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Sie wissen es längst, heute wird gestreikt: in Kitas, bei der Stadtreinigung, in den Bücherhallen und in der Hafenbehörde. Was Sie vielleicht nicht wussten: Auch im Theater ist Streik. Beim »Kaufmann von Venedig« im Schauspielhaus und bei »Illusionen wie Schwanensee« in der Oper werde es zu »Beeinträchtigungen der Vorstellungen kommen«, hieß es vorab. Wird der Vorhang also schon vor dem Höhepunkt fallen, geht plötzlich das Licht aus, marschieren mittendrin Bühnenarbeiter im Blaumann auf die Bühne und packen Pausenbrote aus? Wir werden sehen. Schon gestern bildeten überraschend auch 1100 Telekom-Mitarbeiter streikenderweise eine Menschenkette; dass sie dabei Gratis-Smartphones verteilten, stimmt allerdings nicht. Doch Sie sehen: Auch heute kann Unvorhergesehenes passieren. Bleiben Sie also entspannt, wenn mal wieder kein Paket kommt, wenn der Verkäufer an der Käsetheke vor Ihnen flieht, wenn Ihr linker Schuh ständig aufgeht, wenn es regnet – vielleicht hängt all das mit dem Streik zusammen … Noch schnell zu einer Geschichte aus der neuen ZEIT:Hamburg, die Sie unbedingt lesen müssen, weil sie Antwort auf eine Frage gibt, über die sich viele Menschen in dieser Stadt den Kopf zermartern: Wie kann man billiger bauen? Und zwar ohne Abstriche zu machen, ohne auf Umweltschutz zu pfeifen und ohne pappdünne Wohnungstrennwände, durch die man den Nachbarn abends gähnen (oder Schlimmeres tun) hört. Man kann: indem man auf denjenigen verzichtet, der von allen am Bau das meiste Geld einsteckt und einem dafür kalt lächelnd sagt, das mit der Zwischenwand müsse so sein – auf den Bauträger, Projektentwickler, Baulöwen, Bauhai … Wie das ohne ihn geht, das hat ZEIT:Hamburg-Kollege Frank Drieschner ausprobiert. Er baute mit einem Wohnprojekt: »48 Erwachsene, unter denen 46 vom Wohnungsbau keinerlei Ahnung haben, planen und errichten zusammen fünf Mehrfamilienhäuser«, so Drieschner. »Das klingt abenteuerlich, als könnte es nur schiefgehen.«
Inzwischen stehen die Dachterrassenhäuser im Hamburger Norden allerdings seit fast zehn Jahren, die Bewohner sind zufrieden und die Kosten haben sich im Rahmen gehalten. Wie der Kollege und seine Mitbauer das geschafft haben, lesen Sie in der Wohnen-Serie in der neuen ZEIT:Hamburg, heute am Kiosk oder digital gleich hier.
Regierungserklärung: Neuer Bürgermeister, neues Glück?
Regierungserklärungen sind etwas Schönes. Wohlklingend und voller guter Vorhaben, kommen sie leichtfüßig daher und versprechen, dass alles noch viel besser wird. In der gestrigen Bürgerschaftssitzung ergriff Hamburgs Neuer, Peter Tschentscher, das Wort und stellte seinen politischen Fahrplan für die nächsten Jahre vor. »Wir schaffen die Grundlage für eine Stadtgesellschaft, in der alle die besten Chancen auf ein Leben nach den eigenen Vorstellungen haben«, sagte er. Hamburg werde an Bevölkerung zunehmen, bereits in rund zehn Jahren könnten zwei Millionen Menschen in der Stadt leben. Mit den heutigen Entscheidungen würden die Weichen gestellt, ob aus dem Bevölkerungswachstum auch ein Wachstum von Wirtschaftskraft und der Lebensqualität resultierte: Hamburg solle stark, sicher, lebenswert und bezahlbar bleiben. Und wie das? Tschentscher will unter anderem die Gründungskultur der Stadt weiter vorantreiben, Innovationszentren gründen und den Hafen durch Investitionsprojekte modern und wettbewerbsfähig halten. Investiert werden soll auch in Wissenschaft und Bildung. Allein 1,5 Milliarden Euro sollen in den kommenden Jahren in Sanierung und Bau von Schulen fließen; rund 100 Millionen Euro sollen jährlich in Krankenhäuser gepumpt, die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte verbessert werden. Es sind weitere Schritte zum höheren Mindestlohn geplant – 12 Euro die Stunde sind anvisiert. Und gebaut wird natürlich auch. Weiterhin sollen mindestens 10.000 neue Wohnungen per annum in der Stadt entstehen, aber der Anteil von Sozialwohnungen soll auf 3000 jährlich erhöht werden. Zusätzlich sollen mehr frei finanzierte Wohnungen entstehen, »deren Kaltmiete bei rund acht Euro pro Quadratmeter liegt«. Nicht ohne den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs außer Acht zu lassen, die Zahl der innerstädtischen Grünflächen zu erhöhen und weitere innerstädtische Grünzüge zu entwickeln. Klingt nur zu schön. Dennoch, das ist der Fluch bei Wahlversprechen und Regierungserklärungen, hagelte es direkt Oppositionskritik von CDU-Fraktionschef André Trepoll: Das sei kein Neustart, sondern ein »rot-grünes ›Weiter so‹«! |
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