebenverkehrsstrecken beleuchtet. Eine Überplanung steht aktuell nicht an und ist erst zur nächsten grundhaften Erneuerung vorgesehen.« »Baustandard für Nebenverkehrsstrecken« heißt: Auf geraden Strecken, die keine wichtigen Verbindungsstrecken innerhalb der Stadt sind, steht in der Regel alle 60 Meter ein Laternenmast. Im Bereich von Einmündungen oder Kurven sind es in der Regel 30 Meter. Kollaustraße, Bezirk Eimsbüttel (gefunden von Götz Gerhardt) Die Verkehrsbehörde teilt mit: »Eine Überplanung der Beleuchtung ist bereits in Bearbeitung.« (!) Parkallee, Bezirk Eimsbüttel (gefunden von Martina Bittermann) Die Verkehrsbehörde teilt mit: »Die genannte Straße ist nach dem aktuell geltenden Hamburger Baustandard beleuchtet. Eine Überplanung ist in den kommenden Jahren nicht vorgesehen.« »Hamburger Baustandard« heißt: Der Abstand zwischen den Straßenlaternen sollte 30–60 Meter betragen. Da sie im Vergleich zu anderen Straßen eher eine Nebenverkehrsstrecke darstellt, sind es wohl eher 60-Meter-Abstände. Märkerweg/Paul-Sorge-Straße/Krähenweg/Vielohweg, Bezirk Eimsbüttel (gefunden von Ulrike Bach) Die Verkehrsbehörde teilt mit: »Die genannten Straßenzüge sind nach dem zum Zeitpunkt der Errichtung geltenden Hamburger Baustandard für Nebenverkehrsstrecken beleuchtet. Eine Überplanung steht aktuell nicht an und ist erst zur nächsten grundhaften Erneuerung vorgesehen.« |
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